Süddeutsche Zeitung

Girokonto:Wer braucht schon noch eine Bankfiliale?

Wer sein Konto bei einer Filialbank führt, zahlt oft deutlich mehr als bei einer Direktbank. Aber lohnt sich das überhaupt? Fünf Gründe, die dagegen sprechen.

Von Matthias Urbach, Finanztip

Gleich mehrere große Filialbanken erhöhen im Sommer die Preise für ihre Girokonten: Die Commerzbank will künftig 30 Prozent mehr fürs "Premiumkonto". Die Deutsche Bank erhöht die Kosten für das "Aktivkonto" und das "Bestkonto" um je etwa 18 Prozent. Und die Bremer Sparkasse krempelt gleich alle Kontomodelle um und verlangt von ihren Kunden künftig um bis zu zwei Drittel höhere Gebühren.

Aber muss es heute überhaupt noch eine Filialbank sein? Oder gibt es nicht mittlerweile gute Gründe dafür, zu einer weitgehend kostenfreien Direktbank zu wechseln? Fünf Argumente, die dafür sprechen:

Man kommt überall an Bargeld

Wer vor einigen Jahren mit seiner Girocard am Automaten einer fremden Bank Geld abheben wollte, musste dafür häufig drei bis fünf Euro Gebühr zahlen. Viele hielt das vom Kontowechsel ab: Sie blieben lieber bei einer großen Bank mit gut ausgebautem Filialnetz und somit vielen Geldautomaten.

Heute ist das anders: Als Kunde vieler Direktbanken kann man mittlerweile per Kreditkarte an den allermeisten Geldautomaten kostenlos abheben - oft sogar weltweit. Und an mehr als 15 000 Kassen in Supermärkten und Drogerien geht das inzwischen sogar mit der Girocard beim Einkauf. Erst im März kam die Drogeriekette dm mit 1900 Filialen dazu: Ab einem Einkaufswert von zehn Euro werden bis zu 200 Euro kostenlos ausgezahlt.

Hotlines sind deutlich zuverlässiger als Filialberater

Öffnungszeiten von zehn bis zwölf Uhr sowie 15 bis 18 Uhr werktags, an Samstagen ganz geschlossen: Viele Filialen richten ihr Beratungsangebot schon lange nicht mehr nach den Bedürfnissen ihrer Kunden aus. Die Hotlines der Direktbanken hingegen sind auch spät abends und am Wochenende besetzt - und nicht plötzlich verschwunden, wenn sie sich nicht mehr rentieren.

Bankberater empfehlen häufig teure Produkte

Wer sich in Gelddingen in der Filiale beraten lässt, bekommt häufig die hauseigenen Produkte der jeweiligen Bank empfohlen - auch wenn die gar nicht die passenden, geschweige denn die günstigsten sind. Zur Geldanlage etwa werden gerne aktiv gemanagte Fonds verkauft, die oft fünf bis zehn Mal so hohe Jahresgebühren verlangen wie sogenannte ETF, die ohne Fondsmanager auskommen. Hinzu kommen bei aktiv gemanagten Fonds hohe Ausgabeaufschläge beim Kauf und hohe Depotgebühren bei den Filialbanken.

Online-Konten bieten besseren Überblick

Wer sein Konto online führt, kann seine Kontoauszüge in Tabellenform abspeichern und hat so einen idealen Überblick über seine Finanzen. Viele Direktbanken bieten zudem Finanzplaner an, die vor allem für die Steuererklärung praktisch sein können, etwa um einen Überblick über Spenden oder Versicherungsbeiträge zu bekommen.

Kredite gibt's auch online - und billiger

Viele Kunden wollen bei ihrer Hausbank bleiben, falls sie mal einen Kredit brauchen. "Da kennt man mich ja", denken sie und hoffen auf bessere Konditionen. Das ist inzwischen aber die Ausnahme. In der Regel ist die Prüfung auf Kreditwürdigkeit bei allen Banken gleich streng. Auch online lassen sich inzwischen Kreditangebote vergleichen, egal ob für die Baufinanzierung oder für normale Ratenkredite - und sind auf diese Weise oft günstiger zu haben.

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