Süddeutsche Zeitung

Bezahlen:Was bei Überweisungen ins Ausland zu beachten ist

Oft fallen bei den Transaktionen Aufschläge an - und der Kunde weiß nicht, wieso. Mit diesen Tricks können Bankkunden sparen.

Von Victor Gojdka

Die Miete für das Ferienhaus in der Schweiz, das Geld für Freunde in den USA, die Uralt-CD, die nur bei einem Händler in der Ukraine zu bestellen ist: Öfter als viele denken, überweisen Verbraucher Geld ins Ausland. Dabei langen Banken ordentlich zu, schnell können sich die Kosten auf 20 oder 30 Euro summieren - selbst wenn die bestellte CD kaum einen Zehner kostet. "Da gab es schon die ein oder andere böse Überraschung", sagt Ulrich Lohrer vom katholischen Verbraucherservice Bayern. Auf welche Kosten Kunden achten sollten und wie sie sparen können.

Euro? Glück gehabt!

Die gute Nachricht vorweg: Wer Euro ins europäische Ausland transferieren will, hat Glück gehabt. Kunden können dazu die sogenannte Sepa-Überweisung verwenden. Der Vorteil: Diese Überweisung darf innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EU-Staaten plus Island, Liechtenstein und Norwegen) nicht mehr kosten als eine Inlandsüberweisung. "Viele Kunden füllen aber statt einer Sepa-Überweisung immer noch eine Auslandsüberweisung aus", sagt Karolina Wojtal vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz. "Und das kann richtig ins Geld gehen." Denn viele Banken sagen nichts, wenn Kunden zum Beispiel nach Österreich eine teure Auslandsüberweisung veranlassen statt eines günstigen Sepa-Transfers. Sie sacken lieber klammheimlich die hohen Gebühren ein.

Augen auf beim Wechselkurs

Japanischer Yen, südafrikanischer Rand oder indische Rupie: Wer Geld in die Ferne überweisen will, muss wohl oder übel die klassische Auslandsüberweisung wählen. Hier kann jede Bank ihre eigenen Gebühren festsetzen. Manche Institute verlangen einen Festpreis, manche einen Prozentsatz der Überweisungssumme, manche entwerfen ein ganzes Gebührendickicht. Was sie dabei oft verschweigen: Auch über den Wechselkurs kassieren die Institute mit. Denn viele Banken rechnen Euro nicht zum Mittelkurs am Devisenmarkt in die Fremdwährung um, sondern stellen ihren Kunden einen eigenen, oft schlechteren Kurs. Schon Nachkommastellen können ordentlich ins Gewicht fallen: Überweist ein Kunde 10 000 Euro nach Neuseeland bei einem Wechselkurs von Euro zu Neuseelanddollar bei 1,72, bekommt der Empfänger 17 200 NZ-Dollar. Legt die Bank hingegen einen schlechteren Kurs von 1,70 an, kämen nur 17 000 NZ-Dollar an. Das wären umgerechnet immerhin 115 Euro weniger.

Fremdspesen kennen

Bei Auslandsüberweisungen dürfen Kunden wählen und Kreuzchen machen - das ist mitunter genauso schwierig wie in der Wahlkabine. Denn bei einem Auslandstransfer müssen sich Kunden für eines der Gebührensysteme OUR, BEN oder SHA entscheiden. Bei OUR übernimmt der Auftraggeber alle Kosten, bei BEN zahlt der Empfänger alles, bei SHA teilen sich beide Seiten die Kosten. Das Problem: Wer CDs oder Handwerker im Ausland bezahlen will, muss meist eine feste Summe in Auslandswährung überweisen. Auf dem Konto des ukrainischen CD-Händlers müssen zum Beispiel exakt 300 ukrainische Hrywnja ankommen. Die Kosten für die Überweisung wird der Händler nicht übernehmen wollen - und daran beteiligen wird er sich auch nicht.

Bleibt dem Kunden also nur, zähneknirschend alle Kosten für die Transaktion zu übernehmen und die Option OUR zu wählen. Denn hier stellt die Bank alle Kosten gesondert in Rechnung. Wohlgemerkt nicht nur die eigenen Kosten, sondern auch die sogenannten Fremdspesen der Empfängerbank. Manche Banken in Deutschland verlangen dafür eine Pauschale, mit der alle Kosten der Empfängerbank abgegolten sind. Manche reichen die Kosten der Empfängerbank einfach weiter. Egal wie, meistens wird es teuer. Bisweilen fallen gar 20 Euro an - zusätzlich zu allen anderen Gebühren.

