Geschlossene Fonds:Neuer Baustein für die Altersvorsorge

Geschlossene Fonds haben im vergangenen Jahr ihre Steuervorteile eingebüßt. Dadurch verloren die Anbieter solcher Investments ihre klassischen Kunden.

Simone Gröneweg

Die Kunden: Besserverdienende, die kurz vor Jahresende dem Fiskus noch ein Schnippchen schlagen wollen. Nun werben einige Fondshäuser gezielt mit ihren Beteiligungen für die Altersvorsorge.

Äußerungen wie "Ideal für die Altersvorsorge" oder "Baustein für den Vermögensaufbau" tauchen immer häufiger in den Exposés für geschlossene Fonds auf.

Die Emissionshäuser wollen neue Kunden erreichen, denn das Verkaufsargument "Steuern sparen" ist überholt. Noch vor einigen Jahren steckten vor allem gut verdienende Bürger ihr Geld kurz vor Jahreswechsel in diese Beteiligungen, um die eigene Steuerlast zu reduzieren. Das funktioniert jedoch nicht mehr: Die Steuervorteile wurden im vergangenen Jahr abgeschafft.

Die Branche muss sich also umstellen und die Produkte anders konstruieren. "Die Initiatoren sind gezwungen, eine neue Story drumherum zu bauen", sagt der Unternehmensberater Edmund Pelikan. Nicht mehr die anfänglichen Verluste stehen im Mittelpunkt, sondern vor allem die Renditen.

"Da müssen auch die Anbieter erst einmal ihre Erfahrungen sammeln", betont die Fondsexpertin Beatrix Boutonnet. Denn das beherrsche sicherlich nicht jedes Emissionshaus auf Anhieb. "Darum sollte man sich die Fonds genau angucken und einen Blick in die Leistungsbilanzen der Anbieter werfen", rät Boutonnet den potenziellen Kunden.

An Großprojekten beteiligen

"Vor allem wegen der langen Laufzeiten bieten sich geschlossene Fonds als Produkt für die Altersvorsorge an", sagt Rechtsanwalt Eric Romba, Geschäftsführer des Verbandes Geschlossene Fonds.

Diese Beteiligungen seien zudem nicht so abhängig von der Stimmung an den Aktienmärkten wie andere Anlageprodukte. Die durchschnittlichen Laufzeiten bei geschlossenen Immobilienfonds lagen im vergangenen Jahr bei 18,8 Jahren.

Das liegt an der Konzeption dieser Produkte: Die Emissionshäuser sammeln von Anlegern eine bestimmte Summe für ein geplantes Projekt ein. Ist der Eigenkapitalanteil bei einer solchen Beteiligung erreicht, können sich keine weiteren Investoren mehr an dem Objekt beteiligen. Das Geld bleibt so lange im Fonds, bis er aufgelöst wird.

Wer seine Anteile vorher verkaufen möchte, findet in der Regel nur schwer einen Käufer. "Es existiert mittlerweile ein Zweitmarkt, aber der steckt noch in den Anfängen", sagt Boutonnet. Neben den Klassikern wie etwa Schiffs- und Immobilienbeteiligungen gibt es auch exotischere Fondsvarianten wie Wein-Fonds, Film-, Musik- oder Videospiele-Fonds.

Totalverlust möglich

Die Anleger können sich also mit überschaubaren Geldbeträgen auch an Großinvestitionen wie Windparks beteiligen. Die Mindestsumme liegt in der Regel bei ungefähr 5000 bis 10 000 Euro. Der Investor ist Teilhaber einer unternehmerischen Beteiligung - mit allen Chancen und Risiken.

"Es ist also auch ein Totalverlust möglich", sagt Boutonnet. Man sollte aber unbedingt darauf achten, dass die Nachschusspflicht ausgeschlossen sei. Und sie betont: "Wenn Anbieter vehement mit einem Stempel der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht werben, sollte man vorsichtig sein."

Die Behörde, die zumeist unter der Abkürzung "Bafin" bekannt ist, prüft nur formale Kriterien und kontrolliert nicht, ob ein geplantes Projekt wirtschaftlich tragfähig ist.

Das sollte es aber sein, wenn sich der neue Trend bei Vermittlern und Beratern durchsetzt. Die Beraterbranche zieht die geschlossenen Fonds bereits jetzt stärker in die Planung eines Portfolios für die Altersvorsorge ein.

"Die geschlossenen Fonds stellen dabei einen Baustein dar", erklärt Pelikan. Und Boutonnet betont: "Nicht mehr als 20 Prozent des Geldes sollten in geschlossene Fonds investiert sein." Das macht deutlich, dass diese Fonds in erster Linie für Investoren interessant sind, die über ein größeres Vermögen verfügen.

Monat für Monat überweisen

Werben Fondsanbieter gezielt mit der Altersvorsorge, handelt es sich häufig um Immobilienfonds. "Dabei fällt auf, dass die Laufzeit der Mietverträge deutlich länger ist als noch vor einigen Jahren", sagt Pelikan.

Die Initiatoren setzen also stärker auf Sicherheit. Staatliche Institutionen oder große Unternehmen sind besonders beliebt als Mieter. "Extrem hohe Mieterträge sind nicht zu erwarten. Die Anbieter setzen auf etwas weniger Rendite, dafür aber langfristig mehr Sicherheit", so Pelikan.

Ein weiterer Trend sind die so genannten Ansparfonds. "Die sollte man besonders kritisch begutachten", sagt Pelikan. Die Bandbreite zwischen gut und schlecht sei groß. Zudem lassen sich bei dieser Variante leichter Nebenkosten verstecken.

Wer einmal einen großen Betrag investiert, merkt wahrscheinlich eher, was von dem Geld für Verwaltung und Provision abgezogen wird. Überweist man dagegen Monat für Monat einen geringeren Betrag, verliert man schneller den Überblick über die Gesamtsumme.

"Dabei bringen die Ansparfonds für die Anbieter auch höhere Kosten mit sich", vermutet der Fondsexperte Pelikan. Schließlich sei dieses Verfahren bei der Verwaltung aufwändiger.

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