Gesetzliche Krankenkassen:123 Versicherungen im Test

Gesetzlich Krankenversicherte zahlen ab 2009 überall den gleichen Beitrag. Größeres Gewicht erhalten daher Zusatzangebote oder günstigere Wahltarife. Die Finanztest-Prüfung zeigt: Den günstigsten Schutz muss jeder für sich heraussuchen.

Viele neue Tarife

Gesetzliche Krankenkassen: Welche ist am besten geeignet? Die Testergebnisse zeigen: Jeder muss das selbst heraussuchen.

Welche ist am besten geeignet? Die Testergebnisse zeigen: Jeder muss das selbst heraussuchen.

(Foto: Foto: ddp)

Krankenkassen verlangen ab Januar nächsten Jahres alle den selben Beitragssatz. Ihre Leistungen sind deswegen längst nicht gleich. Alle Gesellschaften setzen darauf, ihre Angebote an den Bedürfnissen der Versicherten auszurichten. Die sind sehr unterschiedlich.

Viele Kassen haben Wahltarife mit Selbstbehalt, Bonusprogramme für gesundheitsbewusstes Verhalten oder Tarife mit Beitragsrückerstattung aufgelegt. Auch für chronisch Kranke haben die Kassen Tarife, die ihnen etwa einen Teil der Praxisgebühr erlassen. Diese Angebote helfen dem Kunden Geld zu sparen. Jeder sollte sich nach geeigneten Tarifen bei seiner Kasse erkundigen, rät Finanztest. Im vollständigen Testbericht sind alle Wahltarife der AOKs, Ersatz-, Innungs-, Betriebs- und sonstiger Kassen zusammengefasst.

Mit Selbstbehalt sparen

Kunden sollten sich zuerst überlegen, welche Leistungen brauchen sie und welche nicht. Wer kerngesund ist, kann einen Wahltarif mit Selbstbehalt wählen. Darin verpflichtet sich der Versicherte, Kosten für verschriebene Medikamente und Therapien bis zu einer bestimmten Summe selbst zu tragen. Dafür zahlen Kassen Prämien bis zu 600 Euro pro Jahr.

Der Versicherte geht dabei das Risiko ein, dass er bei einer Erkrankung draufzahlt. Das ist der Fall, wenn die Kosten etwa für Medikamente die Prämiensumme übersteigen. Die Höhe des Selbstbehalts ist bei vielen Kassen einkommensabhängig, es gibt aber Ausnahmen. Die Prämie ist aber überall auf 20 Prozent des Jahresbeitrags begrenzt.

Der Vorteil bei vielen Kassen: Trotz Selbstbehalt kann der Versicherte zum Arzt gehen, ohne dass seine Prämie gekürzt wird. Nur wenn der Arzt ein Rezept ausstellt, sinkt die Prämie. Falls der Zahnarzt aber eine neue Füllung einsetzt oder der Orthopäde den verknacksten Fuß röntgt, zahlt der Versicherte außer Praxisgebühr nichts. Wer aber einen Tarif mit Selbstbehalt wählt, kann drei Jahre die Kasse nicht wechseln.

Kranke profitieren von Versorgungsprogrammen

Nach ganz anderen Angeboten sollten sich chronisch Kranke wie Diabetiker oder Asthmatiker umschauen. Bei chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma und anderen chronischen Atemwegserkrankungen bieten viele Kassen strukturierte Behandlungsprogramme.

Sie heißen auch Disease-Management-Programme (DMP) und sollen die Patienten besser versorgen und die Behandlungen besser koordinieren. Wer sich in den Wahltarif Disease-Management einschreibt, wird teilweise oder ganz von der Praxisgebühr bei Arzt und Zahnarzt und bei einigen Kassen auch von Zuzahlungen befreit.

Mit dem Hausarztprogramm halten Kassen die Patienten dazu an, zuerst zum Hausarzt zu gehen und sich von ihm bei Bedarf zu einem Facharzt überweisen zu lassen. In den Programmen zur integrierten Versorgung nutzen etwa Patienten mit Hüft- oder Knieoperationen eine besser vernetzte Versorgung von Ärzten, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen.

Wer Krankheiten vorbeugt, wird belohnt

Weitere Sparpotentiale eröffnen Bonusprogramme für gesundheitsbewusstes Verhalten. Punkte vergeben die Kassen für Vorsorgeuntersuchungen auch von Kindern, für das Mitmachen bei Sportveranstaltungen, regelmäßige Zahnarztbesuche oder für Raucherentwöhnung.

Auch bei der Kostenerstattung für Gesundheitskurse, etwa für Yoga oder Meditationstechniken, lassen sich die Kassen nicht Lumpen. Nur einen kleinen Anteil muss der Kunde tragen, bei kasseneigenen Kursen oft gar nichts. Wer homöopathische, anthroposophische oder pflanzliche Arzneimittel wünscht, muss sie in der Regel selbst bezahlen. Sie werden vom Arzt auf Privatrezept verordnet. Neun Kassen haben dafür Wahltarife mit Aufpreis eingeführt.

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123 Versicherungen im Test

Tipps: Worauf Sie bei gesetzlichen Krankenkassen achten müssen

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Lockangebote. Lassen Sie sich von der Werbung einiger Billigkassen nicht zu einem Wechsel verleiten. Ab 2009 gilt ein einheitlicher Beitragssatz für alle Kassen. Sie sparen also maximal vier Monate lang Beiträge, sind aber 18 Monate an die Kasse gebunden. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn Sie an eine Kasse mit wenig Leistungen oder schlechtem Service geraten.

Wunschzettel. Welche Angebote Ihrer Kasse kennen Sie, welche nutzen Sie, welche wünschen Sie sich? Klären Sie für sich, was für ein Kundentyp Sie sind und an welchen Punkten Sie optimieren können. Ein Kassenwechsel ist dazu oft nicht nötig. Nutzen Sie Extras und Wahltarife Ihrer Kasse.

Verhandeln. Viele Kassen informieren ihre Kunden nicht über alles, was sie bieten. Manchmal haben die Mitarbeiter auch selbst nicht den Überblick. In der vollständigen Testfassung sehen Sie, welche Möglichkeiten Ihre Kasse im Vergleich zu anderen bietet. Nutzen Sie auch weitere Informationsquellen: Haben Sie zum Beispiel erfahren, dass manche Kassen Rückentraining im Sportstudio oder bestimmte Untersuchungen bezuschussen, sprechen Sie Ihre Kasse darauf an. Vielleicht findet sich bei gezielter Nachfrage ein Weg, dass Sie gewünschte Extras bekommen.

Service. Wenn Sie sich lieber in der Geschäftsstelle als am Telefon beraten lassen, sollten Sie eine Kasse mit einer Anlaufstelle in Ihrer Umgebung suchen. Oft hat die AOK die meisten Niederlassungen. Auch der Service ist dort gut, wie der Beratungstest zeigt.

Kostenerstattung. Wenn Sie den Tarif "Kostenerstattung für ärztliche Behandlung" wählen, bezahlen Sie die ambulante ärztliche Behandlung zunächst aus eigener Tasche. Ihre Mehrkosten für die Abrechnung nach der privatärztlichen Gebührenordnung deckt der Wahltarif zu 90 Prozent ab. Aber eine bessere ärztliche Behandlung als sonst erhalten Sie nicht und der Sparzwang bei Medikamenten besteht weiter. Vielleicht bekommen Sie schneller einen Termin beim Arzt, ähnlich wie Privatpatienten. Insgesamt lohnt sich dieser Zusatztarif nicht.

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