Geldanlage:Keine Lust auf Aktien

Die weltweite Finanzkrise mit ihren Börsenturbulenzen verdirbt den Deutschen die Lust an Aktien: Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Aktionäre erstmals seit neun Jahren wieder unter die Zehn-Millionen-Grenze gesackt.

Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Anteilseigner um 483.000 auf 9,8 Millionen, teilte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Dienstag in Frankfurt mit. Das war ein Viertel weniger als beim Höchststand 2001. Zuletzt waren 1999 weniger als zehn Millionen Aktionäre gezählt worden.

Geldanlage: Der Dax: Die Zahl der Aktionäre ist auf unter zehn Millionen gefallen.

Der Dax: Die Zahl der Aktionäre ist auf unter zehn Millionen gefallen.

(Foto: Foto: AP)

"Die Anleger verhalten sich rational: Im Moment gehen die Kurse nach unten und die Aktionäre trennen sich von ihren Aktien", sagte DAI-Chef Rüdiger von Rosen.

Der Deutsche Aktienindex Dax hat seit Jahresbeginn rund 20 Prozent verloren. Die Deutschen verkaufen vor allem ihren direkten Aktienbesitz: Im ersten Halbjahr besaßen nur noch 3,5 Millionen Anleger Aktien, das waren 13,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Nur noch 5,4 Prozent der Gesamtbevölkerung sind Aktionäre - zu Zeiten der Börseneuphorie im Jahr 2000 hatte der Anteil mehr als doppelt so hoch gelegen. Bei den Fondsbesitzern trennten sich die Anleger zunehmend von reinen Aktienfonds.

Verluste mit der "Volksaktie"

Aufholen konnten dagegen gemischte Fonds, die sowohl in Aktien als auch in andere Wertpapiere Geld stecken. "Die Verteilung von Risiken kommt der deutschen Mentalität entgegen", sagte Rosen. Der Trend zu weniger Aktionären hatte mit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes 2001 und der Talfahrt der Börse eingesetzt. Mit den als "Volksaktie" gefeierten Papieren der Deutschen Telekom hatten viele Anleger Verluste gemacht. Seitdem ist das Verhältnis der Deutschen zum Aktienbesitz laut Institut zwiespältig.

"Im internationalen Vergleich sind die Deutschen unter vergleichbaren Industrienationen Schlusslicht", sagte von Rosen. Beim notwendigen Vermögensaufbau zur Altersvorsorge verzichteten die Anleger zunehmend auf eine renditestarke Anlage.

Von Rosen forderte von der Bundesregierung, das Vertrauen der Anleger in die Aktie zu stärken. Das DAI kritisierte die geplante Abgeltungssteuer, da sie Aktienerträge besonders stark belasten würde. Das Institut forderte zudem, die Veräußerungsgewinne aus Belegschaftsaktien nach einer bestimmten Sperrfrist von der Abgeltungsteuer zu befreien.

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