Süddeutsche Zeitung

Gold als Geldanlage:Gehört Gold jetzt ins Depot?

  • Die Unsicherheit an den Börsen lässt den Goldpreis steigen, zugleich suchen gerade Privatanleger zunehmend nach Sicherheit.
  • Gold bietet die aber nur bedingt: Sein Wert hängt zwar nicht von einer Zentralbank ab, der Preis schwankt aber stark und es wirft keine laufende Rendite ab.

Von Harald Freiberger

Je unruhiger es an den Börsen zugeht, umso größer wird offenbar die Sehnsucht der Anleger nach der ältesten Währung der Welt. Der Goldpreis ist seit Anfang des Jahres stark gestiegen. Am Freitag kostete eine Feinunze (31 Gramm) fast 1268 Dollar. Das sind 20 Prozent mehr als im Dezember 2015. Die Kurve läuft konträr zu den Aktienmärkten, die um bis zu 20 Prozent eingebrochen sind.

Der Zusammenhang zwischen Aktien und Gold ist schon länger zu beobachten: Als nach Ausbruch der Finanzkrise die Unsicherheit am größten war, erreichte der Goldpreis im Jahr 2011 seinen historischen Höchststand von 1921 Dollar. Danach beruhigten sich die Aktienmärkte, vor allem durch die Zusicherung von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, alles zu tun, um den Euro zu retten. Es folgte ein jahrelanger Aktienboom, der im Gegenzug den Goldpreis schmelzen ließ. Wegen der starken Schwankungen an den Aktienmärkten geht es mit Gold wieder aufwärts.

Der Wert von Gold hängt nicht an einem Staat oder einer Zentralbank

In dieser Situation fragen sich viele Anleger, ob sie in Gold einsteigen sollen, um das Depot ausgeglichener zu gestalten. Leicht zu beantworten ist die Frage nicht, denn Gold ist ein besonderer Stoff. Zunächst die Argumente dafür: Gold ist, anders als Geld, nicht unbegrenzt vermehrbar. Das Metall hat über Jahrtausende seine Werthaltigkeit bewiesen. Bei Geld dagegen hat sich in der Geschichte nicht selten gezeigt, dass sein Wert auch gegen null gehen kann. Gold steht auch für sich, es ist nicht an das Zahlungsversprechen einer Bank oder eines Staates gekoppelt.

Die wichtigste Voraussetzung sowohl für den Wert von Gold als auch von Geld ist das Vertrauen der Investoren darauf, dass beide ihren Wert erhalten. Beim Geld geht es vor allem um das Vertrauen in die Notenbanken, die Preise stabil zu halten und die Wirtschaft zu einem stabilen Wachstum zu lenken. Dieses Vertrauen hat seit Ausbruch der Finanzkrise gelitten.

"Die Experimente der Notenbanken mit der Schuldenfinanzierung von Staaten machen viele Menschen nachdenklich", sagt Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau, einer Münchner Vermögensverwaltung. In der Geschichte habe das noch nie funktioniert. "Gold ist eine der wenigen Anlageklassen, mit der man sich gegen solche Ängste absichern kann", sagt Beck. Es spreche daher viel dafür, einen gewissen Anteil seines verfügbaren Geldes in Gold zu halten.

Der Goldpreis schwankt heftig und führt "ein starkes Eigenleben"

Manche Experten empfehlen, fünf bis zehn Prozent des Vermögens in Gold zu investieren, entweder physisch in Form von Barren und Münzen oder über Indexfonds (ETF). Dabei sollten Anleger aber auch an den Nachteil von Gold denken: Der Preis schwankt stark, wie der jüngste Anstieg um ein Fünftel binnen weniger Wochen und die vorherige Halbierung binnen weniger Jahre zeigt. "Der Goldpreis führt ein starkes Eigenleben, es ist nicht zu durchschauen, wie er zustande kommt", sagt Anlageexperte Beck. Den Begriff "sicherer Hafen", der häufig für Gold gebraucht wird, hält er bei so starken Schwankungen für irreführend.

Die Entscheidung eines Anlegers für oder gegen Gold hat viel mit Vertrauen und Emotionen zu tun. Im Internet wird die Debatte oft leidenschaftlich geführt, bis hin zu Weltuntergangsszenarien, wonach man Geld sicher nur noch in Acker und Edelmetallen anlegen könne. "Von solchen Szenarien als Basis für eine Anlagestrategie halte ich nichts", sagt Beck. Wer glaube, dass die staatliche Infrastruktur zusammenbricht, für den sei jede Art von Planung sinnlos. "Es hilft dann auch nichts, fünf Prozent seines Vermögens in Gold zu halten." Panik sei ein schlechter Ratgeber.

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SZ vom 07.03.2016/sry
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