Finanzkrise:Ackermann korrigiert sich

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Deutschlands mächtigster Manager bessert nach: Deutsche-Bank-Chef Ackermann hält das Finanzsystem trotz der Krise nun doch für stabil - auch ohne Staatshilfe.

Zu seinen Äußerungen von Montag, dass allein die Selbstheilungskräfte des Marktes nicht mehr ausreichten, um die Finanzmarktkrise einzudämmen, sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, er bedauere, dass sie eine "Systemdiskussion zur Rolle des Staates" ausgelöst hätten. "Es geht nicht um den Ruf nach dem Staat und die Rettung von Investoren", sagte Ackermann der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann redigiert seine Aussage von Anfang der Woche und bedauert die "Systemdiskussion". (Foto: Foto: Reuters)

Ackermanns Äußerung hatte massive Kritik hervorgerufen.

Ackermann unterstrich seine Forderung nach einer konzertierten Aktion von Regierungen, Notenbanken und Marktteilnehmern, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die sozialen Kosten der Krise zu begrenzen. Ziel müsse sein, die Abwärtsspirale der Kurse an den Finanzmärkten zu stoppen und ein Übergreifen der Finanzkrise auf die reale Wirtschaft zu verhindern. Und: "Ich habe nicht die geringsten Zweifel an der Stabilität des amerikanischen und des internationalen Bankensystems", sagte er weiter.

Telefonat mit dem Chef der Bundesbank

In der Beurteilung der Lage sei er sich mit Bundesbankpräsident Axel Weber einig, mit dem er am Mittwoch telefoniert habe, betonte Ackermann. Weber war Ackermanns Forderung nach einer konzertierten Aktion entgegengetreten. Bei der Lösung der Schwierigkeiten seien zunächst die Banken selbst gefordert, sagte Weber.

Zur Lage der Deutschen Bank wollte sich Ackermann nicht äußern. Darüber werde bei Vorlage des Quartalsberichts am 29. April informiert.

Unterdessen forderte der Bundesverband deutscher Banken die Geldinstitute auf, schnellstmöglich alle Risiken offenzulegen. "Bloße Gerüchte können bereits gravierende Folgen haben", sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Weber dem Handelsblatt. Die Kreditvergabe der Institute untereinander sei nach wie vor gestört: "Die Vertrauenskrise besteht weiter, es herrscht große Nervosität", sagte er.

Zum Fall der haarscharf vor dem Zusammenbruch geretteten New Yorker Bank Bear Stearns sagte Weber, er könne einen Fall wie diesen hierzulande "nicht ansatzweise erkennen". Die Situation der Banken in den USA unterscheide sich grundlegend von der in Europa.

Hinzu komme, dass Bundesbank und Europäische Zentralbank professionell Liquidität zur Verfügung stellten. Weber sprach sich dagegen aus, nun nach einem Eingreifen des Staates zu rufen: "In erster Linie liegt die Verantwortung für die Krise bei den einzelnen Finanzmarktakteuren", sagte er. Sicherlich müsse sich aber auch die Politik fragen lassen, was sie in der Vergangenheit womöglich hätte besser machen können.

Scharfe Kritik am Hilferuf der Banken an die Politik kam vom designierten Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl, Jürgen Trittin. "Die Bankenkrise ist der Bankrott des Neoliberalismus. Jetzt ruft Josef Ackermann nach dem Staat, den er sonst aus allem raushalten will", sagte Trittin der Berliner Zeitung. "Erst verzocken die Banken das Geld, und jetzt soll der Steuerzahler dafür einstehen. Das ist abenteuerlich."

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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