Finanzen kompakt:Voulez vous, Madame?

Konkurrenz für Axel Weber: Würde auch Frankreichs Finanzministerin den EZB-Chefposten übernehmen? Außerdem: Deutsche Sparkassen müssen Millionen abschreiben. Das Wichtigste in Kürze.

Wer folgt Jean-Claude Trichet, dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB)? Bislang gelten der Deutsche Axel Weber und der Italiener Mario Draghi als größte Favoritin - doch nun bringt die Nachrichtenagentur Bloomberg auch die französische Finanzministerin Christine Lagarde ins Spiel. Sie sei hervorragend für das Amt geeignet und habe bei den Rettungspaketen für Irland und Griechenland eine wichtige Rolle gespielt.

Finanzen kompakt: Wechselt Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde an die Spitze der EZB?

Wechselt Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde an die Spitze der EZB?

(Foto: AFP)

Die Auswahl des Trichet-Nachfolgers ist eine hochpolitische Angelegenheit. Neben den Vertretern der großen Länder sind auch Kandidaten aus kleineren Staaten im Gespräch, zum Beispiel der Luxemburger Notenbankpräsident Yves Mersch, 61, und der Finne Erkki Liikanen, 60. Die beiden stammen aus den stabileren Ländern der nördlichen Eurozone - das ist auch der Grund, weshalb sie auf der Kandidatenliste auftauchen.

Mersch galt bereits als aussichtsreicher Anwärter auf den Posten des EZB-Vizepräsidenten. Geworden ist es aber der Portugiese Vitor Constancio. Der Grund: Es wurde eine Nord-Süd-Regel ins Personalgeschacher um die EZB-Posten eingeführt. Angeblich muss seither der Chef der Notenbanken aus dem Norden und sein Stellvertreter aus dem Süden kommen - oder umgekehrt.

Sparkassen müssen Millionen abschreiben

Die Sparkassen müssen nach einem Bericht der Financial Times Deutschland 430 Millionen Euro auf ihre Beteiligung an der Landesbank Berlin (LBB) abschreiben. Diese Anweisung habe die zentrale Erwerbsgesellschaft erteilt, über die die Institute die LBB im Sommer 2007 für 6,4 Milliarden Euro gekauft hätten, schrieb das Blatt. Beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) war zunächst keine Auskunft zu erhalten.

Die Erwerbsgesellschaft werde maßgeblich vom DSGV gelenkt, schrieb die Zeitung. Die mehr als 400 Sparkassen sollen den Wert ihrer Beteiligung an der LBB in ihren Bilanzen 2010 um elf Prozent nach unten korrigieren, hieß es weiter. Sie hätten für den Erwerb von knapp 99 Prozent an der LBB 6,4 Milliarden Euro gezahlt. Davon seien 2,6 Milliarden Euro über Kredit finanziert worden. Die restlichen 3,8 Milliarden Euro, auf die die Wertberichtigung nun erfolge, hätten sie in ihren Büchern stehen.

Viele Sparkassen hätten ihre LBB-Anteile bereits 2009 auch ohne zentrale Ansage wertkorrigiert, so dass sie nun für 2010 nichts oder nicht mehr die vollen elf Prozent abschreiben müssten. Viele Institute könnten die Belastung dank guter Ergebnisse 2010 zudem relativ gut verkraften. Das treffe aber nicht auf alle Sparkassen zu, zum Beispiel die Sparkasse Köln/Bonn. Sie müsse nun noch einen voraussichtlich niedrigen zweistelligen Millionenbetrag auf die LBB abschreiben.

Langjähriger Deutsche-Bank-Vorstand van Hooven ist tot

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Eckart van Hooven, langjähriger Vorstand der Deutschen Bank mit Dienstsitz in Hamburg, bereits 28. Dezember des vergangenen Jahres im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Banker gehörte über Jahrzehnte zum innersten Kreis der Hamburger Wirtschaftselite und kandidierte - wenn auch erfolglos - als CDU-Kandidat für den Bundestag.

