Geschäfte mit Mini-Krediten:Investieren wie ein Nobelpreisträger

Wie man mit dem Mikrokredit-Konzept des Friedensnobelpreisträgers 2006, Muhammad Yunus, Geld anlegen kann.

Renate Daum

Die Armut mit Kleinkrediten bekämpfen - das Konzept des Wirtschaftsprofessors Muhammad Yunus funktioniert in vielen Regionen der Welt. An diesem Sonntag erhält der Gründer der Grameen Bank aus Bangladesch deshalb den Friedensnobelpreis. Auch Anleger in Deutschland können von der Idee profitieren und dabei anderen helfen. Schnell reich wird damit aber niemand.

Mittellose in Bangladesch bekamen früher keine Kredite zu akzeptablen Konditionen. Einigen lieh Yunus in den siebziger Jahren Geld. Sie entpuppten sich als überraschend gute Schuldner. Aus dem Projekt wurde daher 1983 die Grameen Bank. "Die Idee hat sich als Erfolgsmodell erwiesen", urteilt Brigitta Herrmann, Geschäftsführerin bei der Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit.

Lange Fristen

Tausende Mikrofinanz-Institute entstanden weltweit. Ihnen gewähren die Anbieter von Mikrofinanz-Anlageprodukten mit dem eingesammelten Kapital Darlehen oder sie beteiligen sich an ihnen. Sie selbst vergeben keine Minikredite. Ihre Angebote sind sehr unterschiedlich ausgestaltet. Die höchste Rendite stellt die Mikrofinanz-Beratungsgesellschaft IPC in Aussicht. Für ihre drei Jahre laufende Anleihe bietet sie fünf Prozent Zinsen pro Jahr, bei der sechsjährigen Variante sind es 6,5 Prozent.

Allerdings sind die Konditionen ungewöhnlich. Die Inhaber-Teilschuldverschreibungen sind effektive Stücke. Das heißt: Gehen sie verloren, sind auch die Ansprüche daraus weg. Für die Zinszahlung müssen Zinsscheine eingeschickt werden. Außerdem dürfte es schwierig sein, die Papiere während der Laufzeit zu veräußern. Zudem gehört IPC keiner großen Organisation, sondern einem Ehepaar.

Eine Großbank, die DZ Bank, hat dagegen das Liga-Pax-Mikrofinanz-Zertifikat ausgegeben. Die Pax-Bank bietet es zum Tageskurs an. Der Ankaufskurs liegt jeweils etwa 1,5 Prozent niedriger als der Tageskurs - eine relativ weite Spanne. Nur ein Fünftel des Geldes steckt zudem in Mikrofinanzierungen, der Rest in Renten- und Aktienfonds. "Wegen der Anlageregeln unserer kirchlichen Kunden war ein starker Mikrofinanz-Fokus nicht möglich", erläutert Michael Neunkirch, Leiter Produktmanagement der Pax-Bank. Die positive Börsenstimmung sorgte für einen Kursanstieg von knapp fünf Prozent seit Juli. Geht es an den Finanzmärkten abwärts, dürfte sich das aber negativ auswirken.

Die drei Mikrofinanz-Fonds sind weniger börsenabhängig. Anteile daran sind nur auf Nachfrage erhältlich, Ausstiegswillige müssen relativ lange Kündigungsfristen beachten. Ein Anteil am Dexia Micro-Credit Fund kostete anfangs, im April 2003, 10.000 Euro. Im November 2006 war er 11 390 Euro wert. Summen ab 1000 Euro akzeptiert der Responsibility Global Microfinance Fund, der seit Auflegung im November 2003 knapp fünf Prozent zulegte. Der Vision Microfinance hat seit dem Start im April 2006 fast vier Prozent hinzugewonnen, fordert aber mindestens 50000 Euro.

Eine Alternative bietet die Genossenschaft Oikocredit. Mitglieder ihrer Förderkreise zahlen einen Jahresbeitrag und stellen mindestens 200 Euro zur Verfügung. In der Regel gibt es zwei Prozent Dividende pro Jahr, in Katastrophenjahren unter Umständen weniger. Kleinkreditnehmer in Deutschland fördert die GLS Gemeinschaftsbank.

Ihr Fonds ist geschlossen, für kommendes Frühjahr ist allerdings eine Öffnung geplant. Er warf bislang pro Jahr lediglich 1,5 Prozent ab. "Ein Investment hat eher Fördercharakter", betont Falk Zientz, Mitarbeiter der Bank und Geschäftsführer des Deutschen Mikrofinanz Instituts. Generell gilt: Mikrofinanz-Anleger sollten mehr Idealismus als Renditegier mitbringen.

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