Finanzkrise:Appell an die US-Regierung

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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann glaubt nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte - er sprach sich für eine enge Zusammenarbeit der US-Regierung mit der Notenbank und den Banken aus..

Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte der Finanzmärkte verloren und fordert ein Eingreifen des Staates.

Ackermann lobte die Hilfsaktionen der US-Notenbank Fed. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Maßnahme aber nicht aus, sagte Ackermann.

"Die Kapitalspritzen sind nötig, aber nicht ausreichend, um Vertrauen wieder herzustellen," sagte Ackermann laut einem Bericht der Financial Times Deutschland.

Die Regierungen müssten Einfluss nehmen auf die Märkte. Der Chef der größten deutschen Bank rief Regierungen und Zentralbanken zu "mutigen Schritten" gegen die Finanzmarktkrise auf. "Was wir in den USA gesehen haben, auch die Rettung von Bear Stearns, sind gute Ansätze." Die Banken allein könnten die Situation nicht retten.

Regierungen müssten weltweit an einem Strang ziehen, um einen Teufelskreis zu verhindern, sagte Ackermann am Montagabend in Frankfurt. Um in den Märkten wieder Vertrauen zu schaffen, bedürfe es konzertierten Handelns von Regierungen und Zentralbanken. Es müsse alles getan werden, um die Abwärtsspirale zu stoppen.

Ackermann stelle sich damit hinter die zunehmenden Forderungen von Bankern nach einem Aufkauf der kaum noch handelbaren Hypothekenkredite durch den Staat.

Neubesinnung nötig

Nach Auffassung des Deutsche-Bank-Chefvolkswirts Norbert Walter wird die Finanzkrise bis weit ins Jahr 2009 anhalten. "Vor Ende 2009 werden die Turbulenzen nicht zu Ende sein", sagte Walter den Dortmunder Ruhr Nachrichten. "Wir brauchen die Neuordnung und eine Neubesinnung auch bei den Regulatoren der Finanzmärkte", fügte Walter hinzu. Die Hoffnung auf ein Ende der Finanzkrise sei "verfrüht" gewesen. "Die Ereignisse in den USA und ihre Auswirkungen auf das Vertrauen der Anleger sind zu gewichtig", sagte Walter.

Der Chefvolkswirt des Allianz/Dresdner-Bankkonzerns, Michael Heise, rechnet damit, dass die anhaltende Krise zu einer tiefgreifenden Neustrukturierung im Finanzsystem führen wird. "Wir müssen damit rechnen, dass eine nachhaltige Bereinigung und Konsolidierung im Finanzsystem stattfindet", sagte Heise der Berliner Zeitung mit Verweis auf den Notverkauf der US-Investmentbank Bear Stearns. "Die Kredithebel, die im Finanzsystem in den letzten Jahren entstanden sind, werden gewaltig zurückgefahren. Das ist eine notwendige Korrektur." Dieser Prozess werde länger dauern.

© dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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