Finanzkrise:BayernLB muss offenbar 2,3 Milliarden Euro abschreiben

Die Bayerische Landesbank hat einem Medienbericht zufolge im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Euro aufgrund der Finanzmarktkrise abschreiben müssen - rund 400 Millionen mehr als bisher bekannt.

Nach Informationen der Augsburger Allgemeinen wurde dem Verwaltungsrat der Bank am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Summe der Risiken und Wertberichtigungen aktuell bei knapp 2,3 Milliarden Euro liege. Die echten Verluste im Bereich der Finanzanlagen wurden für das Jahr 2007 angeblich mit 336 Millionen Euro beziffert.

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(Foto: Foto: ddp)

Die BayernLB hatte im Februar aufgrund vorläufiger Zahlen eine Belastung von 1,9 Milliarden Euro genannt. Die Bank will am Donnerstag in München ihre Jahresbilanz vorlegen. Dabei werden auch Angaben über die bis Ende März hinzugekommenen Belastungen erwartet. Nach dem Wirbel um die Ablösung des früheren BayernLB-Chefs Werner Schmidt dürfte sein Nachfolger Michael Kemmer dabei auch seine künftige Strategie für die Bank vorstellen. Kemmer hatte die Mitarbeiter bereits bei seinem Amtsantritt Anfang März auf Veränderungen eingestimmt.

Nach der Ablösung von BayernLB-Chef Werner Schmidt kosteten die Milliardenbelastungen einen weiteren Manager den Job. Wie die BayernLB vor Beginn der Bilanz-Pressekonferenz mitteilte, hat der Verwaltungsrat der Bank in seiner Sitzung am Mittwochabend den für das Risikomanagement zuständigen Vorstand Gerhard Gribkowsky mit sofortiger Wirkung abberufen. Seine Aufgaben übernimmt sein Kollege Ralph Schmidt.

Gribkowsky gehörte dem Vorstand seit Anfang 2003 an. In den vergangenen Tagen war in Presseberichten allerdings immer wieder über seine Ablösung spekuliert worden. Gribkowsky wurde demnach für die Milliarden-Belastungen der Bank im Zuge der Finanzkrise mitverantwortlich gemacht. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung galt außerdem sein Verhältnis zum BayernLB- Verwaltungsratsvorsitzenden und bayerischen Sparkassenpräsidenten Siegfried Naser als zerrüttet.

Die Lage der Bank ist nach Angaben aus dem Aufsichtsgremium weniger prekär als angenommen. Die Landesbank komme "noch relativ gut" durch die Krise, sagte BayernLB-Verwaltungsratsmitglied Hans Schaidinger dem Bayerischen Rundfunk in einem Interview. "Wir werden nach wie vor einen Gewinn ausweisen", sagte der CSU-Politiker, der Oberbürgermeister von Regensburg ist.

Die Bank habe wegen der US-Hypothekenkrise bisher weniger als 100 Millionen Euro verloren. Es gebe aber "Ausfallgefährdungen". Die BayernLB habe "dieselben Probleme wie alle Banken weltweit", zitierte das BR-Radio den Politiker.

Politische Diskussionen

Die Ratingagentur Moody's hatte die Schäden auf insgesamt 3,8 Milliarden Euro geschätzt. Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hatte eine Größenordnung von vier Milliarden Euro nicht ausgeschlossen.

Die Debatte um die Bank sorgt seit längerem auch für politischen Zündstoff. Parallel zur Bilanzvorlage wird auch der BayernLB-Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag offiziell eingesetzt.

Mit ihm will die Landtagsopposition aus SPD und Grünen klären, ob und wann Beckstein und Bayerns Finanzminister Erwin Huber (CSU) von den Belastungen wussten. Huber wie Beckstein, die in den vergangenen Wochen diverse Rückschläge einstecken mussten, hatten wiederholt Berichte über Missstimmungen zwischen ihnen zurückgewiesen.

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