Finanzkrise:Der deutsche Monster-Kredit

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Die Eurostaaten ringen um eine Lösung für die schwächelnde Währung - und Berlin sagt nein. Niemand ist in den vier europäischen Krisenländern so engagiert wie deutsche Banken. Mit Graphik.

Wie kommt die angeschlagene Eurozone aus der Krise? Seit Tagen sind die sogenannten Euro-Bonds als Lösungsmöglichkeit in der Diskussion, also gemeinsame Anleihen der Staaten. Doch Deutschland ist dagegen, weil es wahrscheinlich viel zahlen müsste. Wie hoch die zusätzlichen Kosten wären, ist aber völlig ungewiss. Die Schätzungen bewegen sich in einem Korridor zwischen zwei und 20 Milliarden Euro.

Die Banken keines anderen Landes sind so stark in den vier Krisenstaaten engagiert wie die deutschen. Die Details im Überblick in dieser Graphik. (Foto: Graphik: sueddeutsche.de, S. Kaiser)

Zudem gibt es einem Zeitungsbericht zufolge Überlegungen, aus den Mitteln des EU-Rettungsschirms EFSF Staatsanleihen angeschlagener Länder zu kaufen. Eine solche Überarbeitung des 440 Milliarden Euro schweren Fonds würde es leichter machen, die hochverschuldeten Staaten zu stützen, ohne dass Rettungsaktionen notwendig würden, berichtete die Financial Times unter Berufung auf Kreise, die mit den Überlegungen vertraut sind.

Bislang kauft nur die Europäische Zentralbank (EZB) solche Anleihen, etwa von Portugal und Irland. Ziel ist es, die Refinanzierungskosten dieser Länder im Zaum zu halten. Das Programm ist aber selbst innerhalb der Zentralbank umstritten. Das Blatt berichtete ferner, dass der EFSF geändert werden könne, um kurzfristig Kredite für Länder bereitzuhalten. Diese sollten an Länder gehen, die kurzfristig Finanzierungsprobleme hätten, aber keiner jahrelangen Rettung bedürften.

Die Bundesregierung wiederum setzt vor allem auf den neuen Krisenmechanismus, der von 2013 den derzeit gültigen Rettungsschirm ablösen soll. Dieser neue Krisenmechanismus, an dem sich unter Umständen auch private Gläubiger beteiligen müssen, soll vor allem den bedrohten Staaten helfen - doch auch Deutschland profitiert davon.

Denn die größten Krisenländer, die sogenannten PIGS-Staaten Portugal, Irland, Griechenland und Spanien, schulden deutschen Banken und Anlegern mehr als eine halbe Billion Dollar. Nach den Zahlen, welche die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlichte, sind vor allem die Kreditforderungen an Spanien (216,6 Milliarden Dollar) und Irland (186,4) enorm. Für Griechenland (65,4) und Portugal (44,3) sind die Zahlen deutlich geringer.

Insgesamt liegt Deutschland mit dieser Summe deutlich vor anderen Ländern. Die Verbindlichkeiten der PIGS-Staaten gegenüber Frankreich betragen 410,2 Milliarden Dollar, gegenüber Großbritannien 370 Milliarden und gegenüber den USA 352,9 Milliarden.

Allerdings geht das Kreditengagement der internationalen Banken etwas zurück. Die BIZ schätzt den Rückgang auf zirka 100 Milliarden Dollar. Insgesamt sind die PIGS-Staaten mit rund 2,3 Billionen Dollar verschuldet.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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