Forschung:Alter Traum

Das Einfamilienhaus galt viele Jahre als ideale Wohnform. In den Städten ist dafür aber kaum noch Platz. Auch für Senioren ist der Typus oft ungeeignet. Eine Studie untersucht daher, welche Zukunft das Einfamilienhaus hat.

Von Ingrid Weidner

Noch immer träumen viele Menschen von einem eigenen Haus mit Garten. Das frei stehende Einfamilienhaus stand viele Jahre für die ideale Wohnform: Viel Platz, viel Abstand, großer Garten. Doch seit einigen Jahren zieht es immer mehr Menschen in die Städte. In den Ballungsräumen sind Grundstücke knapp und meistens teuer. Der enorme Verbrauch von Flächen, die Zersiedelung der Landschaft und immer mehr Single-Haushalte lassen diesen Wohntraum als überholt erscheinen. Ein auf mehrere Jahre angelegtes Forschungsprojekt unter der Leitung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden soll nun untersuchen, wie es um die Zukunft des Einfamilienhauses bestellt ist.

In den Städten ist für Einfamilienhäuser kaum noch Platz

Der große Trend zum frei stehenden Haus mit Garten ist eng mit der Mitte des 20. Jahrhunderts verknüpft. Damals entstanden in vielen Städten und Gemeinden ganze Siedlungen nach diesem Schema. Besonders in der Nachkriegszeit galt das Häuschen mit Garage und handtuchgroßem Garten als erstrebenswerte Wohnform der Wirtschaftswundergeneration. Mit dem demografischen Wandel, Landflucht, Schrumpfung und Leerstand drohen ganze Siedlungen - zumindest in eher ländlichen Regionen - zu verwaisen. Oft funktioniert auch die über Jahrhunderte praktizierte Erbfolge nicht mehr, denn entweder ziehen die Kinder für Ausbildung und Studium weg, oder die Eltern nutzen die Immobilie selbst deutlich länger. Wenn das Häuschen dann an die nächste Generation weitergereicht werden soll, haben die Erben oft kein Interesse mehr daran.

Wie verändert sich das Wohnmodell? Sind die Siedlungen in Deutschland gepflegt oder verwahrlost, erleben wir gar eine Renaissance des Einfamilienhauses auf dem Land, das sich reiche Städter bauen, die aber kein Interesse am Leben auf dem Dorf haben, sondern die Villa nur als repräsentative Schlafstätte nutzen? Oder ziehen in die leer stehenden Häuser Menschen, die sich heute aufgrund von niedrigen Zinsen eine Immobilie leisten können und verändern die Quartiere? Mit diesen Fragen wird sich die Dresdner Studie beschäftigen. Zwar spricht einiges dafür, dass das klassische Einfamilienhaus an Bedeutung verloren hat, doch statistisch tragfähige Belege dafür gibt es kaum. "Wir möchten die unterschiedlichen Hypothesen mit Fakten untermauern", sagt Andreas Blum vom IÖR. Idealerweise soll diese Bestandsaufnahme Kommunen in Zukunft helfen, neue Siedlungen besser zu planen.

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