Lesen wir über Geld:Diese Börsenliteratur lohnt sich

  • SZ-Leser Werner H. fragt, welche Bücher zum Thema Geldanlage empfehlenswert sind.
  • Die Auswahl ist schier uferlos - am Ende kommen Sparer und Kleinanleger aber mit einer recht überschaubaren Bibliothek aus.
  • Wenn Sie auch eine Frage zur Geldanlage haben, schreiben Sie an sz-finanzen@sueddeutsche.de.

Von Jan Willmroth

Geschichte wiederhole sich nicht, aber sie reime sich, so lautet ein berühmtes Sprichwort des US-Romanciers Mark Twain, das immer wieder in abgewandelter Form hervorgebracht wird. Es passt oft so schön. Was die Kapitalmärkte betrifft, lässt sich getrost feststellen, dass es gerade dort aber nicht passt, weil sich die Geschichte wiederholt: Auf gute Konjunktur folgen steigende Unternehmensgewinne und mit ihnen Aktienkurse, und auf Höchststände folgen Kursstürze.

Kostolany für Einsteiger

André Kostolany, der große Börsenveteran, der 1999 im Alter von 93 Jahren starb, wurde in seinem unterhaltsamen Werk "Die Kunst, über Geld nachzudenken" denn auch nicht müde, immer wieder auf seine 80-jährige Börsenerfahrung hinzuweisen. Mehrfach auf die Nase gefallen, große Gewinne gemacht, wieder alles verloren - Kostolany hat zahlreiche Auf- und Abschwünge miterlebt, viele gute, aber auch viele schlechte Erfahrungen gemacht.

Und er hat Recht: Über Geld nachzudenken ist erstens eine Kunst, die zweitens vielen Mühe und Unbehagen bereitet. Kostolany aber hat es mit seinen Schriften geschafft, den Lesern viel von seiner Begeisterung für Finanzdinge zuteil werden zu lassen. Wer also noch nie so richtig über Geld nachgedacht hat: Kostolany ist der richtige Einstieg in die Welt der Börse.

Ihre Frage - unsere Antwort

In der Rubrik "Geldwerkstatt" suchen wir den Austausch mit unseren Lesern und beantworten wöchentlich und grundsätzlich Fragen zur Geldanlage.

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Graham für Fortgeschrittene

Auch die Lektüre von Benjamin Grahams Werk "The Intelligent Investor" lohnt sich (Erstauflage 1949, deutscher Titel "Intelligent Investieren", siebente Auflage von 2014): Geschrieben für Menschen, die bereits einen Zugang haben zu Finanzthemen, kann es ein großer Schatz sein, der immer wieder Antworten auf aktuelle Börsenfragen liefert. Graham gilt als Begründer der fundamentalen Wertpapieranalyse, des sogenannten Value-Investing. Dahinter verbirgt sich der Versuch, den "fairen" Wert eines Unternehmens herauszufinden, also zu berechnen, wie viel eine Aktie gemessen an den zugrunde liegenden Unternehmensdaten kosten sollte. So schafften es Graham und seine Schüler immer wieder, Aktien zu finden, die sie für unterbewertet hielten. Doch das Buch bietet mehr: Empfehlungen für die Portfolio-Strukturierung hält der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler ebenso bereit wie Tipps zum Umgang mit Anleihen und nicht zuletzt eine aufschlussreiche Beschreibung der US-Börsen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Strategie und Psychologie

Allzu viele Bücher über Anlagestrategien, von denen es wahrlich zu viele gibt, benötigt man als Privatanleger nicht. Bücher wie "Der entspannte Weg zum Reichtum" der ehemaligen Deutsche-Bank-Fondsmanagerin Susan Levermann genügen. Sie erklärt einfach und verständlich, wie Börsen funktionieren, gibt dem Leser zur Aktienbewertung ein einfaches Punktesystem an die Hand und widmet einen ganzen Buchteil der Frage, wie Börse und Ethik zusammenpassen. Ein hilfreiches, gut strukturiertes Buch, dessen Empfehlungen man aber nicht als der Weisheit letzte Schlüsse annehmen sollte.

Soviel zu Büchern, die Grundsätzliches, Fachbegriffe und Analysemöglichkeiten erklären. Nun fehlt nur noch eines über den wichtigsten Aspekt beim Anlegen von Geld: die Psychologie. Auch dazu sind unzählige, mehr oder weniger gute Bücher erschienen. Von besonderem Wert, aber mit etwa 50 Euro auch ziemlich teuer, ist das Standardwerk "Die Psychologie der Börse" von James Montier. Der Anlageexperte überträgt auf 1000 Seiten die Erkenntnisse der Verhaltensforschung auf die Praxis.

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