Gesundheitskontrollen:Zu warm, zu kalt, zu giftig

Ob Speise oder Spielzeug: Deutsche Kontrolleure haben im vergangenen Jahr viele Mängel entdeckt - von schlecht gekühltem Fleisch bis hin zu hohen Mengen krebserregender Stoffe in Luftballons.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Bei etwa einem Drittel der Kühltransporte auf Deutschlands Straßen werden die Lebensmittel zu warm. Das zeigt der Jahresbericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt 1450 Transportfahrzeuge mit leicht verderblichen Lebensmitteln wurden 2013 bundesweit kontrolliert, darunter Lkw sowie Marktwagen. In jedem dritten war die Temperatur zu hoch für die darin transportierten Lebensmittel. So darf die Temperatur bei Geflügel höchstens vier Grad Celsius betragen, bei Schweine- und Rindfleisch sieben Grad und bei Fisch sogar nur zwei Grad. 13 Prozent der Fahrer kannten die vorgeschriebene Kühltemperatur noch nicht einmal.

Das ist keine Lässlichkeit. "Eine Unterbrechung der Kühlkette beim Transport von kühlpflichtigen Lebensmitteln kann einen rapiden Anstieg der Keimzahlen zur Folge haben und dadurch zu einem Risiko für die Gesundheit werden", sagte Gerd Fricke, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit beim BVL. Auch Online-Lebensmittelhändler wurden kontrolliert. 15 Testkäufe sollten zeigen, ob sie bei der Lieferung durchgehend die vorgeschriebene Kühlkette sicherstellen. Das Ergebnis: Bei jeder dritten Lieferung war das nicht der Fall. Teilweise seien die Mängel bei der Isolierung gravierend gewesen, sagte BVL-Präsident Helmut Tschiersky.

Aber nicht nur bei der Kühlung von Speisen, auch bei ihrem Warmhalten gibt es zum Teil erhebliche Defizite. Bei einer bundesweit koordinierten Schwerpunkt-Untersuchung wurden im vergangenen Jahr 1700 Kantinen kontrolliert, vor allem in Kindertagesstätten und Schulen, aber auch in Senioreneinrichtungen und Heimen. Bei 13 Prozent davon lag die Temperatur der Speisen vor dem Verzehr unter den notwendigen 65 Grad Celsius. Diese Temperatur ist vorgeschrieben, damit Bakterien und Viren abgetötet oder zumindest inaktiviert werden.

Hohe Mengen krebserregender Stoffe in Luftballons

Mängel bei der Heißhaltung sind also nicht nur aus geschmacklichen Gründen ärgerlich, sondern "stellen hygienische Risiken dar", sagt Maria Dayen, Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz. Manchmal lag der Grund für die zu niedrige Temperatur darin, dass es keine Warmhaltebecken gab. Sieben Prozent der kontrollierten Betriebsstätten hatten weder Herd noch Mikrowelle, um die Speisen aufzuwärmen. Oft wüssten die Betreiber auch gar nicht, wie warm die von ihnen angebotenen Essen seien, sagte Dayen. In 17 Prozent der untersuchten Kitas und Schulen sei die Temperatur gar nicht oder nur unregelmäßig gemessen worden. Dayen hält das für besorgniserregend. "Bei einer solch empfindlichen Konsumentengruppe müssen Hygienevorschriften besonders penibel eingehalten werden".

Neben Speisen untersuchen Deutschlands Lebensmittelkontrolleure regelmäßig auch Kosmetika und Bedarfsgegenstände. Den Fokus legten sie dabei im vergangenen Jahr auf Spielzeug für kleine Kinder. Dabei stellte sich heraus, dass Luftballons nach wie vor oft zu hohe Mengen an potenziell krebserregenden Nitrosaminen enthalten. Bei jeder fünften der 79 untersuchten Proben wurden die zulässigen Grenzwerte zum Teil erheblich überschritten. "Gerade Kinder sollten Luftballons daher nicht mit dem Mund aufblasen", sagte Tschiersky. Er rät jedoch auch Erwachsenen generell dazu, lieber eine Ballonpumpe zu verwenden.

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