Fragen zur Finanzkrise:Sind einige Banken sicherer als andere?

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Institute brechen zusammen, die US-Regierung muss eingreifen: Die Kreditkrise ängstigt viele Sparer. Fragen und Antworten für Anleger.

Die Finanzkrise verunsichert viele Sparer. Auch bei der SZ gehen zahlreiche Fragen von Lesern ein. Die zwölf häufigsten werden hier beanwortet: Von Marco Völklein, Hannah Wilhelm und Markus Zydra

(Foto: Foto: AP)

Ist das Geld bei der Bank sicher?

Deutschlands Bankensystem hat drei Säulen: Privatbanken (etwa Deutsche oder Commerzbank), Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken). Jede Säule hat ein eigenes Sicherungssystem: Bei den Privatbanken steht ein Fonds bereit, der die Einlagen bei einer Bankpleite absichert. Bei Sparkassen und Genossenschaften greifen gesunde Häuser schwächelnden Banken unter die Arme. Es gibt Zweifel, ob die Sicherungssysteme bei einer Pleitewelle wirklich helfen - aber mit einer solchen Welle rechnet niemand. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält nicht nur deshalb die Zweifel für unbegründet: "Kleine Banken werden sicher aufgefangen, bei großen wird der Staat einspringen."

Gibt es Unterschiede bei Banken?

Vorsicht ist angebracht bei ausländischen Häusern, die derzeit Kunden mit guten Tagesgeld-Angeboten locken. Einige gehören nicht dem Privatbanken-Fonds an und bieten nur den gesetzlichen Mindestschutz. Der schreibt vor, dass 20.000 Euro pro Kunde gegen eine Bankpleite gesichert sind. Nauhauser rät, bei diesen Häusern nicht mehr als diesen Betrag zu investieren.

Sollte man jetzt aus Aktien oder Aktienfonds aussteigen?

Niemand weiß, wann die Aktienkurse wieder anziehen. Historisch war es bislang so, dass Börsen langfristig tendenziell ansteigen. Dieser Erfahrungswert macht es aber auch nicht leichter, denn was heißt langfristig? So traurig es ist, jeder muss die Entscheidung nach Rücksprache mit Experten selbst treffen. Ein wichtiges Entscheidungskriterium ist das Lebensalter des Anlegers: Hat er noch viele Jahre bis zur Rente vor sich, kann er die Verlustphasen besser verkraften, weil der nächste Kursaufschwung auf jeden Fall kommt. Braucht der Anleger das Geld bald, und kann er sich weitere Verluste nicht mehr leisten, sollte er über einen Verkauf nachdenken.

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Müssen Sparer um ihre Lebensversicherung fürchten?

Die meisten deutschen Versicherer stecken das Geld ihrer Kunden zum größten Teil in festverzinsliche Wertpapiere. Nur zehn Prozent wandern im Durchschnitt in Aktien und lediglich ein bis zwei Prozent in risikoreiche strukturierte Produkte, die die Ursache für die Finanzkrise sind. Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass große Summen verspekuliert wurden. Die Verzinsung von Kapital-Lebensversicherungen könnte aber sinken. Die Zentralbanken haben viel Geld in den Markt gepumpt, um die Krise zu entschärfen. Deshalb sind die Renditen für Anleihen gesunken - und eben diese Produkte halten die Versicherer. Auch bei fondsgebundenen Policen dürften wegen der gefallenen Aktienkurse die Erträge vorübergehend zurückgehen. Garantiert ist bei Kapital-Lebensversicherungen ein Zins von derzeit 2,25 Prozent - aber nicht auf die gesamte eingezahlte Summe, sondern nur nach Abzug der Kosten.

Wie sieht es bei Riester-Renten aus?

Für Riester-Produkte schreibt das Gesetz eine Kapitalgarantie vor: Bei Rentenbeginn müssen mindestens das eingezahlte Kapital samt staatlicher Zulagen zur Verfügung stehen. Dafür steht die Bank, die Versicherung oder die Fondsfirma, die das Produkt anbietet, gerade. Riester-Sparer sind also vor nominalen Verlusten geschützt. Sollte aber wirklich nur die garantierte Summe ausgezahlt werden, ist es trotzdem bitter - durch die Inflation ist das Geld dann weniger wert.

Sind Bundesschatzbriefe sicher?

Anleihen des Staates gelten als besonders sicher. Schließlich bürgt der Staat mit seinem Vermögen und Steueraufkommen. Theoretisch könnte er die Steuern erhöhen, um die Schuldner zu bedienen.

Sollte man jetzt Gold kaufen?

Gold ist in Krisenzeiten beliebt - derzeit steigt der Kurs. Grundsätzlich gilt aber: Anleger sollten nur fünf bis zehn Prozent des Ersparten in Gold stecken. Denn ein Investment in physisches Gold bringt keine Zinsen, und die Anlage ist spekulativ. Der Preis kann auch wieder sinken. Goldbarren oder -münzen sind im Bankschließfach am besten aufgehoben - auch falls das Institut pleite geht, gehört der Inhalt weiter dem Kunden.

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Werden Kredite jetzt teurer?

Robert Haselsteiner vom Kreditvermittler Interhyp sieht "kurzfristig einen Aufwärtsdruck" bei den Zinsen. Bereits vergangene Woche sind die Zinsen leicht gestiegen. Mittelfristig hängt alles davon ab, wie sich die Finanzkrise auf die Wirtschaft auswirkt. Im Moment sollten Bauherren zumindest nicht auf deutlich sinkende Zinsen setzen, rät Haselsteiner.

Sind Bausparguthaben noch sicher?

"Absolut", so der Verband der privaten Bausparkassen. Die Kassen unterhalten wie die Banken auch einen Einlagensicherungsfonds, der den Zusammenbruch von einzelnen Kassen auffangen würde. Aber soweit käme es wohl gar nicht: Der Gesetzgeber verbietet es Bausparkassen, Geld in Risikopapiere zu investieren.

Soll man Geldmarktfonds abstoßen?

Der Ruf von Geldmarktfonds hat gelitten. Einige haben in riskante US-Hypotheken investiert und Verluste gemacht. Wichtig ist, dass Anleger prüfen, wie der Fonds arbeitet und was er kauft. Fonds erheben generell eine Verwaltungsgebühr, die die Rendite schmälert. Deshalb kann es empfehlenswert sein, die Fonds zu verkaufen und das Geld auf hoch verzinste Tagesgeldkonten zu transferieren.

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Inwieweit sind Zertifikate von der Finanzkrise betroffen?

Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen. Damit tragen Anleger ein Risiko. Geht die Bank, die das Zertifikat ausgegeben hat, pleite, ist das Geld der Anleger womöglich Teil der Konkursmasse. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass Banken insolvent gehen können - daher ist die Bonität der Bank nun ein wichtiger Aspekt. Anleger sollten nur Zertifikate von gesunden Banken kaufen. Die Genossenschaftsbanken betonen, dass ihre Zertifikate über ihre Sicherung geschützt sind.

Und welche Rolle spielt dabei die Abgeltungsteuer?

Steuerfragen sollten bei der Geldanlage nur eine untergeordnete Rolle spielen; viel wichtiger sind hohe Rendite und Sicherheit. Lieber eine gute Rendite erwirtschaften und versteuern, als mit einem steuerlich optimierten Produkt Verlust machen oder hohe Gebühren zahlen.

© SZ vom 25.09.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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