Geschäftsführerin:"Wir brauchen eine Berufsausbildung"

Geschäftsführerin: Die neuen Regelungen sollten auch für Verwalter gelten, die ausschließlich Gewerbeimmobilien betreuen, sagt Sun Jensch. Sie moniert, dieses Segment nehme in der Politik einen zu geringen Stellenwert ein.

Die neuen Regelungen sollten auch für Verwalter gelten, die ausschließlich Gewerbeimmobilien betreuen, sagt Sun Jensch. Sie moniert, dieses Segment nehme in der Politik einen zu geringen Stellenwert ein.

(Foto: Die Hoffotografen/IVD)

Der Immobilienverband Deutschland fordert einen Qualifikationsnachweis für Verwalter und Makler.

Interview von Stephanie Schmidt

Der Immobilienverband Deutschland (IVD) vertritt die Interessen von mehr als 6000 Mitgliedsunternehmen. Zu ihnen gehören 1800 Wohnungsverwalter, 4500 Immobilienmakler, Sachverständige, Bauträger, Finanzdienstleister und weitere Berufsgruppen der Immobilienwirtschaft. Als Sun Jensch vor sechseinhalb Jahren Geschäftsführerin des Verbands wurde, war eines ihrer wichtigsten Anliegen, den sogenannten Sachkundenachweis für Immobilenmakler und Verwalter durchzusetzen. Sie erklärt, warum das bisher nicht glückte, und welche Chance sie sieht, ihn doch noch einzuführen.

SZ: Der IVD engagiert sich dafür, dass Verwalter ihre Aufgaben künftig mit mehr Fachkompetenz ausführen, als dies bisher der Fall war. Wie kann man dieses Ziel erreichen?

Sun Jensch: Wir brauchen für Makler und Verwalter eine Berufsausbildung. Als Voraussetzung, um den Beruf des Verwalters ausüben zu dürfen, wollen wir den Immobilienkaufmann. Schließlich muss ein Bankberater auch eine Ausbildung absolvieren. Außerdem geht es bei dem Beruf des Verwalters um große Vermögenswerte.

Wie beurteilen Sie die neuen Zulassungs- und Fortbildungs-Vorschriften für Verwalter und Makler?

Wir begrüßen sie als ersten Schritt. Man muss bedenken, dass es zehn Jahre gedauert hat, bis dieser erste Schritt überhaupt getan werden konnte. Es ist leichter, Verbesserungen für ein bestehendes Gesetz durchzusetzen, als überhaupt eines zu beschließen. Inhaltlich bringen die neuen Regelungen aber zu wenig: Was da beschlossen wurde, ist ein zahnloser Tiger.

Warum ist der vom IVD und von den Verwalterverbänden geforderte Sachkundenachweis nicht eingeführt worden?

Der Sachkundenachweis stand im Koalitionsvertrag, ist aber zerredet worden. Bei der Union stieß der Sachkundenachweis nicht auf breite Zustimmung. CDU/CSU sehen keinen Regelungsbedarf. Die SPD, die Grünen und die Linken hingegen befürworten den Sachkundenachweis.

Für Mitglieder von Branchenverbänden gelten ohnehin Regeln, die umfassender sind als die seit 1. August dieses Jahres gültigen. Welche Anforderungen stellt der IVD an seine Mitglieder?

Wir haben Standesregeln, die für alle unsere Mitglieder verbindlich sind. Diese betreffen zum Beispiel den Umgang mit Kollegen und Kunden. Außerdem müssen sich unsere Mitglieder ein Leben lang fortbilden. Über den IVD sind unsere Mitglieder mit einer Vertrauensschadenhaftpflicht abgesichert. Darüber hinaus müssen unsere Mitglieder zwei weitere Versicherungen vorweisen - eine Betriebshaftpflicht sowie eine Vermögensschadenhaftpflicht.

Verwalter, die ausschließlich Gewerbeimmobilien betreuen, sind von den neuen Vorschriften ausgenommen. Warum eigentlich?

In der Politik geht es leider immer nur um Wohnen, Mieter und deren Schutzbedürftigkeit. Gewerbeimmobilien nehmen diesen Stellenwert nicht ein, was der IVD sehr bedauert.

Sehen Sie die Chance, dass der Sachkundenachweis für Verwalter doch noch kommt?

Die verlässlichste Möglichkeit dafür besteht in der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG). Die Reform ist Bestandteil des Koalitionsvertrags der Regierung. Derzeit wird bereits intensiv über die Inhalte debattiert. Unser Ziel ist, dass im Gesetz Mindestanforderungen für die berufliche Qualifikation des WEG-Verwalters festgeschrieben werden. Daran werden wir weiter arbeiten.

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