Geldanlage:Aktien helfen Sparern

Deutsche Aktien stehen so hoch wie nie. Wie kann das sein? Europas Wirtschaft schrumpft, die deutsche wächst kaum noch. Wissen die professionellen Anleger mehr als der Rest der Republik? Oder pumpt sich da gerade die nächste Blase auf?

Ein Kommentar von Alexander Hagelüken

Es ist ein Rekord, der nicht zu den Sorgen um Wachstum und Zukunft passt, die viele Bundesbürger umtreiben: Mancher findet es unverständlich, dass deutsche Aktien so hoch stehen wie nie. Schließlich schrumpft Europas Wirtschaft, die deutsche wächst kaum noch; selbst die erfolgsverwöhnten Autokonzerne spüren die Krise. Wissen die professionellen Anleger mehr als der Rest der Republik? Oder pumpt sich da gerade die nächste Blase auf, die platzen und Millionen um ihr Geld bringen wird? Genauer betrachtet, taugt die Lage nicht für die Casino-Assoziationen, die Deutsche bei Aktien gern befallen. Richtig eingesetzt, können die Wertpapiere vielen Sparern helfen.

Geldanlage ist immer eine Frage der Alternative. Daher steigen die Aktien trotz schwächelnder Konjunktur durch die Decke. Denn Tagesgeld oder Bundesanleihen, die beliebten Zinsprodukte, werfen kaum mehr etwas ab. Um die Finanz- und Eurokrise zu mildern, schleust die Europäische Zentralbank die Zinsen nahe Null. Das hilft den Staaten, ihre Schulden zu finanzieren. Wer aber das Geld bei der Bank parkt, vernichtet es in Wahrheit, wegen der Inflation.

Wer dagegen Aktien gekauft hat, wird schnell zum Gewinner: Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) schütten oft Dividenden aus, die fünf- bis zehnmal so hoch sind wie die Sparzinsen. Und dazu kommen derzeit noch Kursgewinne.

Niedrigzinsen treiben Börsenkurse hoch - so war es häufig in der Geschichte. Deshalb muss der Kauf von Aktien noch keine unseriöse Idee sein. Letztlich sind die Anteilscheine nur dann die bessere Alternative, wenn die Aktiengesellschaften Geld verdienen. Und da stehen deutsche Firmen nun einmal gut da. In den vergangenen eineinhalb Dekaden haben sie sich so modernisiert, dass sie auf dem Weltmarkt oft ganz vorne agieren. Ideen und konkurrenzfähige Preise erzeugen auch dann Gewinne, wenn Europas Wirtschaft mal weniger gut läuft. Wie es aussieht, sind Aktien vieler deutscher Firmen langfristig kein schlechtes Investment.

Minizinsen der Zentralbanken sind gefährlich

Nein, der Dax steigt nicht automatisch auf einen Wert von 10.000 Punkten oder mehr. Mit den starken Kursgewinnen geht es nicht ewig so weiter. Aber wer Aktien grundsätzlich meidet, sollte überlegen, ob er sich damit einen Gefallen tut. In der Staatsschuldenkrise könnten die Leitzinsen länger niedrig bleiben. Sparer nur mit Tagesgeld und Lebensversicherungen fürs Alter geraten so in eine Renditefalle. Wer dagegen auch an der Börse anlegt, partizipiert am Erfolg aller Volkswirtschaften seiner Wahl. Es ist kein Zufall, dass sich die Forbes-Liste der reichsten Menschen aus Aktionären rekrutiert. Viele Deutsche schwanken zwischen blinder Begeisterung, wie bei Telekom-Börsengang oder Internethype und totaler Abkehr von Aktien - richtig wäre der Mittelweg.

Der aktuelle Dax-Boom muss also keine Blase sein, weil die Firmen solide Gewinne erwirtschaften. Aber, so vorsichtig muss jeder sein, der Boom könnte eine Blase werden. Minizinsen der Zentralbanken sind eine Gefahr. Als die US-Notenbank nach der Jahrtausendwende Abermilliarden in den Markt pumpte, schuf sie eine Blase, die in der Finanzkrise platzte. Eine solche Katastrophe muss die Europäische Zentralbank diesmal verhindern.

Am einfachsten wäre es natürlich, wenn die Euro-Krisenstaaten sich rasch erholen und die EZB deshalb maßvoll die Leitzinsen anheben kann. Aber auch wenn das noch dauert, muss die Notenbank die Politik des billigen Geldes begrenzen, die den Krisenstaaten ohnehin kaum mehr hilft. Bundeskanzlerin Merkel und EZB-Direktor Asmussen haben mit ihrer Warnung recht: Für gesunde Volkswirtschaften wie Deutschland sind die Zinsen schon zu niedrig. Eine Blase wäre das letzte, was das Land gebrauchen kann.

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