Gas:Kaum wird's warm, fallen die Preise

Pünktlich nach der Heizperiode fallen bei 500 Anbietern die Gaspreise. Verbraucherschützer klagen, die Senkung käme zu spät.

Marco Völklein

Weitere Millionen Gaskunden können sich auf sinkende Gaspreise einstellen: 500 Versorger wollen zum 1. April oder spätestens zum 1. Mai 2009 ihre Tarife senken. Das geht aus einer Erhebung des Internet-Vergleichsdienstes Check24 hervor. Bei einem Gas-Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden sinken die Preise im Durchschnitt um 13,2 Prozent. Damit setzen die Anbieter ihre Preissenkungen der vergangenen Monate weiter fort. Nach Check24-Angaben haben im ersten Quartal 2009 bereits 384 der insgesamt 750 Gasversorger in Deutschland ihre Preise gesenkt. Nun ziehen also weitere Anbieter nach.

Gaspreise, dpa

Vielerorts sinken ab März die Gaspreise - Verbraucherschützer klagen, das geschieht zu spät.

(Foto: Foto: dpa)

Verbraucherschützer allerdings kritisieren die Preissenkungen als zu spät. "Es gibt keinen Grund, wegen der jetzt fallenden Preise in Jubel auszubrechen", sagt Hans Weinreuter, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Viele Versorger hätten bewusst das Ende der Heizperiode abgewartet. "80 Prozent des Heizgases werden in den Monaten Oktober bis März verbraucht", ergänzt Isabel Wendorff von Check24. "Für die Verbraucher kommen die aktuellen Gaspreissenkungen zu spät."

"Schwammig formuliert"

Für Verbraucherschützer Weinreuter "fehlt im Gasmarkt absolut die Transparenz". Die Einkaufspreise für Gas, die die regionalen Versorger an ihren Lieferanten zahlen, sind zwar im Grundsatz an den Ölpreis gekoppelt. Und weil der Ölpreis zuletzt gefallen ist, wird nun auch Gas billiger. "In diese Verträge hat aber außer den beiden Vertragsparteien niemand Einblick", kritisiert Weinreuter. "Deshalb kann auch niemand sagen, ob die Senkung nicht vielleicht schon zwei Wochen oder gar zwei Monate früher hätte stattfinden können."

Die Verträge, die die Versorger mit ihren Endkunden vereinbaren, seien "schwammig formuliert", sodass den Versorgungsunternehmen genügend Spielraum bleibe, Preissenkungen auch sehr viel später an die Endkunden weiterzugeben.

Die Übersicht zeigt auch, dass einige Gasversorger im Laufe des ersten Vierteljahres bereits mit ihren Preisen runtergegangen sind - und nun in einer zweiten Welle erneut die Tarife senken. Wobei die erste Senkung in vielen Fällen weitaus geringer ausfiel als die nun angekündigte. So hatten die Regionalversorgungstöchter des Energiekonzerns Eon bereits im Februar ihre Tarife verringert, damals aber nur innerhalb einer Spanne von 3,7 bis 4,5 Prozent. Die jetzt zum 1. April angekündigten Senkungen fallen deutlich höher aus: Sie liegen zwischen 10,6 und 19,7 Prozent.

Strom wird teurer

Spitzenreiter bei den nun anstehenden Gas-Preissenkungen ist der nordrhein-westfälische Versorger Enwor aus Herzogenrath, der seine Preise bei 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch um 25,8 Prozent senkt. Um 24,7 Prozent geht der Anbieter Maingau Energie aus dem hessischen Obertshausen nach unten.

Im Gegenzug heben viele Versorger weiter die Preise für Strom an: 53 Firmen kündigten zum 1. April oder 1. Mai Steigerungen um im Schnitt 7,8 Prozent an (bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden). Spitzenreiter sind hier die Stadtwerke Neustadt an der Orla in Thüringen mit einem Preisplus von 23,3 Prozent. Strompreissenkungen hat Check24 in den vergangenen Monaten kaum feststellen können.

Lediglich sechs Tarifanpassungen nach unten wurden seit 1. Januar verzeichnet. Darunter sind allein zweimal die Stadtwerke Uelzen. "Anders als viele andere Versorger kaufen wir unseren Strom quartalsweise ein", sagt Helge Schenk, Vertriebsleiter der Stadtwerke Uelzen. Von den derzeit niedrigen Einkaufspreisen würden nun die Kunden profitieren. Andere Versorger hatten sich im vergangenen Herbst mit Strom eingedeckt - damals lagen die Einkaufspreise auf einem hohen Niveau. Weinreuter: "Diese hohen Preise geben die Firmen nun an ihre Kunden weiter."

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