Geschichte der Wirtschaftskrisen:Ohne Erfolgsgarantie

Die Rettungsaktion der Investmentbank Bear Stearns ist ungewöhnlich, aber nicht die erste in der Geschichte des Bankenwesens. Nur selten konnten solche Aktionen jedoch die Krise aufhalten.

Die Panik von 1907: Ein Massenansturm auf die US-Bank Knickerbocker Trust löste Panik an der Wall Street aus. Banken forderten Kredite zurück, die Aktienkurse stürzten ins Bodenlose. Beruhigung brachte der Banker JP Morgan, der sich mit anderen Bankern zusammenschloss und Liquidität bereitstellte. Diese Erfahrung führte 1914 zur Gründung der US-Notenbank Federal Reserve.

Geschichte der Wirtschaftskrisen: Aufregung an der Wall Street: Zur Beruhigung der Finanzkrise verordnete Präsident Roosevelt 1933 eine dreitägige Bankenschließung.

Aufregung an der Wall Street: Zur Beruhigung der Finanzkrise verordnete Präsident Roosevelt 1933 eine dreitägige Bankenschließung.

(Foto: Foto: dpa)

Weltwirtschaftskrise ab 1930: Kreditbeschränkungen und Darlehensausfälle brachten in den Dreißiger Jahren das Aus für 9000 Banken in den USA. Nach einem Börsencrash bereitete erneut das massenhafte Abheben von Geld durch besorgte Kunden den Geldhäusern Probleme. Präsident Franklin D. Roosevelt rief nach seinem Amtsantritt 1933 eine dreitägige Bankschließung aus, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Im Anschluss verabschiedete er den Glass-Steagall Act zur Gründung des Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corp (FDIC).

Commonwealth Bank in Detroit 1972: Die Commonwealth Bank in Detroit war die erste Bank mit einer Bilanzsumme von mehr als einer Milliarde Dollar, die von FDIC ausgelöst wurde. Der US-Einlagensicherungsfonds maß ihr so große Bedeutung für die Stadt Detroit bei, dass er 35,5 Millionen Dollar bereitstellte. Dieses Geld sah er nie wieder.

First Pennsylvania 1980: Die US-Bank First Penn wurde 1782 als eine der ersten Privatbanken der USA gegründet. Wie viele andere Banken geriet sie in den Siebziger Jahren in Schieflage, da hohen Zinszahlungen auf die Kundeneinlagen nur renditearme Bankanlagen gegenüberstanden. FDIC versorgte die Bank mit einer Kreditlinie von insgesamt 325 Millionen Dollar. So konnte First Penn ihre renditearmen Anlagen verkaufen und die Verluste stoppen. Selbst der Fonds kam wieder an sein Geld, allerdings ohne Verzinsung.

Continental Illinois 1984: Continental Illinois ist die größte Bank, die von Fed und FDIC gerettet wurde. Das Geldhaus aus Chicago geriet vor allem durch faule Kredite, mit denen die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen finanziert werden sollte, in die Insolvenz. Diese hatte sie der bankrotten Penn Square Bank aus Oklahoma abgekauft. FDIC sah die Bank als "zu groß für eine Pleite" an, was eine Kapitalspritze von 4,5 Milliarden Dollar nach sich zog. Bis 1994 die Bank of America einstieg, hielt der Staat einen Anteil von 80 Prozent.

Einlagen- und Darlehenskrise: Zwischen 1986 und 1989 mussten US-Einlagensicherungsfonds 296 Banken zur Hilfe eilen. Die Geldhäuser hielten Anlagen im Wert von 125 Milliarden Dollar und waren durch faule Kredite in Bedrängnis geraten. Mehr als 740 Institute wurden später von einer neu gegründeten Bundesbehörde, dem Resolution Trust, aufgelöst oder konsolidiert. Der FDIC schätzt, dass diese Maßnahmen 153 Milliarden Dollar kosteten, 124 davon mussten die Steuerzahler tragen. Andere Schätzungen gehen von bis zu 300 Milliarden Dollar aus.

Long Term Capital Management 1998: Massive Verluste des US-Hedge-Fonds Long Term Capital Management schreckten die Finanzmärkte auf. Auslöser waren Ausfälle russischer Staatsanleihen. Die Fed organisierte eine Geldspritze von 3,625 Milliarden Dollar. Bear Stearns wollte sich nicht beteiligen.

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