Finanzen kompakt:Urlaub - und die Reserve leidet

Urlaub ja, aber nicht auf Pump: Jeder Dritte geht ans Ersparte, um die Erholung zu finanzieren. Außerdem: Die Griechen sparen kräftig.

Urlaub auf Pump ist bei den Deutschen out. Allerdings muss jeder Dritte ans Ersparte gehen, um sich die gewünschte Erholung zu finanzieren, wie aus einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) hervorgeht. Vor allem junge Menschen bis 24 Jahre müssen Geld zurücklegen, um sich Sonne, Strand und Meer leisten zu können. Die restlichen 61 Prozent der 1011 Befragten gaben in der Erhebung an, ihren Urlaub aus dem laufenden Einkommen bestreiten zu können. Doch das unsichere wirtschaftliche Umfeld beeinträchtigt auch die Urlaubsplanung vieler Menschen: Etwa 40 Prozent der Erwachsenen gaben an, 2010 nicht zu verreisen. Die Daten stammen von Mitte Juni.

Sommerwetter an der Ostsee

Sommer, Sonne, Strand und Meer: Touristen genießen das Ostseebad Binz auf der Insel Rügen.

(Foto: dpa)

Euro-Rettungsschirm verstößt gegen Grundgesetz

Der von der Europäischen Union beschlossene Euro-Rettungsschirm verstößt einer Studie zufolge gegen das deutsche Grundgesetz und EU-Recht. Zudem sei die Öffentlichkeit über die Ausgestaltung des Euro-Rettungsschirms in einigen Punkten getäuscht worden, heißt es in der vom Freiburger Centrum für Europäische Politik (CEP) angefertigten Studie, wie die Tageszeitung Die Welt berichtete. Anders als behauptet sei der sogenannte Europäische Finanzierungsmechanismus beispielsweise nicht auf drei Jahre begrenzt, sondern "zeitlich unbefristet installiert", zitiert die Zeitung aus der Studie.

"In der Öffentlichkeit wurde verbreitet, dass die EU maximal 60 Milliarden Euro an Anleihen aufnehmen darf. In der Verordnung findet sich eine entsprechende Regelung jedoch nicht", heißt es in der Studie weiter. Das Gleiche gelte für die Befristung auf drei Jahre. Einen Bruch von EU-Recht stelle der Rettungsschirm auch deshalb dar, weil das Europäische Parlament dem Beschluss hätte zustimmen müssen. "Die Verordnung erfüllt damit nicht die vom EU-Recht gestellten formellen Voraussetzungen." Grundsätzlich gelte zudem, dass die EU keine Anleihen ausgeben dürfe, um einen Beistand für einen Euro-Staat zu finanzieren. Auch die vom Verfassungsgericht verlangte Mitwirkung von Bundestag und Bundesrat sei unzureichend gewesen. Beim Bundesverfassungsgericht sind bereits mehrere Klagen gegen den Rettungsschirm anhängig.

Griechen sparen fleißig

Griechenland kommt beim Stopfen seines Haushaltsloches voran. Das Primärdefizit, bei dem die Zinszahlungen nicht mit einberechnet werden, sank in den ersten sechs Monaten auf 5,47 Milliarden Euro von 12,42 Milliarden Euro im Vorjahr, wie die Notenbank auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Der gesamte Fehlbetrag schrumpfte im gleichen Zeitraum um 41,8 Prozent auf 11,45 Milliarden Euro. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou zeigte sich zuversichtlich, das Haushaltsziel für das laufende Jahr einzuhalten. Das erste Halbjahr entwickle sich wie geplant. Griechenland will seinen Fehlbetrag 2010 auf 8,1 Prozent der Wirtschaftsleistung drosseln. 2009 fiel noch ein Minus von 13,6 Prozent an.

Die Regierung in Athen geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um vier Prozent schrumpft. Nun seien aber erste Anzeichen dafür erkennbar, dass diese Prognose zu pessimistisch sei, sagte Papakonstantinou. Die Haushaltsplanung sei aber nicht ganz ohne Gefahren: Zwar stiegen die Einnahmen in den ersten sechs Monaten um 7,1 Prozent, die Einnahmeziele seien jedoch mit Risiken verbunden.Ein neues Sparpaket sei nicht geplant, betonte Papakonstantinou.

Trotz der Sparerfolge und des milliardenschweren Rettungspakets von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds steigt dem Datendienstleister CMA DataVision zufolge die Insolvenzgefahr für Griechenland. Das südosteuropäische Land schnellte auf Platz zwei der am meisten von einer Pleite bedrohten Staaten nach Venezuela nach vorne, wie die Experten mitteilten. Im ersten Quartal lag Griechenland noch auf Platz neun. Die Kosten für eine Ausfallversicherung für fünfjährige griechische Staatsanleihen lagen im Frühjahr bei 1003,4 Basispunkten - damit schätzen die Marktteilnehmer das Pleiterisiko auf 55,6 Prozent. Platz eins und zwei bei den am wenigsten gefährdeten Staaten nehmen Norwegen und Finnland ein, gefolgt von den USA. Deutschland fiel auf Platz sechs vom dritten Rang zu Jahresauftakt zurück.

Lloyds sagt goodbye

Die teilverstaatlichte britische Bankengruppe Lloyds will sich von weiteren Geschäftsbereichen trennen. Verkauft werden sollen Anteile an Firmenbeteiligungen des übernommenen Finanzkonzerns HBOS. Der Londoner Investor Coller Capital zahlt nach Angaben vom Montag 332 Millionen Pfund (derzeit 401 Mio Euro) für eine Mehrheit von rund 70 Prozent in dem künftigen Gemeinschaftsunternehmen. Es besteht aus 40 Minderheitsbeteiligungen, darunter eine Kinokette und ein Hemdenausstatter. Die staatliche Finanzbehörde muss dem Verkauf noch zustimmen.

Der britische Staat besitzt Lloyds zu 41 Prozent. Die Bankengruppe stand in der Finanzkrise vor dem Kollaps und musste mit Steuergeldern gerettet werden. Sie hatte zuvor den angeschlagenen Finanzkonzern HBOS übernommen. Die Firmenbeteiligungen, die sich HBOS vor der Rezession sicherte und nun größtenteils verkauft werden sollen, stehen seit gut zwei Jahren zum Verkauf. Aus den Veräußerungen von Geschäftssparten nahm Lloyds bislang rund 750 Millionen Pfund ein.

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