Geldanlage:Was ist der Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fonds?

Bei offenen Fonds können Anleger jederzeit Anteile kaufen und verkaufen. Warum geschlossene Fonds ihren Namen verdient haben, merken Anleger, die aussteigen wollen. Besonders riskant ist diese Anlage für Investoren, die sich selbst überschätzen.

Von Larissa Holzki

Es gibt offene und geschlossene Investmentfonds. Bei beiden Anlageformen geht es den Anlegern um Rendite - damit sind die Gemeinsamkeiten aber fast erschöpft. Offene Fonds werden an der Börse gehandelt und die Anleger können ständig Anteile kaufen und verkaufen. Ist das Interesse der Anleger groß, kann der Fonds wachsen. Mehr Geld ist für die Fondsgesellschaft immer gut, denn damit vergrößert sich der Spielraum. Der Fondsmanager oder ein Computer verteilt das Vermögen in verschiedene Projekte, Unternehmen oder Länder und beschränkt damit die Gefahr für die Investoren, ihr Geld zu verlieren. Die können schon mit einem kleinen Betrag ihr Risiko streuen. Das macht für viele Anleger den Reiz eines Fonds aus (lesen Sie hier mehr über die gängisten Arten von offenen Fonds).

Geschlossene Fonds werden nicht an der Börse gehandelt. Der Herausgeber sammelt nur eine vorher definierte Summe ein. Investoren müssen häufig einen hohen Mindestbetrag einzahlen, dafür werden sie unternehmerisch beteiligt. Das Geld wird in wenige, manchmal auch nur in ein einziges Projekt investiert - zum Beispiel in Bürogebäude, Einkaufszentren, Windparks oder ein Containerschiff. Geht die Unternehmung schief, ist das Geld allerdings verloren. In einigen Fonds gibt es sogar eine Nachschusspflicht, dann müssen die Anleger unter Umständen mehr Geld in den Fonds einzahlen, als sie eigentlich wollten.

Ausschüttungen gibt es üblicherweise erst, wenn Gewinne gemacht werden. Bis zum Ende der Laufzeit kann das angelegte Kapital dem Fonds nicht entnommen werden. Diese beträgt häufig 10 bis 30 Jahre. Aussteigen ist unter Umständen möglich, aber meistens teuer. Im Internet hat sich ein Zweitmarkt entwickelt. Eine unabhängige Plattform bietet zum Beispiel die Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG.

Das Motiv der Anleger in einem geschlossenen Fonds ist klar: Wo das Verlustrisiko groß ist, ist auch das Gewinnpotenzial beachtlich. Renditen von acht Prozent und mehr im Jahr klingen verlockend.

Für welche Anleger kommen geschlossene Fonds infrage?

Geschlossene Fonds eignen sich nur für wenige Anleger. Nur, wenn Sie die folgenden Eigenschaften auf sich vereinen, könnte dieses Investment etwas für Sie sein.

  • Sie kennen die Branche: Geschlossene Fonds sind eine recht transparente Anlageform. Der Anleger weiß genau, in welches Projekt sein Geld fließt. Das hilft ihm aber nur, wenn er einschätzen kann, ob es auch Erfolg verspricht. Wird das geplante Einkaufszentrum auf grüner Flur von den Menschen in der Region angenommen? Gibt es genügend potenzielle Mieter für die Verkaufsräume? Sind konkurrierende Projekte in der Umgebung geplant? Achtung: Von sogenannten Blind-Fonds, bei denen das Investitionsobjekt nicht bekannt ist, sollten Sie grundsätzlich die Finger lassen.
  • Sie können langfristig planen: Die Laufzeit von geschlossenen Fonds beträgt häufig 20 bis 30 Jahre. Können Sie so lange auf das angelegte Kapital verzichten? Brauchen Sie das Geld womöglich bald für den Kauf einer Immobilie? Bedenken Sie, dass Sie das Geld auch in einer Notlage nicht einfach aus dem Fonds abziehen können.
  • Sie haben viel Geld auf der hohen Kante: Bei einer riskanten Anlage - wie geschlossenen Fonds - ist Risikostreuung besonders wichtig. Legen Sie höchstens einen kleinen Teil ihres Vermögens in solchen Produkte an. Da der Einstieg teuer ist, eignen sich geschlossene Fonds nur für Menschen, die insgesamt eine sechsstellige Summe auf verschiedene Anlageformen aufzuteilen haben.
  • Sie sind bereit, sich unternehmerisch zu beteiligen: Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen. Je nach Fonds ergeben sich daraus Verpflichtungen, zum Beispiel die Teilnahme an Versammlungen und Strategieentscheidungen. Das kostet nicht nur Zeit, sie müssen auch bereit sein, sich umfassend zu informieren und möglichst Vorwissen mitbringen.
  • Sie haben das richtige Alter: Die meisten Menschen denken nicht gerne über den Tod nach. Bei Laufzeiten von bis zu 30 Jahren sollten Sie sich aber darüber Gedanken machen, ob Sie nach der Rückzahlung noch etwas von Ihrem Geld haben. Tipp: Fonds schütten (meistens) erst Geld an die Anteilseigner aus, wenn Gewinn erzielt wird. Dies muss der Anleger versteuern. Da Rentner weniger Steuern zahlen als Berufstätige, bietet es sich an, ein paar Jahre vor der Pensionierung Fondsanteile zu kaufen. So fallen die roten Zahlen der Unternehmung in die Erwerbszeit, Geld wird erst ausgeschüttet, wenn Sie nicht mehr so viel davon an den Staat abtreten müssen.

Vorsicht vor Schönfärberei

Viele Anleger übersehen, dass das Kapital, das sie an die Fondsgesellschaft zahlen, nicht vollständig in den Fonds fließt. Dabei müssen Sie als Anleger zum Beispiel für die hohen Provisionen aufkommen, die beim Verkauf von geschlossenen Fonds gezahlt werden. Seien Sie vorsichtig, wenn mehr als 15 Prozent Ihres Geldes für Vertrieb, Verwaltung und den Anbieter draufgehen.

Die Einstiegssumme für geschlossene Fonds ist hoch und für viele Menschen eine Hürde. Um Investoren zu locken, können Zukunftsaussichten schon mal beschönigt werden. Überprüfen Sie genau, ob beispielsweise Annahmen zu künftigen Mieteinnahmen und der Inflationsentwicklung gerechtfertigt sind. Denn wenn das Geld der Investoren irgendwann doch nicht mehr reicht, müssen sie Geld nachschießen. Achtung: Bei einigen Fonds haften Sie mit Ihrem gesamten Vermögen.

Nicht zuletzt sollten Sie sich immer fragen: Wenn das Projekt wirklich so gut ist wie angepriesen, warum finden sich dann keine brancheninternen Kapitalgeber? Hinterfragen Sie, warum für dieses Projekt ein geschlossener Fonds eingerichtet wird, dessen Zulassung aufwendig ist und bei dem die Vertriebskosten erheblich sind.

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