Fragwürdige Finanzgeschäfte:Griechen wetten auf eigene Pleite

Die staatlich kontrollierte griechische Post Bank hatte kräftig in Kreditausfall-Versicherungen investiert - und damit auf die Pleite des eigenen Landes spekuliert.

C. Schlötzer

Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou sagt es immer wieder: Sein Land befinde sich wegen der schweren Schuldenkrise "in einem Kriegszustand". Zu den Kriegstreibern rechnet Papandreou dabei gern "die Spekulanten". Damit sind in der Regel internationale Finanzakteure gemeint. Hoch erstaunt waren daher auch viele Griechen, als sie nun in ihrer als seriös bekannten Zeitung Kathimerini lesen konnten, dass die griechische Post Bank 2009 in großem Stil sogenannte Credit Default Swaps (CDS) erworben hat, mit denen sich Geldinstitute gewöhnlich gegen den Ausfall von Schulden absichern.

CDS gerieten zuletzt aber auch stark in Misskredit, weil sie zur Spekulation verwendet wurden. Wenn Spekulanten massenhaft CDS aufkaufen, schnellen deren Preise in die Höhe. Dies wiederum gilt als deutliches Signal, dass ein Schuldner - im aktuellen Fall Griechenland - tatsächlich vor der Pleite steht.

Wie Kathimerini berichtet, kaufte die staatlich kontrollierte griechische Post Bank (TT) im August 2009 für fast eine Milliarde Euro CDS. Damit habe sich die Bank selbst "gegen eine mögliche griechische Staatspleite absichern" wollen. Damals regierte in Athen noch der konservative Ministerpräsident Kostas Karamanlis, von der griechischen Schuldenkrise war keine Rede.

Wie hoch das griechische Defizit wirklich ist, wurde erst nach dem Machtwechsel in Athen im Oktober 2009 bekannt, als die sozialistische Pasok-Partei Papandreous die Regierung übernahm.Die Führung der hellenischen Post Bank - deren Zentrale nur wenige Blocks vom griechischen Parlament entfernt ist - lag im August 2009 in den Händen von Angelos Philippidis. Dieser gilt als ein persönlicher Freund von Karamanlis.

Philippidis hat den Kauf der Kreditversicherungen bestätigt, er will darin aber kein Problem sehen. Er sagte, seine Bank habe die Papiere "aus sozialer Verantwortung" erworben. Sie habe damit möglichen Spekulationen gegen Griechenland begegnen wollen. Die Post Bank - üblicherweise eher das Kreditinstitut der Kleinsparer - soll damit zeitweise gar 12,5 Prozent am globalen CDS-Markt gehalten haben. Inzwischen wurden die Papiere wieder verkauft, die letzte Tranche erst im Dezember 2009. Da hatte - mit der Regierung - auch das Management der TT schon gewechselt. Aus dem Verkauf erzielte Athen sogar einen Gewinn von 35 Millionen Euro.

Nicht Krieg. Revolution.

Abgewickelt hat das Geschäft offenbar die New Yorker Investmentbank Goldman Sachs. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, wie Goldman Sachs Griechenland mit Devisen-Umtauschgeschäften in den Jahren 2000 und 2001 geholfen hatte, sein reales Defizit kleinzurechnen.

Die Bank besteht darauf, dass die Transaktionen zum damaligen Zeitpunkt legal waren. US-Notenbankchef Ben Bernanke aber kündigte Ende Februar überraschend an, die Rolle der amerikanischen Bank bei der früheren Vertuschung des griechischen Haushaltsdefizits unter die Lupe nehmen zu wollen.

Im griechischen Parlament sprach Papandreou jetzt - im Blick auf den bevorstehenden Gipfel der Europäischen Union in Brüssel, der sich mit möglichen Hilfen für Athen befassen muss - nicht mehr von "Krieg", sondern von "Revolution". Ein solcher Aufbruch in seinem Land sei nötig, um die griechische Schuldenkrise zu überwinden.

Die Spekulanten nahm sich wiederum Vize-Regierungschef Theodoros Pangalos vor. Der ist dafür bekannt, mit Worten kräftig auszuteilen. Pangalos schimpfte gegen alle, die versucht hätten, mit Spekulationen gegen Griechenland "Geld zu verdienen".

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