Geldanlage:Dicht dran am Dax

Immer mehr Anleger kaufen Papiere, die sich an einem Index orientieren. Doch die scheinbar leicht verständlichen Produkte bergen auch Risiken - die kennt nur fast niemand.

Markus Zydra

Viele Sparer sind mit ihren Fonds unzufrieden, die im letzten Jahr hohe Verluste machten. Die wahre Qualität der Fondsmanager lässt sich relativ einfach überprüfen. Man misst die Fondsrenditen an den Marktrenditen. Die meisten Fondsmanager vergleichen ihre Leistung mit der eines Index wie dem Dax. Wenn beispielsweise ein globaler Aktienfonds schlechter abschneidet als der globale Index MSCI World, dann hat der Fondsmanager schlecht gearbeitet. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass dies in rund 80 Prozent der Fälle so ist.

Geldanlage: Indexfonds haben eine Erfolgsgeschichte. Binnen weniger Jahre verfielfachte sich das Vermögen, das damit in Europa verwaltet wird.

Indexfonds haben eine Erfolgsgeschichte. Binnen weniger Jahre verfielfachte sich das Vermögen, das damit in Europa verwaltet wird.

(Foto: Grafik: SZ)

Aktiv gemanagte Fonds, also Produkte, bei denen ein Experte die Auswahl der Aktien steuert, lohnen sich selten. Hauptgrund für das schlechte Abschneiden sind die Kosten. Ein Fonds mit aktivem Management berechnet rund 1,6 Prozent Jahresgebühr, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Das ist auf lange Sicht gerade in den effizienten westeuropäischen und amerikanischen Märkten nahezu unmöglich. Natürlich gibt es jedes Jahr Fondsmanager, die es schaffen, aber es ist jedes Jahr ein anderer.

Nie schlechter als Dax

Deshalb gehören Exchange Traded Funds (ETF) auch zu den Profiteuren der Finanzkrise. Ein ETF auf den Leitindex Dax bietet Sparern die exakte Rendite des Dax, abzüglich der vergleichsweise geringen Kosten, die im Durchschnitt je nach Indexprodukt zwischen 0,2 und 0,5 Prozent per annum liegen. Damit wissen die Sparer: Schlechter als der Dax kann es nicht werden, besser aber auch nicht. ETF sind ein passives Anlageprodukt. Sie sind transparent und einfach zu verstehen, was nach den schlechten Erfahrungen mit komplexen Produkten ein Wettbewerbsvorteil ist.

Der europäische Markt wird von der britischen Investmentbank Barclays mit der Marke I-Shares, der französischen Société-Générale-Tochter Lyxor und der Deutsche Bank (db) x-trackers kontrolliert. Europaweit gibt es rund 630 ETF. "Die Anzahl wird noch auf 1500 steigen, doch danach verschwinden die ersten Produkte wieder vom Markt", prophezeit Thorsten Michalik, Managing Director von db x-trackers. Man könne das Wachstum aus Kostengründen nicht so fortschreiben.

ETF, die auch Indexfonds genannt werden, haben bereits ein rasantes Wachstum hinter sich. Seit 2001 ist das in Europa in ETF verwaltete Vermögen von 400 Millionen Euro auf 108 Milliarden Euro gestiegen (Grafik). In Profikreisen haben sich diese Produkte schon lange durchgesetzt. Für den Privatsektor gilt das weniger, weil es sich für Anbieter im Vertrieb nicht lohnt, ETF zu verkaufen. Die Produkte werfen für den Finanzberater keine Provisionen (Kickbacks) ab.

Lesen Sie im zweiten Teil, welche Vorteile ETF-Produkte bieten.

2. Teil: ETF-Produkte im Detail

Institutionelle Investoren nutzen ETF wie einen Baukasten für das Portfolio. Deshalb gibt es auch ETF auf Volatilität, Hedgefonds und Inflation sowie Short-ETF, mit denen man auf fallende Kurse setzen kann. Auch Hebel-ETF sind in Planung, die gemessen am Einsatz ein Mehrfaches an Gewinn oder Verlust einspielen können.

All diese ETF-Strategievarianten klingen bekannt. Man kennt sie auch aus der Welt der Zertifikate. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: ETF sind ein geschütztes Sondervermögen, anders als bei Zertifikaten gefährdet die Insolvenz der Bank nicht das Kapital der Anleger. "Zudem sind die Innovationsmöglichkeiten bei ETF durch die Kostenstruktur begrenzt. Es dauert drei Monate und kostet 150.000 Euro, ein ETF zu bauen, ein Zertifikat produzieren Sie über Nacht für 50 Euro", sagt Michalik.

Allerdings sehen manche Experten die Grenzen verschwimmen. ETF mögen passiv gemanagt werden, doch der Referenzindex zeigt durchaus aktive Elemente. "Der ETF Currency Carry oder der ETF DJ Stoxx Strong Growth sind solche Beispiele", sagt Rüdiger Sälzle, Vorstand von Fondsconsult. "Die Aktien für diese Indizes werden aktiv von Experten ausgewählt, und die Produkte sind weitaus komplizierter als ein Dax-ETF", warnt der Experte.

Komplexe Modelle

Was viele Anleger vielleicht auch nicht wissen: Hinter den einfach gestrickten ETF stecken mitunter komplexe Modelle. Theoretisch müsste ein MSCI World-ETF immer die Aktien aus dem Aktienindex kaufen, um so die Gleichheit der Rendite zu gewährleisten. Das ist teuer und aufwendig. Je nach Wohnort des Anlegers fallen bei Dividendenzahlungen ausländischer Aktien auch Steuern an. Das kann die Performance des ETF gegenüber dem Referenzindex mindern.

Deshalb greifen manche Anbieter wie die Deutsche Bank auf eine synthetische Methode zurück. Das Geld der Anleger wird in einen breit gestreuten Aktienkorb investiert, der nichts mit dem Referenzindex zu tun haben muss. Die Rendite aus diesem Aktienkorb wird einer anderen Bank versprochen, die im Gegenzug die exakte Index-Rendite garantiert - deshalb Swap- oder Tauschgeschäft. Der Einsatz von Swaps ist gesetzlich auf zehn Prozent des Fondsvermögens limitiert; für diese zehn Prozent trägt damit der Anleger das Risiko der Bankpleite - wie bei Zertifikaten auch.

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