Der gebürtige Hamburger, der in der Hansestadt auch seine berufliche Laufbahn begann, rückte 1972 in den Vorstand der Deutschen Bank auf, dem er bis 1991 angehörte. Im Vorstand - damals noch so etwas wie die Schaltzentrale der deutschen Wirtschaft - war van Hooven unter anderem für das Privatkundengeschäft, die Werbung und die Baufinanzierung verantwortlich und entwickelte innovative Produkte wie den Euroscheck und die EC-Karte. Für die Bank managte er den Einstieg in das Versicherungs- und das Bauspargeschäft.

Schon als junger Banker hatte er mit der Vergabe von Kleinkrediten ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Besonders profilierte sich von Hooven in der norddeutschen Wirtschaft, die ebenfalls zu seinen Zuständigkeiten gehörte. So war er - ausgestattet mit den Erfahrungen aus der westdeutschen Werftenkrise - bei der Privatisierung der Ost-Werften an führender Stelle beteiligt. Stark am Herzen lagen ihm die wirtschaftlichen Verbindungen nach Skandinavien und die Erschließung des Ostseeraums.

Chiles Kampf gegen die Peso-Aufwertung

Chiles Zentralbank geht im Kampf gegen die drastische Aufwertung der Landeswährung Peso in die Offensive. Wie Notenbankchef Jose de Gregorio erklärte, soll die umfangreichste Devisenmarkt-Intervention in der jüngeren Geschichte des Landes bereits an diesem Mittwoch starten. Alleine die Ankündigung der Aktion sorgte am Währungsmarkt für eine fast vierprozentige Abwertung des Peso auf 484 Peso je Dollar.

Die Regierung Chiles, allen voran Finanzminister Felipe Larrain, begrüßte den Schritt. Er gehe davon aus, dass die Intervention Erfolg haben werde. Chile ist als größter Kupferproduzent der Erde sehr wichtig für die Weltwirtschaft. Bis Dezember will die Zentralbank durch tägliche gezielte Operationen zwölf Milliarden Dollar aufkaufen und so den Peso schwächen.

Der Grund für die erste Intervention seit 2008: Der Peso hat seit Ende Juni mehr als 17 Prozent im Vergleich zum Dollar an Wert gewonnen, was chilenischen Exportunternehmen zunehmend Sorgen bereitet. Auch Brasilien und Kolumbien versuchen derzeit, die Aufwertung ihrer Währungen zu stoppen.

Wichtigster Treiber dafür sind massive Kapitalströme in diese Länder. Wegen der extrem lockeren US-Geldpolitik und auch in anderen westlichen Ländern ziehen immer mehr Investoren derzeit besser verzinste Anlagen unter anderem in Schwellen- und Entwicklungsländern vor. Dieses "hot money" führt dort zu steigenden Wechselkursen und damit zu Problemen für die heimische Wirtschaft.

US-Wirtschaft: Fed bleibt pessimistisch

Trotz der jüngsten Anzeichen für eine Erholung der US-Wirtschaft bleibt diese nach Einschätzung der US-Notenbank auf die Unterstützung durch die Geldpolitik angewiesen. Wie aus dem nun veröffentlichten Protokoll der Sitzung des entscheidenden Gremiums von Mitte Dezember hervorgeht, macht sich die Federal Reserve weiterhin Sorgen, dass der schwache Arbeitsmarkt und der Immobiliensektor das Wachstum weiter belasten werden.

Am wahrscheinlichsten sei eine schrittweise Erholung des Wirtschaftswachstums mit einer zögerlichen Erholung des Arbeitsmarktes. Die jüngsten Anzeichen für eine Festigung der Erholung reichten deshalb nicht aus, um das Fed-Programm zum Ankauf von Staatsanleihen im Volumen von 600 Milliarden Dollar zu reduzieren, hieß es in dem Sitzungsprotokoll weiter.

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