Geldanlage:Das Gold versilbern

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Der Goldpreis kennt seit Monaten nur eine Richtung: nach oben. Als Anlageobjekt taugt das Edelmetall allerdings nur dann, wenn einige Dinge beachtet werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Simone Boehringer

Der Schuldenberg vieler Staaten wächst und damit steigt bei vielen Bürgern die Angst vor der Entwertung ihres Ersparten. Viele flüchten in Gold, weil es sich in früheren Krisen als wertbeständig herausgestellt hat. Manche wollen die Rekordkurse der vergangenen Tage aber auch nutzen, um Goldschmuck, Zahngold oder andere Reste des Edelmetalls zu veräußern.

Anleger verschmähen Staatsanleihen und greifen zu Edelmetallen wie Gold. Doch der stetig steigende Goldpreis zieht viele unseriöse Anbieter an. (Foto: Foto: ddp)

Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt vor dubiosen Goldaufkäufern im Internet. Die Stiftung Warentest ergänzt, Gold-Sammlermünzen und -Medaillen seien für die Wertanlage ungeeignet. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Umgang mit Gold.

Wie ermittelt man den richtigen Preis?

Wie für andere Rohstoffe auch, wird der Marktpreis für Gold an der Börse festgestellt. Maßgeblicher Handelsplatz in Europa ist die London Metall Exchange (LME). Die Notierung wird für jeweils eine Feinunze reinsten 999er Goldes, das sind 31,1 Gramm, in Dollar angegeben und betrug am Dienstag zuletzt rund 1117 Dollar. Zum aktuellen Wechselkurs lässt sich der Unzenpreis in Euro umrechnen, zurzeit 817 Euro. Geteilt durch 31,1 erhält man den Preis pro Gramm, wie er bei Juwelieren und Ankaufportalen angegeben wird. Die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem Preis im Schaufenster ist die Spanne, die Schmuckhändler unter anderem für das Trennen und Einschmelzen der verschiedenen Goldlegierungen verlangen, sowie ihr Gewinn.

Welche Formen gibt es, Gold zu kaufen?

Das Edelmetall können Anleger entweder physisch, in Form von Barren und Münzen, oder als Wertpapiere, in Form von Fonds oder Zertifikaten erwerben. Diese Papiere unterteilen sich noch in solche, bei denen die Anbieter für jeden Anteilskauf von Kunden auch tatsächlich Goldbarren in einem Tresor hinterlegen und solchen, die die Goldtitel nur über Terminmarktgeschäfte absichern.

Letztere kann kaufen, wer nur am Kurspotential des Edelmetalls interessiert ist. Investoren, die ein Anrecht auf Lieferung des Goldes haben wollen, sollten sich an physisch gedeckte Anlageprodukte halten oder Münzen und Barren erwerben.

Zur Wertaufbewahrung eignen sich sogenannte Anlagemünzen. Das sind in großer Zahl und standardisierten Größen zu einer viertel, halben oder ganzen Unze geprägte Goldmünzen, die zum Börsenpreis plus einem Aufgeld für Prägung, Transport und Versicherung verkauft werden. Sie sind im Unterschied zu Sammlermünzen umsatzsteuerfrei zu erwerben.

Zu den gängigsten Goldanlagemünzen gehören der südafrikanische Krügerrand, der American Eagle, der kanadische Maple Leaf, der Wiener Philharmoniker sowie die englische Britannica.

Wo kann man Gold kaufen?

Barren und Münzen gibt es bei den meisten Banken sowie auch bei einigen unabhängigen Münzhändlern. Goldfonds und Zertifikate sind ebenfalls über Banken, Onlinebroker sowie auch direkt über die Börse erhältlich. Vereinzelt gab es auch schon Goldmünzen bei Einzelhändlern oder in Supermärkten. Hier sollten Anleger unbedingt den jeweiligen Verkaufspreis mit dem etablierter Anbieter vergleichen und prüfen, ob es sich wirklich um gängige Anlagemünzen handelt.

Wie hoch sind die Gebühren?

Bei Fonds fallen die üblichen Ausgabeaufschläge an, in der Regel nicht mehr als fünf Prozent der Anlagesumme, sowie eine variable Verwaltungsgebühr. Bei Zertifikaten liegen die Gebühren oft bei unter einem Prozent.

Allerdings sind Zertifikate teils mit einem Ausfallrisiko verbunden, falls das herausgebende Institut pleite geht und der Kunde bei dem Produkt keinen physischen Lieferanspruch auf hinterlegtes Gold hat. Beim Kauf von Barren und Münzen variiert das Aufgeld auf den reinen Börsenpreis derzeit zwischen vier und zehn Prozent auf den Metallwert. Generell gilt: Je wertiger die Münze, desto niedriger das prozentuale Aufgeld.

Wo kann man Gold verkaufen?

Juweliere und Goldhändler sind die üblichen Aufkäufer für Schmuck- und Zahngoldreste, alte Medaillen und Münzen. Jüngst sind viele Online-Portale hinzugekommen. Die zu erzielenden Erlöse variieren um mehr als hundert Prozent, wie ein Selbstversuch der SZ ergab.

Verkaufswillige sollten deshalb neben den Grammpreisen der Anbieter, die um zehn bis zwanzig Prozent unter dem reinen Goldpreis liegen, auch nach weiteren Nebenkosten, etwa fürs Einschmelzen oder eine Reinheitsprüfung fragen, bevor sie sich für einen Anbieter entscheiden.

Wer seine Restgoldbestände an einen Online-Händler schickt, sollte die ungefähre Reinheit vorher beim Juwelier prüfen lassen und dort oder auch auf der Briefwaage zuhause das Gewicht des einzuschickenden Altgolds festhalten. Manche Internet-Aufkäufer erstellen auch anhand der Angaben zu Gewicht und Reinheit ein kostenloses, unverbindliches Angebot.

© SZ vom 18.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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