Finanzindustrie:Deutsche Bank bittet um neun Milliarden

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Übernahme der Postbank, dazu strengere Regeln für das Eigenkapital: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann braucht viele frische Milliarden - und zapft jetzt die Aktionäre an.

Die Deutsche Bank hat Großes vor. Sie will im Geschäft mit Privatkunden wachsen und nicht mehr so stark wie bisher vom Investmentbanking in London abhängig sein. Deshalb will sie die Postbank ganz übernehmen. Deshalb fordert sie jetzt: Her mit den Milliarden!

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann plant offenbar eine Kapitalerhöhung für sein Institut. (Foto: ap)

Deutschlands größtes Geldinstitut, geleitet vom unverwüstlichen Josef Ackermann, steht offenbar kurz vor einer milliardenschweren Kapitalerhöhung. Die Frankfurter geben diesen Schritt, der ein Volumen von acht bis neun Milliarden Euro haben soll, wahrscheinlich am kommenden Montag bekannt, berichteten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf Finanzkreise.

Das Kreditinstitut wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.

An der Börse kam die Spekulation jedenfalls nicht gut an. Im späten Parketthandel am Donnerstag schlossen die Titel der Deutschen Bank bei 47,48 Euro. Im Vergleich zum Schlussstand des Xetra-Handels war das ein satter Abschlag von 5,08 Prozent. Titel der Postbank hingegen legten um 4,61 Prozent auf 27,00 Euro zu. Die Geschichte sei zwar nicht neu, sagte ein Börsianer am Freitagmorgen - das Volumen der Kapitalerhöhung sei aber riesig.

Derzeit hält die Deutsche Bank knapp 30 Prozent an der Postbank. Im vergangenen Jahr hatten die Frankfurter mit dem zweiten Postbank-Großaktionär, der Deutschen Post, aber bereits die Mehrheitsübernahme vereinbart. Die Deutsche Bank zeichnete damals eine Pflichtwandelanleihe, die im Februar 2012 in 60 Millionen Postbank-Aktien eingetauscht werden könnte.

Der Wandelkurs wurde bei 45 Euro festgesetzt. Aktuell notiert die Postbank-Aktie aber nur bei 26 Euro. Ein freiwilliges Angebot für den Post-Anteil von rund 27,4 Prozent zum aktuellen Zeitpunkt wäre deshalb deutlich günstiger.

Außerdem braucht die Deutsche Bank wie jedes andere Institut Geld, um die zu erwartenden höheren Kapitalanforderungen der Regierungen ("Basel III") zu erfüllen. Auch hier spielt die Postbank-Übernahme eine Rolle, denn das auf Privatkunden spezialisierte Institut hatte den europäischen Banken-Stresstest nur knapp bestanden. Die Kernkapitalquote von 6,6 Prozent hatte nur 0,6 Prozentpunkte über dem Mindestwert gelegen.

Seinen neuen Erwerb muss Bankchef Ackermann also erst einmal richtig auspolstern. Dafür braucht er die Milliarden von den Aktionären. Und, wer weiß: Vielleicht hat er ja noch das ein oder andere vor.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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