Geplante Finanzmarktsteuer:Brüssel funkt Berlin dazwischen

Rückschlag für Berlin: EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta hält überhaupt nichts von den deutschen Plänen, eine Finanzmarktsteuer einzuführen. Damit stärkt er die Position der vielen Gegner, die diese Abgabe ohnehin schon hat.

EU-weite Finanzmarktsteuer? Och nö... Die europäische Kommission ist offenbar gegen eine Einführung der Abgabe. Die Steuer könne "beträchtliche unerwünschte Effekte" haben, zitiert das Handelsblatt aus einem noch unveröffentlichten Bericht von EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta.

Geplante Finanzmarktsteuer: Der litauische Steuerkommissar Algirdas Semeta spricht sich offenbar gegen eine Finanzmarktsteuer aus. Er befürchte, dass sie die Finanzierungskosten für Unternehmen und Regierungen in die Höhe treiben könne.

Der litauische Steuerkommissar Algirdas Semeta spricht sich offenbar gegen eine Finanzmarktsteuer aus. Er befürchte, dass sie die Finanzierungskosten für Unternehmen und Regierungen in die Höhe treiben könne.

(Foto: AFP)

Der Bericht sei im Auftrag der EU-Finanzminister angefertigt. Diese wollten beim Treffen des Ecofin-Rat am 7. September darüber beraten.

Bislang sind nur Deutschland und Frankreich für eine solche Steuer. Großbritanninen, Schweden und die Niederlande haben die Steuer dem Handelsblatt zufolge bereits abgelehnt. Sie bekommen nun Rückendeckung von der EU-Kommission: Die Steuer drohe die Finanzierungskosten für Unternehmen und Regierungen in die Höhe zu treiben, warne der Kommissar in dem Bericht.

"Mehr Kursvolatilität"

Außerdem könne die Aktivität an den Finanzmärkten zurückgehen. Eine sinkende Zahl von Finanzmarktgeschäften mache es für die Akteure an den Börsen schwieriger, Abnehmer für ihre Produkte zu finden, und dies führe letztlich "zu mehr Kursvolatilität".

Außerdem sehe Smetana ein Verteilungsproblem: Großbritannien würde wegen der Größe seines Finanzplatzes allein mehr als 70 Prozent der europaweit anfallenden Einnahmen aus der Finanzmarktsteuer kassieren, Deutschland nur rund 15 Prozent und für kleine EU-Staaten falle fast gar nichts ab.

Als Alternative habe die EU-Behörde auch die sogenannte "Finanzaktivitätssteuer" auf "Lohnsumme und Gewinne im Cash-flow" der Finanzinstitute geprüft. Hier sei die Gefahr geringer, dass Finanzakteure in andere Länder ausweichen und so den europäischen Börsen schaden.

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