Finanzen kompakt:Trichet, Mahner vom Dienst

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Die Krisenbewältigung hat massiv Geld verschlungen, darum will EZB-Chef Trichet weitere Horrorszenarien unbedingt vermeiden. Außerdem: Die Verbraucherpreise steigen nur leicht.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hat weitreichende Anstrengungen zur Vermeidung künftiger Krisen angemahnt. "Diesseits wie jenseits des Atlantiks wurden 27 Prozent des BIP vom Steuerzahler in die Hand genommen, um eine Depression zu vermeiden. Wir haben das einmal getan, wir werden das nicht ein zweites Mal tun", sagte Trichet bei der Konferenz "Die EZB und ihre Beobachter".

Macht sich viele Gedanken, wie Krisen verhindert werden können: EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. (Foto: dpa)

Die EZB sei absolut nicht der Meinung, dass eine Verringerung staatlicher Ausgaben das Wirtschaftswachstum bremsen werde. "Die Krise ist noch nicht vorüber", sagte Trichet. Die Reform des Finanzsystems befinde sich in einer entscheidenden Phase. Er betonte, notwendig seien mehr Transparenz, bessere Regulierung und weniger riskante Geschäfte.

Die geplante Veröffentlichung der Ergebnisse der jüngsten europaweiten Tests zur Krisentauglichkeit von Banken ("Stresstests") nannte Trichet einen "wichtigen Schritt in die richtige Richtung": "Diese Tests werden die Transparenz erhöhen und das Vertrauen von Investoren in den europäischen Bankensektor steigern."

Die Preise für Waren und Dienstleistungen in Deutschland steigen wieder langsamer. Binnen Jahresfrist verteuerte sich die Lebenshaltung um 0,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung bestätigte. Gedämpft wurde die Teuerung von billigerem Erdgas, während Mineralölprodukte deutlich stärker zu Buche schlugen.

"Die Inflationsrate wird nach wie vor von den Preisentwicklungen der Energieprodukte geprägt", schrieben die Statistiker. Allein Kraftstoffe wie Diesel oder Benzin kosteten 8,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Bei leichtem Heizöl lag der Anstieg sogar bei 23,5 Prozent. Mineralölprodukte herausgerechnet, stiegen die Preise lediglich um 0,4 Prozent. Auch Lebensmittel schlugen stärker zu Buche, teurer wurde vor allem Butter, günstiger waren dagegen Süßwaren zu haben. Im Vergleich zum Vormonat zogen die Preise um 0,1 Prozent an. Nach Definition der Europäischen Zentralbank herrscht damit Preisstabilität. Die Notenbanker sehen stabile Preise bei Werten bis knapp zwei Prozent gewährleistet. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte am Donnerstag, dass die Preisentwicklung moderat bleiben wird. Vor allem am Binnenmarkt sei der Inflationsdruck niedrig.

Die EU-Kommission treibt offenbar ihre Pläne für einen europaweiten Insolvenzschutz für Versicherte voran. Binnenmarktkommissar Michel Barnier will Versicherer in allen EU-Staaten verpflichten, künftig 1,2 Prozent ihrer Beitragseinnahmen in einem Sicherungssystem vorhalten, berichtet die Financial Times Deutschland. Allein die deutschen Versicherer sollen in den kommenden zehn Jahren rund zwei Milliarden Euro beiseitelegen. Damit sollen Kunden und Geschädigte besser gegen mögliche Pleiten geschützt werden.

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