Geplante Reform der Steuererklärung:Ein wunderbar kleiner Wurf

Für viele Bürger ist die Steuererklärung eine Plage. Deshalb könnte der Vorstoß aus Rheinland-Pfalz einiges verändern - selbst wenn die Idee unspektakulär wirkt.

Ein Kommentar von Guido Bohsem

In den nächsten Tagen werden die meisten Arbeitnehmer Post von ihrer Firma bekommen. Der Brief enthält die zentralen Daten für die Steuer, nichts Unangenehmes also. Doch dürfte manch einem schon beim Anblick des Schreibens übel werden: Erstens sind die meisten ohnehin der Meinung, sie zahlten zu viel Steuern. Mehr noch dürfte die Bürgerseele aber darunter leiden, dass der Ärger mit der Steuererklärung wieder losgeht.

Diese alljährlich wiederkehrende Plage verträglicher zu gestalten würde den Deutschen vermutlich größere Freude bereiten als eine gelungene Energiewende. Alleine deshalb ist der Vorstoß aus Rheinland-Pfalz löblich, der es dem Normalo unter den Steuerzahlern ermöglichen soll, seine Angelegenheiten ohne Schnickschnack selbst zu regeln und die (in der Regel) fällige Rückzahlung innerhalb von wenigen Tagen auf dem Konto zu finden.

Eine radikale Reform ist mit der Idee nicht verbunden. Es geht nicht um eine Einheitssteuer von 20 oder 25 Prozent. Es geht nicht um ein Bierdeckel-Stufenmodell oder andere Ideen, die in den vergangenen zehn Jahren mit viel Leidenschaft und meist ohne Ergebnis entworfen wurden. Ihren Reiz entfaltet die rheinland-pfälzische Idee gerade deshalb, weil sie nicht auf den großen Wurf setzt. Das kommt unspektakulär daher, hat aber das Zeug, mehr zu verändern als tollkühne Reformkonzepte, die ohnehin nicht umgesetzt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: