Geld kompakt:Manche mögen's heiß

Was Filmfreunden gefällt, macht demnächst auch Anleger glücklich: Künftig soll in den USA auf den Erfolg von Kinofilmen spekuliert werden können. Außerdem: China investiert in Griechenland.

Wenn Hollywood einen neuen Blockbuster in die Kinos bringt, freuen sich jetzt nicht nur Cineasten, sondern auch Investoren: Die US-Finanzaufsicht hat neue Wertpapiere zugelassen, die Wetten auf den Erfolg von Kinofilmen darstellen. Die zuständige Behörde CFTC teilte mit, die Investmentplattform Trend Exchange dürfe entsprechende Derivate auf den Markt bringen.

Geld kompakt: Nervenkitzel und Spannung nicht nur auf der Leinwand: Die US-Finanzaufsicht hat Derivate erlaubt, mit denen auf den Erfog von Kinofilmen spekuliert werden kann.

Nervenkitzel und Spannung nicht nur auf der Leinwand: Die US-Finanzaufsicht hat Derivate erlaubt, mit denen auf den Erfog von Kinofilmen spekuliert werden kann.

(Foto: ag.ap)

Die Käufer der Wertpapiere schätzen mit dem Erwerb, wie hoch die Einnahmen an den Kinokassen am Startwochenende eines Films sein dürften. Liegen die Einnahmen über einem bestimmten Wert, erhalten die Investoren zum Ende der Laufzeit mehr Geld zurück, als sie eingesetzt haben. Läuft der Film schlecht, ist das Derivat am Ende weniger Wert, als es kostete.

Die CFTC erklärte, die Derivate basierten auf einem Rohstoff, sie könnten nicht einfach manipuliert werden und sie dienten dem wirtschaftlichen Ziel des Schutzes gegen Risiken. Die Filmindustrie war gegen die Zulassung der Wertpapiere Sturm gelaufen. Sie befürchtet Manipulationen durch Insidergeschäfte. Scheitern könnten Film-Wertpapiere nun nur noch durch die Finanzmarktreform: In diese wurde ein Antrag eingefügt, entsprechende Derivate nicht zuzulassen.

China investiert in Griechenland

China plant einem Bericht zufolge große Investitionen in Griechenland. Die entsprechenden Verträge sollten bei einem Besuch des chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Zhang Dejiang in Athen unterzeichnet werden, berichtete die Financial Times unter Berufung auf einen griechischen Regierungsbeamten. Schwerpunkt sollen demnach Investitionen in den Seeverkehr und Telekommunikation sein, auch geplant seien Verträge über den Bau von Schiffen.

Griechenland versucht derzeit, Länder mit großen Staatsfonds - wie beispielsweise China - als Investoren zu gewinnen, um die von der Schuldenkrise geschwächte Wirtschaft in Gang zu bringen. In Griechenland ist bereits der chinesische Großkonzern Cosco aktiv: Er hatte kürzlich für 35 Jahre den größten Hafen des Landes in Piräus übernommen und will ihn zum führenden Port im östlichen Mittelmeer umbauen und verspricht sich vor allem von der strategischen Stellung auf dem Weg nach Europa und zum Balkan Vorteile. Griechischen Regierungsangaben zufolge ist China zudem an einer Beteiligung an der Privatisierung der Staatsbahn OSE interessiert.

Griechenland steckt tief in der Kreide. Es muss Schulden im Gesamtumfang von rund 300 Milliarden Euro tilgen. Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds hatten dem Land daher Notkredite von bis zu 110 Milliarden Euro innerhalb von drei Jahren gewährt. Im Gegenzug muss das Land ein drastisches Sparpaket umsetzen, dass die Wirtschaft beeinträchtigen könnte. Zudem muss das Land einige Staatsunternehmen zumindest teilweise privatisieren.

OECD will keine Rettungsschirme mehr

Seit Beginn der Wirtschaftskrise haben sich die Regierungen der G-20-Staaten Rettungspakete in Höhe von über eine Billion Dollar aufgebürdet. Das geht aus einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) hervor. Der Bericht warnt vor Ungerechtigkeiten im Wettbewerb.

OECD und UNCTAD appellieren darin an die Regierungschefs der G-20-Staaten, die Notfallhilfen "zeitnah, transparent und ohne Diskriminierung" abzubauen. 13 Staaten trügen noch immer hohe Bürden infolge der Notfallhilfen, obwohl sie keine neuen Unternehmen mehr unter den Rettungsschirm ließen, schreiben die Autoren der Studie. Sie weisen darauf hin, dass bisher nur jede zehnte Bank die Staatshilfen zurückgezahlt habe.

Insgesamt profitieren mehrere hundert Banken und mindestens 20.000 Unternehmen noch immer von den Rettungspaketen. Banken hätten öffentliche Gelder in Höhe von je mehreren Hundert Milliarden Dollar erhalten, Wirtschaftsbetriebe schlugen mit je mehreren Milliarden Dollar zu Buche. "Diese Maßnahmen bedrohen den offenen Wettbewerb im Allgemeinen und den Wettbewerb bei internationalen Investitionen im Besonderen," warnen die Autoren der Studie.

Der Appell richtet sich an die Regierungschefs der G-20-Staaten, die sich Ende des Monats in Toronto treffen. Der gemeinsame Bericht untersuchte die Investitionsmaßnahmen in den wichtigsten Entwicklungs- und Industrieländern im Zeitraum von November 2009 und Mai 2010.

EU will Alleingänge verbieten

Nach dem deutschen Verbot ungedeckter Leerverkäufe will die EU-Kommission weitere Alleingänge bei der Regulierung der Finanzmärkte verhindern. In einem Diskussionspapier empfiehlt die Brüsseler Behörde, derartige Verbote sollten künftig mit der geplanten Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA abgesprochen werden. Grundsätzlich spricht sich die die Kommission in dem Papier aber dafür aus, ungedeckte Leerverkäufe unter bestimmten Umständen einzuschränken oder zu verbieten.

Auch eine Einschränkung des Handels mit Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen sei zu erwägen, heißt es. Eine europaweite Regelung zum Handel mit CDS, die zum Teil für Spekulationen gegen Griechenland und andere hoch verschuldete Euro-Staaten genutzt werden, hatten in der vergangenen Woche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy gefordert.

Leerverkäufe sind Wetten auf fallende Kurse von Aktien, Rohstoffen oder Wertpapieren. CDS sollen eigentlich die Inhaber von Staatsanleihen und anderen Schuldverschreibungen gegen deren Ausfall absichern. Praktisch werden sie aber auch als Spekulationsobjekt von Anlegern gekauft, die die dazugehörigen Anleihen gar nicht besitzen. Das Diskussionspapier enthält verschiedene Optionen für eine europaweite Regulierung ungedeckter Leerverkäufe. Die Kommission rief Finanzmarktakteure und andere Interessierte zur Stellungnahme auf.

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