Glencore:Der mysteriöse Mr. Rich

Glencore ist der wohl wichtigste Spieler auf dem Rohstoffmarkt. Die Geschichte des Konzerns liest sich wie ein Thriller - vor allem wegen des Gründers Marc Rich. Seine Geschichte in Bildern.

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Marc Rich

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Glencore:Marc Rich

Glencore ist der wohl wichtigste Spieler auf dem Rohstoffmarkt. Die Geschichte des Konzerns liest sich wie ein Thriller - vor allem wegen des Gründers Marc Rich. Seine Geschichte in Bildern.

Der im Juni 2013 verstorbene Marc Rich hat eines dieser Leben geführt, die Hollywood verfilmen muss. Im Schnelldurchlauf erzählt klingt es so: In letzter Minute floh er als Kind mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis. Aus dem Nichts baute er in den USA ein Öl-Imperium auf, handelte mit Castros Kuba, dem Apartheids-Regime in Südafrika - und dem Iran. Weil er mit dem Schurkenstaat Geschäfte machte, fingen die USA an, Rich zu jagen - und auch, weil er Steuern hinterzogen haben soll. Er stand auf der "Most Wanted"-Liste des FBI, setze sich in die Schweiz ab, wo ihn Agenten zu entführen versuchten. Am letzten Tag seiner Amtszeit begnadigte ihn schließlich der damalige US-Präsident Bill Clinton.

IRAN OIL REFINERY

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In den sechziger Jahren wohnt Rich im faschistischen Spanien, vorher hat er in den USA eine Lehre zum Rohstoffhändler gemacht. Ölhandel existiert damals nicht - die Ware wird von den Konzernen BP, Chevron, Esso, Gulf, Mobil, Shell und Texaco nur langfristig zu festen Preisen verkauft. Rich will dieses Kartell aufbrechen. 1969 baut er eine Pipeline vom Iran nach Israel - und verkauft dieses Öl hauptsächlich auf den Weltmarkt. Sein kometenhafter Aufstrieg beginnt.

Das damalige iranisch-israelische Joint-Venture ist bis heute in den Ländern ein Staatsgeheimnis, wie der Journalist Daniel Ammann in seiner Rich-Biografie "King of Oil" schreibt.

File photo of tin produced in Glencore's Vinto plant in Oruro

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In den Siebzigern gründet Rich die Marc Rich & Co AG in der Schweiz. 1994 lässt sich Rich, mittlerweile schon Milliardär, seine Anteile versilbern und ziehnt sich aus der Firma zurück. Die Manager werden die neuen Eigentümer. Der Konzern benannte sich in Glencore um. Die New York Times nennt Rich einen "Steuerflüchtling", als sie über den Verkauf berichtet.

Glencore ist zur Zeit noch der größte Rohstoff-Konzern in privater Hand. Der Börsengang soll elf Milliarden Dollar bringen. Das Foto zeigt eine Glencore-Zinn-Fabrik in Bolivien. Mit der Vergangenheit hat der Konzern offenbar abgeschlossen: Auf der Website wird Rich nicht ein Mal erwähnt.

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Schon 1993 splittet sich ein Firmenteil von Glencore ab: Trafigura, der ebenfalls in Rohstoffen macht. Der Konzern wird einer großen Öffentlichkeit bekannt, als herauskommt, dass er tödlichen Giftmüll in der Elfenbeinküste einfach in die Landschaft kippt, wie der Guardian 2009 aufdeckt. Außergerichtlich lässt sich Trafigura darauf ein, 30 Millionen Pfund an die Geschädigten in dem armen afrikanischen Land zu zahlen.

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Doch es sind nicht Umweltschweinereien, wegen der es das FBI auf Rich absieht. Vielmehr sind es die Geschäfte mit Iran. 1979 werden Geiseln in der US-Botschaft in Teheran genommen, seitdem gelten scharfe Sanktionen gegen den Mullah-Staat. Doch Rich handelte fleißig weiter mit iranischem Öl.

Dazu kommt der Vorwurf der Steuerhinterziehung. Zu seinen ärgsten Verfolgern gehört Rudolph Guiliani (Foto), damals Staatsanwalt, später als Bürgermeister  von New York bekannt. 1983 nimmt er die Ermittlungen auf - und spricht von der größten Anklage wegen Steuerhinterziehung aller Zeiten. In den Jahren 1980 und 1981 soll Richs Firma demnach 48 Millionen Dollar Steuern hinterzogen haben.

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Rich setzt sich dauerhaft in die Schweiz ab, um dem Verfahren zu entgehen. Seine Marc Rich & Co AG hatte ihren Sitz schon immer im Schweizer Örtchen Zug, das malerisch an einem See liegt.

Das Land weigert sich, ihn auszuliefern. "Aufforderungen unter Zwangsandrohung an eine in der Schweiz domizilierte Firma, wie sie die amerikanischen Behörden an die Marc Rich & Co AG gerichtet haben, um die Herausgabe von Geschäftsunterlagen aus der Schweiz zu erzwingen, stellen einen Eingriff in die schweizerische Gerichtshoheit dar und sind deshalb völkerrechtswidrig", beschließt der Bundesrat 1985.

Clinton speaks at home birthplace dedication

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Das FBI ist Rich trotzdem auf den Fersen. Einmal fliegt er nach England, um auf eine Party zu gehen. Am Flughafen warten schon die amerikanischen Agenten auf den Flieger aus der Schweiz. Doch weil die ganze Insel im Nebel versinkt, muss das Flugzeug wie Hunderte andere abdrehen - Rich hat Glück.

So geht es 17 Jahre, bis zum letzten Amtstag des damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Bill Clinton im Jahre 2001. Er begnadigt Rich.

FILE PHOTO OF DENISE RICH PRESENTS BILL CLINTON WITH SAXAPHONE AT BENEFIT GALA IN NEW YORK

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Der Gnadenakt trifft auf viel Kritik, auch von namhaften demokratischen Parteifreunden. Der Senats zerrte Clinton vor den Rechtsausschuss.

Richs Ex-Frau (links im Bild) habe Clintons Partei und einer Stiftung von ihm Geld gespendet. Die Begnadigung sei deswegen gekauft, so ein Vorwurf. (Rechts im Bild Clintons Frau Hillary.)

Clinton verteidigt seine Entscheidung in einem Text in der New York Times: "Die Väter der Verfassung haben der Regierung die große Macht der Begnadigung gegeben, damit der Präsident das tun kann, was er als richtig erachtet - auch wenn es unpopulär ist." Rich habe Strafen gezahlt und außerdem dem Staat Israel große Dienste erwiesen - auch als er dem Mossad half, dem Geheimdienst des Landes, Juden aus dem Irak und dem Iran zu retten.

Picasso-Ausstellung  in Zürich

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Bis zu seinem Tod 2013 lebt Rich zurückgezogen in der Schweiz. Auch geschäftlich ist er weniger aktiv, sondern verlegt sich aufs Stiften.135 Millionen Dollar habe er bisher insgesamt gespendet, sagt er. Beispielsweise habe er dem Kunsthaus in Zürich er eine Sammlung historischer Fotografien geschenkt.

Dass Richs Leben verfilmt werden muss, hat auch Hollywood erkannt: Ein Filmemacher hat sich die Rechte an Richs Biografie gesichert.

© sueddeutsche.de/bbr/aum
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