Der Europa-Bonus

Polnischer Zloty, bulgarischer Lew, dänische Krone: Auch bei diesen Nicht-Euro-Staaten schnappen sich viele Menschen den Auslandsüberweisungsträger. Und zahlen mitunter drauf. Denn viele Banken in den neun europäischen Nicht-Euro-Ländern akzeptieren Sepa-Zahlungen. Die sind bislang zwar nur in Euro möglich, doch was viele Banken in Deutschland gern verschweigen: Die meisten Banken im Ausland rechnen eingehende Euro einfach um, zum Beispiel in polnische Zloty. Gerade bei geringen Überweisungsbeträgen kann sich das lohnen, denn so lassen sich die üppigen Gebühren für eine herkömmliche Auslandsüberweisung umgehen. Kunden sollten allerdings in jedem Fall bei der Empfängerbank anfragen, ob sie Sepa-Zahlungen akzeptiert, umrechnet - und vor allem zu welchem Kurs. Manche Banken rechnen die eingehenden Euros nach Gutsherrenart zu schlechten Kursen um, das fällt vor allem bei großen Beträgen ins Gewicht.

Vorsicht ist auch bei der Schweiz geboten: Sie hat sich zwar dem Sepa-System angeschlossen, nicht aber dem Europäischen Wirtschaftsraum. Soll heißen: Überweisungen im Sepa-Format sind technisch möglich, dürfen aber mehr kosten als eine Inlandsüberweisung, das handhabt jede Bank nach Belieben. Selbiges gilt übrigens auch für Monaco, San Marino und die britischen Krongebiete Jersey, Guernsey und die Isle of Man.

Start-ups drücken Preise

Inzwischen greifen Start-ups die etablierten Banken bei Auslandsüberweisungen an. Dienste wie Transferwise verlangen als Gebühr oft nur einen geringen Prozentsatz vom Überweisungsbetrag. Wie viel Kunden genau zahlen, richtet sich nach der Zielwährung. Gerade bei kleinen Beträgen kostet eine Überweisung dort nicht mehr als wenige Euro. Doch aufgepasst: Bei großen Überweisungen kann die prozentuale Gebühr zum Fluch werden. Wer beispielsweise 40 000 Euro in die USA überweist, muss fast 200 Euro Transaktionsgebühren zahlen. Und damit unter Umständen mehr als bei mancher Bank. Die Wechselkurse bei Transferwise sind zumeist allerdings akzeptabel: Das Unternehmen rechnet zum sogenannten Devisenmittelkurs um, den es vom Datendienstleister Reuters bezieht. Dieser Kurs ist in der Regel besser als die Wechselkurse vieler Banken.

Genossen haben's gut

Viele Genossenschaftsbanken bieten ihren Kunden Auslandsüberweisungen nach Tschechien, Liechtenstein, in die Schweiz und die USA günstiger an. Denn für diese vier Länder haben sie ein eigenes Transfersystem namens Tipanet. Der Vorteil: Bei vielen Genossenschaftsinstituten kostet eine solche Überweisung nur 7,50 Euro - und damit sind zumeist sowohl die Kosten der deutschen Bank als auch der Bank des Empfängers abgegolten. In der Regel ist das günstiger als eine herkömmliche Auslandsüberweisung. Kunden müssen ihr Geld allerdings bereits in Deutschland von den Genossenschaftsbankern in Tschechische Kronen, Schweizer Franken oder US-Dollar umrechnen lassen - daher sollten sie sich über den Kurs informieren.

Doch Vorsicht: Das Überweisungsformular für die USA richtig auszufüllen, ist nicht trivial. Und manche US-Firmen weisen solche Zahlungen zurück, weil Kunden jede Zahlung über Tipanet theoretisch acht Wochen lang zurückholen könnten. Kunden sollten sich in jedem Falle gut beraten lassen und sich mit dem Empfänger kurzschließen.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2018/vit
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