Fonds:Allianz-Tochterfirma im Visier der US-Behörden

Bill Gross

Gilt trotz der jüngsten Rückschläge als einer der erfolgreichsten Anleihe-Händler der Geschichte: Pimco-Gründer Bill Gross.

(Foto: Scott Eells/Bloomberg)

Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt gegen die Allianz-Tochter Pimco. Sie soll Anleihen mit zu hohen Preisen verbucht haben, um die Rendite zu schönen. Bei der Bewertungsgesellschaft um Gründer Bill Gross ist man sich keiner Schuld bewusst.

Von Nikolaus Piper, New York

Pacific Investment Management (Pimco), der größte Anleihehändler der Welt, war bis vor kurzem der Stolz seiner Muttergesellschaft, der Münchner Allianz. Das hat sich gründlich geändert. Seit der Boom auf den internationalen Anleihemärkten bei Niedrigstzinsen sein natürliches Ende gefunden hat, häufen sich die Probleme. Die Pimco-Fonds lieferten enttäuschende Ergebnisse, die Kunden laufen davon, es gab einen bizarren Streit an der Firmenspitze und jetzt ermittelt auch noch die US-Börsenaufsicht SEC.

Nach einem Bericht des Wall Street Journal prüft die Behörde, ob Pimco bei einem der wichtigsten Fonds der Firma, Pimco Total Return ETF, Anleihen fehlerhaft bewertet und so die Renditen geschönt hat. ETFs, (Exchange Traded Funds) sind Fonds, die an Börsen gehandelt werden. Chef von Pimco ist dessen Gründer Bill Gross, 70, einer der eigenwilligsten Stars der amerikanischen Kapitalmarktszene. Im Frühjahr hatte sich Gross mit dem damaligen CEO von Pimco, Mohamed El-Erian, überworfen. Der verließ daraufhin das Unternehmen und arbeitet heute als Berater direkt für die Allianz.

Mögliche Irreführung der Anleger

Bei den Ermittlungen der SEC geht es darum, wie die Preise von Anleihen bewertet werden, die der Fonds aufnimmt. Die Börsenaufseher haben den Verdacht, dass Pimco Anleihen mit Preisabschlägen erworben hat, diese anschließend jedoch zum höheren Preis in die Bücher gestellt hat. Die könnte den Eindruck erwecken, dass der Fonds im Handel eine Rendite erzielt hat, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Das wäre, nach der Interpretation der SEC, eine Irreführung der Anleger.

Die Allianz-Tochter verwaltet insgesamt ein Vermögen von zwei Billionen Dollar. Gründer Bill Gross gilt trotz der jüngsten Rückschläge als einer der erfolgreichsten Anleihe-Händler der Geschichte. Pimco Total Return hat ein Volumen von 3,6 Milliarden Dollar, wird an der New York Stock Exchange gehandelt und richtet sich vor allem an Kleinanleger. In den ersten drei Monaten nach dem Start im März 2012 wies er eine Rendite von 8,7 Prozent aus, wesentlich mehr als ETF-Fonds konkurrierender Anbieter. Möglicherweise haben diese Renditen das Misstrauen der SEC geweckt.

Bei den strittigen Wertpapieren handelt es sich nach Darstellung des Wall Street Journal um Restbestände von Hypothekenanleihen, die Pimco aufgrund seiner Größe mit einem Abschlag erwerben kann. Die Bewertung der Anleihen hat Pimco, wie in der Branche üblich, an Drittfirmen ausgelagert. Die SEC soll seit über einem Jahr bei der Firma ermitteln.

Pimco sieht Bewertungsverfahren vollkommen angemessen

Ein Sprecher von Pimco bestätigte die Ermittlungen: "Wir haben in dieser nicht-öffentlichen Angelegenheit mit der SEC kooperiert. Wir nehmen unsere regulatorischen Verpflichtungen und die Verantwortung gegenüber unseren Kunden sehr ernst", hieß es. Und: "Wir glauben, dass unsere Bewertungsverfahren vollkommen angemessen sind und dem Standard in der Branche entsprechen." Eine Sprecherin der Allianz erklärte, die Muttergesellschaft, sei von Pimco regelmäßig über die Ermittlungen informiert worden.

Die Ermittlungen scheinen Teil des Bemühens der SEC zu sein, Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen. In jüngster Zeit hat die Behörde mehrfach Firmen verklagt, weil diese Papiere nicht korrekt bewertet haben sollen.

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