Geldanlage:Mitmischen beim Börsengang

Nach einer langen Flaute für Börsengänge starteten in jüngster Zeit gleich vier Firmen am Aktienmarkt - weitere dürften folgen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Markus Zydra

Der Markt für Börsengänge in Deutschland kommt nach schweren Jahren wieder in Schwung. Zuletzt sammelten vier Kandidaten Milliardensummen an Kapital ein (auf das Foto klicken) - Beobachter werten das als gutes Zeichen: Investoren sind wieder zuversichtlich. Weitere Börsengänge von anderen Unternehmen dürften in Kürze folgen - etwa der des Berliner Wohnungsunternehmens GSW, das wohl Anfang Mai an die Börse starten will. Börsengänge können auch für Privatanleger interessant sein, vorausgesetzt sie informieren sich vorab ausführlich über die Risiken. Die Süddeutsche Zeitung erläutert die grundlegenden Fragen für Anleger.

Was ist ein Börsengang überhaupt?

Eigentümer verkaufen einen Teil oder ihre gesamte Firma an Investoren - sie machen dazu ein öffentliches Angebot für ihre Aktien. Für diese Aktienplatzierung an der Börse hat sich auch der englische Begriff "Initial Public Offering" (IPO) durchgesetzt. Bringt das bereits börsennotierte Unternehmen zusätzliche im Besitz befindliche Aktien an den Markt, spricht man von einer Zweitplatzierung. In beiden Fällen können in der Regel institutionelle Investoren, aber auch Privatanleger die Aktien erwerben.

Welche Gründe gibt es für einen Börsengang?

Das Unternehmen erhält Kapital, um zu investieren oder Schulden zu tilgen. Die Börsennotierung kann den Bekanntheitsgrad des Unternehmens steigern, was den Absatz fördern könnte. Nachfolgeprobleme an der Konzernspitze lassen sich ebenfalls geschickt durch einen öffentlichen Verkauf lösen. Generell gilt: Börsengänge sind für die Unternehmen meist sehr aufwendig und teuer.

Wo wird die Aktie notiert?

An der Börse gibt es verschiedene Segmente. Wenn das Unternehmen in den Regulierten Markt geht, dann gelten wesentlich strengere Zulassungsvorschriften als für den Freiverkehr. Das heißt: Aktien im Freiverkehr sind deutlich riskanter, weil die Unternehmen vor dem Börsengang dort weniger Informationen preisgeben müssen.

Wer betreut den Börsengang?

Das Unternehmen holt sich bei den Banken Angebote ein, wie teuer der Börsengang wird und mit welchem Erlös man rechnen könne. Börsengänge sind sehr lukrativ, entsprechend interessiert sind die Emissionsabteilungen der Kreditinstitute an solchen Mandaten. Nach Abschluss der Verhandlungen beauftragen die Altaktionäre eine Bank als Konsortialführer, der den Börsengang managt. In vielen Fällen werden weitere Banken an der geplanten Emission beteiligt.

Wie kommt der Preis zustande?

Ein Bookbuilding- oder Auktionsverfahren, das von den Konsortialbanken durchgeführt wird, grenzt den Preis für die Aktien ein. Investoren müssen im Rahmen dieser Auktion vorab sagen, was ihnen die Aktie maximal wert wäre. Der tatsächliche Emissionskurs wird dann aus dem Durchschnitt dieser Gebote gebildet. Ziel ist es, auf diese Weise einen fairen Preis zu bilden, denn natürlich hat das Unternehmen ein besonderes Interesse daran, möglichst viel Geld je Aktie zu kassieren - der Investor möchte die Papiere aber möglichst billig haben. Je fairer der Emissionspreis, desto geringer auch die Wertschwankungen am Tag des Börsengangs. Zeichnungsgewinne oder Verluste werden so minimiert.

Wie können Privatanleger an der Auktion teilnehmen?

Die wichtigste formale Voraussetzung ist der Besitz eines Wertpapierdepots, auf dem die Aktien dann geführt werden können. Es bietet sich an, das Depot bei einer Bank zu eröffnen, die dem Konsortium angehört, die das Unternehmen an die Börse bringt. Das erhöht die Zuteilungschancen bei einer Überzeichnung.

Was ist eine Überzeichnung?

Wer sich an die heiße Phase der Internetblase in den Jahren 1998 bis 2000 erinnert weiß: Es ist gar nicht so einfach, Aktien zugeteilt zu bekommen. Das gilt besonders für Phasen, in denen die Börse haussiert. Dann ist die Emission häufig überzeichnet, nur bestimmte Anleger erhalten dann ein Kontingent zugeteilt. Sie können sich freuen, denn aufgrund der Euphorie werden die Preise für die Aktie am Tag der Erstnotierung stark ansteigen.

Was ist der Greenshoe?

Ist eine Emission überzeichnet, kann das Konsortium auf die Mehrzuteilungsoption, den Greenshoe, zurückgreifen. Das sind Aktienkontingente, die ebenfalls zum Verkauf bereitliegen, zunächst jedoch zurückgehalten werden; der Greenshoe ist also eine Überzeichnungsreserve. In der Regel stammt der Greenshoe aus dem Besitz der Altaktionäre.

Was versteht man unter Kurspflege nach dem Börsengang?

Häufig übernimmt ein sogenannter Sponsor, hier handelt es sich um eine Bank, unmittelbar nach dem Börsengang für einen bestimmten Zeitraum die Kurspflege der Aktie. Der Sponsor kauft Aktien, wenn der Kurs zu stark fällt; und er verkauft Papiere, wenn der Kurs stark steigt - auch dafür gibt es den Greenshoe.

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