Glücksspiele:Hauptgewinn: 90 Millionen Euro

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Was bringt denn schon ein kleiner deutscher Jackpot? Lotto will im nächsten Jahr einen riesigen Euro-Jackpot starten, um sich gegen Internet-Wetten und Online-Kasinos zu behaupten - mit enormen Gewinnsummen.

Klaus Ott und Marc Widmann

Jede Woche dasselbe Spiel, jede Woche ein neuer Schein: Wer sechs Richtige und die passende Zusatzzahl tippt, der wird Millionär. Die Hoffnung auf das große Los treibt Millionen Leute in die Annahmestellen. Lotto ist das beliebteste Glücksspiel hierzulande - noch. Die Konkurrenz der Internet-Wetten und Online-Casinos wächst und wächst, der Wettbewerb wird härter. Jetzt suchen die Lottogesellschaften nach neuen Reizen. Es gilt, die Kundschaft bei Laune zu halten. Das passende Lockmittel ist schon gefunden: der Eurojackpot. Der soll mit bis zu 90 Millionen Euro gefüllt und vom nächsten Jahr an ausgespielt werden. Wer richtig liegt, wird gleich Multimillionär.

Ab dem nächsten Jahr soll es einen Euro-Jackpot mit einem enormen Gewinn geben. (Foto: ddp)

"Wir wollen nächstes Jahr starten", sagt Erwin Horak, Präsident der Bayerischen Lotterieverwaltung und Wortführer im Deutschen Lotto- und Totoblock. Vorausgesetzt, so der staatliche Glücksspiel-Chef, die nötigen Genehmigungen in Deutschland wie auch bei den Partnern in anderen Staaten liegen vor. Da sieht es gut aus. Als erstes Bundesland hat Hessen dem Eurojackpot zugestimmt, eine weitere Erlaubnis aus Rheinland-Pfalz liegt bereits vor, und in Nordrhein-Westfalen wird auch bald mit der Genehmigung gerechnet. Danach könnte es Schlag auf Schlag gehen. Der Eurojackpot kann in den Bundesländern angeboten werden, die zustimmen.

Bislang wird in Deutschland nur ein nationaler Jackpot ausgespielt. Meist sind einige Millionen Euro zu gewinnen, im Extremfall sind es mehrere zehn Millionen Euro. Dann strömen weit mehr Kunden als sonst in die Annahmestellen. Sobald ein hoher Jackpot geknackt ist, wird wieder weniger getippt. Mit dem Eurojackpot könnten die Lottogesellschaften einen neuen Dauerreiz schaffen, zur Freude ihrer Eigentümer, der Länder, und deren Finanzminister. Bis zu drei Milliarden Euro fließen jährlich aus Lotto, Toto und den übrigen Spielen des Lottoblocks in die Staatskassen. Dass dies so bleibt, ist mit den bisherigen Angeboten aber keineswegs gewährleistet.

Sporttipp-Veranstalter wie Bwin mit Sitz beispielsweise in Österreich und Lizenzen aus Malta und Gibraltar, virtuelle Kasinos und Pokerrunden ziehen via Internet immer mehr Geld vom deutschen Markt ab. Auf fast zehn Milliarden Euro Wetteinsatz pro Jahr schätzt der Lotto- und Totoblock den "bestehenden Schwarzmarkt". Die Online-Konkurrenz hat, vor allem beim jüngeren Publikum, zunehmend Zulauf. Die Forderungen der Lottogesellschaften, die Web-Seiten und Bankverbindungen der Wettbewerber zu sperren, haben nicht gefruchtet. Im Gegenteil: Weil das gesetzliche deutsche Lotto- und Totomonopol von den europäischen Instanzen und Gerichten nur um des Schutzes vor der Spielsucht willen akzeptiert wird, musste sich der Lottoblock sogar seinerseits aus dem Internet verabschieden.

Nun drängt der Lotto- und Totoblock zurück ins Netz. Vor allem aber soll der Eurojackpot helfen, den der deutsche Lotto- und Totoblock gemeinsam mit Partnern veranstalten will. Die vier skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland sollen dabei sein, dazu Estland und Island sowie die Niederlande und Italien. Damit wolle man versuchen, die "zum illegalen Spielangebot abgewanderten Kunden wieder für das legale Glücksspiel zurück zu gewinnen", erklärt der Lottoblock. Besonders bei jungen Leuten habe man "Handlungsbedarf".

Der Eurojackpot ist auch als Gegenstück zu Euromillions geplant, das von Glücksspielanbietern aus Großbritannien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und anderen Staaten veranstaltet wird. 2009 soll Euromillions einer Umfrage zufolge in Deutschland bereits 700000 Kunden gehabt haben. Auch deren Geld fehlt den Lottogesellschaften und ihren Inhabern. "Natürlich geht es ums Geld", heißt es aus den Bundesländern.

Die Regierungschefs der 16 Länder treffen nächste Woche in Berlin Kanzlerin Angela Merkel, gemeinsam will man bereden, wie das Tippen, Wetten und Zocken in Deutschland künftig geregelt wird. Sollen strenge Auflagen für die mehr als 10000 privaten Spielhallen mit ihren Geldautomaten kommen? Wird das private Sporttoto zugelassen? Oder will man das Staatslotto stärken?

Letzteres hat man in Hessen und in Rheinland-Pfalz mit den ersten Zulassungen für den Eurojackpot bereits getan. Mit dem neuen Angebot könne man "Menschen für das geordnete Glücksspiel zurückgewinnen", steht in den Genehmigungen. Dort heißt es auch, 30 Prozent der Internet-Zocker seien laut einer Umfrage an einem solchen Jackpot interessiert. Und es bestehe keine größere Suchtgefahr; der 90-Millionen-Eurojackpot sei nicht gefährlicher als das normale Lotto.

Hessen hat seine Erlaubnis bis Ende 2011 befristet, offiziell ist es ein Probelauf. Geht der gut, dann wird der Eurojackpot zum Dauerangebot. Zur Freude der Lottospieler und der Finanzminister.

© SZ vom 11.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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