Formel-1-Chef unter Verdacht:Ermittlungen gegen Bernie Ecclestone

Die Formel-1-Affäre bringt den Boss der Rennserie immer stärker in Bedrängnis: Die deutsche Justiz hat Bernie Ecclestone in München verhört. Der Verdacht: Beihilfe zur Untreue.

Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter

In der Formel-1-Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun auch gegen Bernie Ecclestone, den Chef der Rennserie. Der Verdacht lautet auf Beihilfe zur Untreue. Ecclestone ist bereits am 6. April nach München gereist und hat als Beschuldigter zur Sache ausgesagt.

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Unter Verdacht: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. In München ist er nun von der Staatsanwaltschaft vernommen worden.

(Foto: dpa)

Der 80 Jahre alte Chefvermarkter der Formel 1 soll sich kooperativ gezeigt haben. Damit hat er die Staatsanwaltschaft darin bestärkt, keinen Haftbefehl zu beantragen. In den Justizräumen an der Nymphenburger Straße wurde er von Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl vernommen, auch Behördenleiter Manfred Nötzel war anwesend. Zuvor hatte Ecclestone öffentlich erklärt, mit illegalen Zahlungen an den früheren Vorstand der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, habe er nichts zu tun und wisse davon auch nicht.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall seit Anfang Januar. Damals berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass Gribkowsky knapp 50 Millionen Dollar für angebliche Beratungen erhalten und in eine Stiftung in Österreich eingebracht hat. Weder die Landesbank noch das Münchner Finanzamt wussten von dem Vermögen. Gribkowsky sagte der SZ, seine Geschäfte seien sauber. Doch wurde er alsbald in Untersuchungshaft genommen wegen Verdachts der Steuerhinterziehung, Untreue und Korruption. Dokumente und Zeugenaussagen wiesen schnell darauf hin, dass das Geld von Ecclestone stammen könnte.

Doch die Ermittlungen verliefen zeitweise zäh. Vieles hatte sich im Ausland abgespielt. Geld wurde über die halbe Welt transferiert, Anwälte aus Genf spielen eine Rolle, ebenso Briefkastenfirmen im Indischen Ozean und der Karibik. Doch Ecclestone ahnte offenbar, dass er die Sache nicht würde aussitzen können. Im März erklärte sein Verteidiger Sven Thomas, Ecclestone sei "gerne bereit, als Zeuge zur Verfügung zu stehen". Als ihn die Staatsanwaltschaft drei Wochen später vernahm, war er allerdings nicht mehr Zeuge, sondern Beschuldigter.

Im Kern dreht sich das Verfahren um dubiose Absprachen im Jahr 2005. Damals verkaufte die Landesbank unter Federführung Gribkowskys ihre Formel- 1-Anteile an den Investor CVC. Sie erhielt dafür 770 Millionen Dollar. Es folgte eine Reihe verdächtiger Zahlungen: Die Landesbank überwies 40 Millionen Dollar an Ecclestone, weil er das Geschäft zwischen Landesbank und CVC angeblich vermittelt hatte. Außerdem erhielt die Ecclestone-Holding Bambino weitere 27 Millionen Dollar von der BayernLB. In den folgenden Jahren schloss Gribkowsky dann Beraterverträge mit Briefkastenfirmen, die ihm insgesamt knapp 50 Millionen Dollar überwiesen. Noch ist unklar, wer genau an Gribkowsky gezahlt hat, ob Ecclestone oder die Bambino Holding. Jedenfalls lautet ein Verdacht, Gribkowsky habe letztlich Geld der Landesbank an sich selbst geleitet, mit Ecclestone als Zwischenstation. Unklar ist aber, warum Ecclestone dies hätte tun sollen. Vielleicht, um Chefmanager der Rennserie bleiben zu können.

Die Staatsanwaltschaft interessiert sich jetzt für die Bambino Holding sowie diverse exotische Firmen, über die mehrere verdächtige Transaktionen abgewickelt wurden. Die Mittelsleute sitzen unter anderem in Großbritannien, der Schweiz und Mauritius. Da nicht von allen Ländern Rechtshilfe zu erwarten ist, erleichtert es die Arbeit der Strafverfolger erheblich, dass Ecclestone nun kooperiert. Die Staatsanwaltschaft möchte die Ermittlungen bis zum Sommer abschließen, dann wechselt Oberstaatsanwältin Bäumler-Hösl ins Richteramt.

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