Finanzkrise: Standard & Poor's:Lissabon fürchtet schlechte Noten

Standard & Poor's lässt Lissabon zittern: Wertet die Ratingagentur das hochverschuldete Portugal ab? Die Lage an den Märkten scheint sich wieder etwas zu beruhigen.

Wird Portugal abgewertet? Die Ratingagentur Standard & Poor's erwägt eine Herabstufung der "A-"-Bonitätsnote für das hochverschuldete Lissabon. Sollten sich die Finanz- oder Wachstumsaussichten Portugals weiter verschlechtern, könnten die lang- und kurzfristigen Ratings abgesenkt werden, teilte S&P mit. Es sei zudem unsicher, ob das Land Hilfen der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) annehmen müsse. Weiter sei unklar, ob Privatgläubiger schlechter als öffentliche Geldgeber gestellt werden könnten. Eine Entscheidung über das Rating soll in den kommenden drei Monaten fallen.

Irland-Krise weckt Ängste in Spanien und Portugal

Kippt nach Irland vielleicht schon bald Portugal?

(Foto: dpa)

Portugals Ministerpräsident Jose Socrates sagte, das Land benötige keine Hilfe. Es gebe keinen Druck, ein Hilfspaket anzufordern. Zur Einschätzung von S&P wollte Socrates sich nicht äußern. Nach der Hilfszusage für Irland steht Portugal unter starker Beobachtung der Finanzmärkte. Befürchtet wird, dass das Land seine Schulden nicht mehr bedienen kann. Portugal gilt als potentieller nächster Kandidat für den Rettungsschirm von EU und IWF. Die Zentralbank hatte am Dienstag vor großen Risiken für die Finanzbranche des Landes gewarnt.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) rechnet nicht damit, dass Portugal und Spanien unter den Euro-Rettungsschirm kommen werden. "Das sehe ich nicht", sagte er in Berlin. Die Lage in diesen beiden Ländern sei nicht vergleichbar mit der Irlands, das diesen Schritt gerade geht. Als nicht richtig bezeichnete Brüderle die Darstellung, dass für Griechenland die Rückzahlungszeit für internationale Hilfen auf sieben Jahre verlängert wurde. "Es ist falsch das zu sagen", erklärte er. "Es gibt nur eine Prüfabsicht."

Die Lage am europäischen Anleihenmarkt entspannte sich etwas. So waren die Risikoaufschläge für Staatstitel finanzschwacher Länder im Vormittagshandel teils deutlich rückläufig. Allerdings war die Entwicklung in einzelnen Ländern und in verschiedenen Laufzeiten nicht einheitlich. So legten etwa die Renditen zweijähriger portugiesischer Anleihen gegen den Trend zu. Händler verwiesen auf die drohende S&P-Herabstufung. Eindeutig war der Trend jedoch in Spanien und Italien. Hier gaben die Renditen über alle Laufzeitbereiche nach, teilweise sogar deutlich.

Am Dienstag waren die Risikoaufschläge spanischer und italienischer Titel noch auf einen Rekordstand seit Einführung des Euro gestiegen. Auch in Irland waren die Renditen für Staatspapiere rückläufig, wenngleich nicht ganz so stark wie in Spanien und Italien. In Griechenland ergab sich kein einheitliches Bild: Während die Renditen von Kurz- und Langläufern zulegten, sanken sie im mittelfristigen Bereich von fünf Jahren.

Spanien hat unterdessen ein neues Paket von Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft angekündigt. Wie Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero im Parlament mitteilte, werden die Großflughäfen in Madrid und Barcelona sowie die staatliche Lotteriegesellschaft teilweise privatisiert. Kleine und mittlere Unternehmen sollen Steuererleichterungen erhalten. Eine Sonderhilfe für Langzeit-Arbeitslose wird nach dem Auslaufen der bisherigen Regelung im Februar 2011 nicht mehr gezahlt. Die spanische Wirtschafts- und Finanzministerin Elena Salgado hatte am Vortag die deutsche Bundesregierung für die derzeitige Schuldenkrise in der Europäischen Union mitverantwortlich gemacht. Die Forderung Berlins, private Anleger ab 2014 an den Kosten der Rettungspakete für Schuldenländer zu beteiligen, habe zu den Spannungen auf den Märkten beigetragen, sagte die Ministerin.

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