Griechenland:Athen schließt IWF-Hilfen nicht mehr aus

Das hoch verschuldete Griechenland würde sich auch vom IWF helfen lassen - und erteilt einem Austritt aus der Euro-Zone eine Absage. Auch Josef Ackermann meldet sich zu Wort.

Das hoch verschuldete Griechenland schließt Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht mehr aus. "Wir halten uns alle Optionen offen", sagte der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou in Brüssel auf die Frage einer möglichen IWF-Finanzspritze. "Wir würden aber eine europäische Lösung bevorzugen", betonte Papandreou nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

Barroso bekräftigte, dass die Kommission und die Euro-Länder an einem "europäischen Mechanismus für eine koordinierte Unterstützung" Griechenlands arbeiten. "Die Instrumente stehen bereit, falls sie gebraucht werden." Griechenland habe aber bisher nicht um Finanzhilfen der Euro-Zone gebeten. Voraussetzung für solche Hilfen wäre ein Beschluss der europäischen Staats- und Regierungschefs. Der EU-Gipfel tagt am Donnerstag und Freitag kommender Woche.

Barroso versicherte, die Kommission sei vorbereitet darauf, einen koordinierten Mechanismus zur Hilfe für Griechenland in Gang zu setzen. Sie arbeite aktiv mit den Mitgliedstaaten daran.

Papandreou erteilte außerdem einem Austritt seines Landes aus der Euro-Zone eine Absage. "Griechenland wird die Euro-Zone nicht verlassen", sagte Papandreou. Sein Land sei beim Abbau der Rekordschulden von mehr als 300 Milliarden Euro "auf einem sehr positiven Weg".

Der griechische Ministerpräsident reagierte damit auf einen Vorstoß von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Kanzlerin hatte zuvor in der Haushaltsdebatte im Bundestag neue EU-Regeln angeregt, um den Ausschluss eines Landes aus der Gruppe mit der Gemeinschaftswährung als letztes Mittel zu ermöglichen. Grundsätzlich zeigte sich Papandreou für Merkels Pläne offen. "Ich würde institutionelle Veränderungen unterstützen", sagte er.

Ackermann: Rettung Griechenlands ohne Alternative

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hält die Rettung des hochverschuldeten Griechenlands für alternativlos. "Wenn wir Griechenland nicht stabilisieren können, haben wir das nächste Problem. Die Kosten sind zu hoch, wenn man keine Rettung findet", sagte Ackermann am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Center for Financial Studies in Frankfurt. Die deutschen Banken - nicht die Deutsche Bank - hätten dort "beträchtliche Milliarden im Feuer".

Insgesamt müsse die Suche nach Lösungen aus der Finanzkrise wieder stärker weltweit abgestimmt werden, mahnte Ackermann. Tendenzen zu Abschottung und nationalen Alleingängen betrachte er mit Sorge. "Die Preisgabe international integrierter Finanzmärkte wäre nicht nur ein Bruch wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Grundentscheidungen, sie wäre vor allem verbunden mit massiven Wohlfahrtseinbußen", sagte der Chef des Dax-Konzerns.

"Es steht außer Frage, dass der Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte einer grundlegenden Reform bedarf. Die Schwächen, die die Krise offengelegt hat, waren zu offenkundig."

Allerdings sei die Schuld für die Krise nicht nur bei der Finanzbranche zu suchen: Auch niedrige Zinsen und regulatorisches Versagen seien mitverantwortlich. Darum müssten Reformen auch an verschiedenen Stellen ansetzen. Unter anderem sei angeraten, die Verflechtung der Marktteilnehmer untereinander zu verringern: "Wir müssen verhindern, dass kranke Finanzinstitute gesunde Wettbewerber infizieren", sagte Ackermann.

Die Aufsicht müsse schon eingreifen dürfen und den Abbau von Risiken verlangen, bevor ein Institut kurz vor dem Kollaps stehe. Dazu brauche es auch gesamteuropäische Aufsichtsstrukturen. Alle Marktteilnehmer sollten sich besser auf die mögliche Rettung einer Bank vorbereiten, forderte Ackermann und erinnerte an die Probleme bei der Rettung von IKB und Hypo Real Estate (HRE). "Ein Stabilisierungsfonds für die Restrukturierung von Banken ist in meinen Augen unverzichtbar."

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