Geldanlage:Aus der Traum

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Gelockt von zweistelligen Renditen und Steuervorteilen steckten deutsche Anleger Millionen in Dubai-Fonds. Jetzt gibt es beim ersten Anbieter Probleme.

Alexander Mühlauer

Es ist nicht lange her, da galt auf der größten Baustelle der Welt das Versprechen immerwährenden Wachstums. Wer nach Dubai kam, fand die Traumkulisse eines entfesselten Kapitalismus, der scheinbar keine Grenzen zu akzeptieren hat. Die Wirtschaftsleistung des Emirats verzeichnete jahrelang zweistellige Wachstumsraten.

Golfspieler vor Skyline Dubais: Der Immoblienmarkt leidet. (Foto: Foto: Getty)

Es regierte die Gier nach Größe, Glanz und Geld. Dieser Dreiklang muss jetzt umgeschrieben werden. Längst hat die Weltwirtschaftskrise den Persischen Golf erreicht, vor allem der Immobilienmarkt leidet - und mit ihm deutsche Privatanleger, die vom Dubai-Boom profitieren wollten.

Wenn hohe Renditen locken

Gelockt von hohen Renditen und Steuerersparnissen steckten Anleger Millionen in geschlossene Immobilienfonds, die in Bürotürme und Hotels investieren. Geschlossene Fonds sind keine Wertpapiere, sondern langfristige Beteiligungen an einer Unternehmung. Dem Anleger gehört ein Stück einer Immobilie. Eine solche Beteiligung ist sehr risikoreich, Investoren müssen im schlimmsten Fall mit dem Verlust all ihrer Einlagen rechnen.

So schlecht steht es um die Dubai-Fonds des Gütersloher Anbieters Alternative Capital Invest (ACI) noch nicht. Doch deren Anleger bekamen vor kurzem Post, Betreff: "Verzögerung der Ausschüttungen". Vor fünf Jahren legte ACI den ersten Fonds auf, mittlerweile wurde bereits die siebte Beteiligungsgesellschaft gegründet und am Markt platziert. Über 8000 Anleger sind laut ACI an den Unternehmungen beteiligt.

Allein die Fonds II. bis V. investierten etwa 300 Millionen Euro in Immobilienprojekte des Emirats. Eigentlich sollten die Fonds II. bis V. zum 31. Dezember 2008 aufgelöst werden. Dem sei nun nicht mehr so, wie die Anleger in besagtem Schreiben erfuhren. Die Objekte der Fonds seien zwar bereits vertraglich veräußert worden.

Allerdings könne der Käufer den Kaufpreis derzeit nicht zahlen, da er entgegen einer früheren Bankzusage keine Kredite erhalte. Also teilte ACI den Anlegern mit, "dass sich die Ausschüttungen bzw. Rückzahlungen Ihres Kapitals verzögern werden". Ein definitiver Ausschüttungstermin könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt werden.

Nicht nur die Ausschüttungen sind gefährdet. Sollte der Verkauf nachträglich scheitern, droht auch das Scheitern eines steuerlichen Konstruktes, das auf einem alten Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Arabischen Emiraten beruhte.

Dieses Abkommen ist zum 31. Dezember 2008 ausgelaufen - und so unterlägen Gewinne, die aus einem neuen Kaufvertrag generiert und an die Anleger ausgeschüttet werden, vollständig dem deutschen Besteuerungsrecht. Anlegeranwalt Jens-Peter Gieschen sagt: "Wir gehen dem Verdacht nach, dass den ,Traumrenditen' von ACI nichts anderes als ein Schneeballsystem zu Grunde liegt. Das gesamte Geschäftsgebaren ist undurchsichtig." Anleger sollten, so Gieschen, auf eine außerordentliche Gesellschafterversammlung drängen - und zwar in Deutschland. ACI wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.

© SZ vom 23./24.05.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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