Finanzindustrie:Wut auf Ackermann

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25 Prozent Rendite? Für ein normales Unternehmen sei das eine unvorstellbare Zahl - und der Beleg dafür, dass die Finanzindustrie weitgehend um sich selbst kreise, sagt Finanzminister Schäuble. Die Deutsche Bank ist empört.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat das Verhalten der Finanzmärkte kritisiert und auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann angegriffen. Eine Rendite von 25 Prozent, wie Ackermann sie für angemessen halte, könne ein produzierendes Unternehmen nicht leisten, sagte der CDU-Politiker der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann gerät immer wieder in die Kritik. (Foto: ddp)

"Daraus müssen wir schließen, dass der Finanzmarkt sich nur noch um sich selbst dreht, statt seine Aufgabe zu erfüllen und eine vernünftige, nachhaltig wachsende Wirtschaft zu finanzieren. Das müssen wir ändern", sagte Schäuble.

"Erwiesenermaßen falsch"

Die Deutsche Bank wies die Äußerungen des Ministers am Sonntag zurück: "Die Behauptung, eine Eigenkapital-Rendite von 25 Prozent vor Steuern sei in der sogenannten realen Wirtschaft nicht zu erzielen, ist nachgewiesenermaßen falsch und wird auch durch Wiederholung - von wem auch immer - nicht richtig", sagte ein Sprecher.

Als Beleg verwies er auf Studien der Bundesbank und der staatlichen Förderbank KfW, wonach Unternehmen der verarbeitenden Industrie und des Mittelstandes eine Eigenkapitalrendite von mehr als 25 Prozent erzielt hätten. Ackermann war bereits vor wenigen Tagen wegen seiner öffentlich geäußerten Zweifel an der Bonität des hoch verschuldeten Euro-Staates Griechenland angeeckt.

Der Manager hatte in einer Fernsehsendung bezweifelt, dass Griechenland seine Schulden werde zurückzahlen können. An den Finanzmärkten hatte das Sorgen vor einem Zahlungsausfall geschürt. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte Ackermanns Äußerungen als "überraschend, ungewöhnlich und ärgerlich" kritisiert.

Unterdessen prüft die neue britische Regierung offenbar die Einführung einer Bankenabgabe, mit der bis zu acht Milliarden Pfund (9,2 Milliarden Euro) eingesammelt werden sollen.

Kampf gegen das Defizit

Entsprechende Pläne seien in Arbeit und könnten im Zuge der Maßnahmen zur Senkung des Rekord-Haushaltsdefizits umgesetzt werden, berichtete die Zeitung Independent on Sunday unter Berufung auf Kreise und Regierungsmitarbeiter.

Die großen Industrie- und Schwellenländer (G20) wollen die Vorschläge zu einer Bankenabgabe bei ihrem Treffen Ende Juni im kanadischen Toronto diskutieren, sind bislang jedoch uneins über eine Beteiligung der Finanzbranche an den Krisenkosten. Großbritannien kämpft gegen ein Defizit von elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die neue Regierung von Tory-Premierminister David Cameron und seinem Vize Nick Clegg von den Liberal-Demokraten steht unter erheblichem Druck der Märkte, schnell und wirksam dagegen anzugehen. Finanzminister George Osborne soll am Montag Einzelheiten für eine erste Runde von Streichungen im Umfang von sechs Milliarden Pfund (etwa sieben Milliarden Euro) bekanntgeben. Auch Steuererhöhungen werden erwartet.

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