Girokonten:Von wegen kostenlos

Die Krux mit den versteckten Gebühren: Viele "Gratis-Konten" kosten doch Geld und auch die Zinsen überzeugen kaum.

Oliver Bilger

Die Zeiten, in denen Banken teure Kontoführungsgebühren verlangten, sind eigentlich vorüber. Aber ist kostenlos tatsächlich immer kostenlos? Wenn es um die Girokonten deutscher Geldinstitute geht, lautet die Antwort: nicht ganz.

Geldscheine aus dem Geldautomat

Ist kostenlos immer kostenlos? Bei Girokonten trifft das nicht immer zu. Oft verstecken sich bei Gratis-Konten doch irgendwelche Kosten.

(Foto: ag.dpa)

Insgesamt 73 Geldinstitute hat Stiftung Warentest nach Angeboten für kostenlose Girokonten untersucht. Getestet wurden überregionale Großbanken, ebenso wie Direktbanken ohne Filialen, Genossenschaftsbanken sowie regionale Kreditinstitute und Sparkassen. 51 der Geldinstitute bieten ihren Kunden ein Girokonto als gebührenfrei an.

Doch die entscheidenden Passagen stehen oft im Kleingedruckten - was als kostenlos verkauft wird, kann mitunter ganz schön teuer werden.

Für die Tester galt ein Konto nur dann als kostenlos, wenn gar keine monatliche oder jährliche Kontoführungsgebühr zu entrichten ist. Auch für die EC-Karte durfte nach den Testkriterien nichts in Rechnung gestellt werden, auch bestimmte Bedingungen, die an die Einrichtung eines Gratis-Kontos geknüpft werden, waren für Stiftung Warentest inakzeptabel.

Ergebnis: Nur 21 der überprüften Angebote bestanden nach diesen strengen Kriterien. Viele andere Banken verlangen hingegen den Kauf eines Genossenschaftsanteils oder einen Sparplan, damit dem Kunden die Kontoführungsgebühren erlassen werden. Andere Institute fordern die regelmäßige Einzahlung von Gehalt oder Rente auf dem Girokonto.

Die 1000-Euro-Krux

Die Sparkasse Hannover etwa verlangt den Eingang von monatlich mindestens 1000 Euro. Bei der Targobank muss der Kunde kontinuierlich ein Guthaben von 2500 Euro auf dem Konto haben. Weil sich oft irgendwo Gebühren oder teure Zinsen verstecken, spricht Horst Biallo von der Vergleichsplattform Biallo.de erst gar nicht von einem kostenlosen Konto, sondern nur von "Konten ohne monatliche Gebühr".

Kaum Zinsen für das Ersparte

Wer kein günstiges Girokonto bekommt, dem raten Verbraucherschützer, darauf zu achten, dass pro Jahr nicht mehr als 40 Euro für das Online-Konto bei einer Direktbank oder 80 Euro für das Konto bei einer Filialbank berechnet werden.

Kunden, die auch die Kreditkarte zum Konto gratis möchten, haben bei der Norisbank, den PSD Banken Berlin-Brandenburg und Hessen-Thüringen, bei den Direktbanken Comdirekt, ING-Diba, Wüstenrot Bank, sowie bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und der Saalesparkasse gute Karten.

Kunden, die mit einem Computer umgehen können, empfehlen die Tester Online-Konten. Weil sie kein eigenes Filialnetz erhalten müssen, seien Direktbanken meist günstiger, zudem punkten sie mit der Unabhängigkeit von den Öffnungszeiten. Wer auf einen festen Ansprechpartner nicht verzichten will oder unerfahren am Computer ist, sollte sein Geld lieber einer Filialbank in der Region anvertrauen.

Immerhin zwei Prozent Zinsen

Auch die Zinsen der Banken hat die Stiftung Warentest geprüft. Einigermaßen interessante Guthabenzinsen fanden die Tester dabei nur bei der DAB Bank, die immerhin zwei Prozent anbietet. Bei allen anderen Instituten liegen die Zinsen unter einem Prozent - oder es gibt höhere Angebote nur für Summen, die üblicherweise nicht auf Girokonten liegen.

Ein überzogenes Konto kommt die Kunden hingegen meist richtig teuer zu stehen. Im Schnitt werden mehr als elf Prozent Sollzinsen verrechnet - dabei haben mehr als die Hälfte der getesteten Banken ihren Dispozins im vergangenen Jahr sogar gesenkt.

Wer sein altes Konto kündigt, kann die Bank beauftragen, sein Restguthaben an die neue Bankverbindung zu überweisen. Manche Banken bieten auch an, die Kündigung und den Einzug vom alten Konto für den Kunden zu übernehmen, sofern der Kunde eine Vollmacht erteilt.

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