Finanzen kompakt:Tanz der Vampire

Folgenschwere Party: Ein Banker feiert in einem leerstehenden Haus ehemaliger Madoff-Opfer und wird entlassen. Außerdem: Ex-Telekom-Chef Ricke scheitert als Finanzinvestor.

Auch Banker wollen einmal feiern - doch wehe, wenn die Party in leerstehenden Häusern von Opfern des Milliarden-Betrügers Bernard Madoff stattfinden. Dann könnte es Ärger geben.

Ein US-Bankmanager ist nun gefeuert worden, weil er an einer solchen Feier teilgenommen hat. Sein Arbeitgeber, die US-Bank Wells Fargo, teilte mit, der ranghohe Mitarbeiter sei wegen Verstoßes gegen die Firmen-Richtlinien entlassen worden. Die Bank bedaure die Vorfälle. Früheren Medienberichten zufolge hatten Anwohner beobachtet, wie der Manager in dem Zwölf-Millionen-Dollar-Anwesen, das von der Bank übernommen worden war, über den Sommer mehrere Partys gefeiert hatte.

Bei einem der Feste seien die Gäste mit einer Yacht übers Meer zu dem Haus in dem kalifornischen Prominenten-Ort Malibu gebracht worden. Das Anwesen war im Mai der Bank überschrieben worden, nachdem die ehemaligen Besitzer Opfer von Madoffs Machenschaften geworden waren. Der entlassene Manager hatte bei Wells Fargo einen Führungsposten im Bereich Zwangsversteigerungen inne.

Ex-Telekom-Chef Ricke scheitert als Finanzinvestor

Als Chef der Deutschen Telekom musste Kai-Uwe Ricke im November 2006 aufgeben. Jetzt ist der Manager auch noch mit seinem Karriereversuch als Finanzinvestor gescheitert. Seine Fondsfirma German Private Equity Partners befinde sich in Liquidation, bestätigte Ricke dem Handelsblatt.

Die Firma, die Ricke im August ins Schweizer Handelsregister hatte eintragen lassen, sei Ende Juni durch eine außerordentliche Hauptversammlung aufgelöst worden. Ricke sagte der Zeitung, er habe zwar Investitionszusagen von Privatleuten erhalten. Nach der Krise der US-Investmentbank Lehman Brothers habe sich aber niemand mehr getraut zu investieren.

Noch Ende 2007 hatte Ricke gesagt, er wolle 500 bis 700 Millionen Euro von Anlegern einsammeln und damit Übernahmen bis zu 2,3 Milliarden Euro finanzieren. Fachleute hatten das Aus für den Ricke-Fonds kommen sehen. "Es war 2008 für die ganze Private Equity Branche schwer, an Geld zu kommen", sagte ein Fonds-Manager dem Handelsblatt. Dass Investoren in Krisenzeiten einem Neuling wie Ricke ihr Geld anvertrauen würden, sei sowieso unwahrscheinlich gewesen. "Als dann auch noch die Telekom-Sache hochkochte, machte jeder einen Bogen um Ricke".

Boni-Streit wird vor Gericht ausgetragen

Im Streit um Bonuszahlungen müssen die Bank of America und die US-Börsenaufsicht SEC offenbar doch vor Gericht.

Ein New Yorker Bundesrichter hat einen Vergleichsvorschlag beider Parteien abgelehnt. Die Abmachung gehe nicht einher "mit den meisten elementaren Ideen von Gerechtigkeit und Moral", sagte Richter Jed Rakoff.

Damit würden die Aktionäre für das angebliche Fehlverhalten der Bank mit einer Geldstrafe belegt. Rakoff forderte die Börsenaufsicht und das Finanzinstitut auf, sich auf ein mögliches Gerichtsverfahren vorzubereiten. Dieses müsse spätestens im Februar beginnen.

Die größte US-Bank hatte Anfang August eingewilligt, 33 Millionen Dollar für die Beilegung der SEC-Klage zu zahlen. Die Börsenaufsicht SEC hatte dem Institut Fehlinformationen und eine Irreführung der Aktionäre im Zusammenhang mit Bonuszahlungen an die übernommene Merrill Lynch vorgeworfen.

So habe die Bank nicht öffentlich gemacht, dass sie die Zahlung von Boni in Höhe von bis zu 3,6 Milliarden Dollar an Merrill-Angestellte genehmigt habe. Bis Montag sollte das Geldhaus dem New Yorker Staatsanwalt Andrew Cuomo weitere Informationen über die Fusion bereitstellen. Anderenfalls kann es zu Betrugsklagen gegen die Firmenleitung kommen.

Landesbank-Fusionen: Helaba bleibt außen vor

Die Sparkassen in Hessen und Thüringen wollen ihre Landesbank Helaba aus Fusionen im öffentlich-rechtlichen Sektor heraushalten. Für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) bestehe keine Notwendigkeit für einen Zusammenschluss mit anderen Instituten, erklärte der Verwaltungsratschef der Helaba, Gerhard Grandke. Ohnehin gebe es aktuell keine Anzeichen für eine Konsolidierung der Landesbanken-Branche. Die Ertragslage einzelner Institute und deren strategische Entwicklung erschwere Fusionen.

Die Finanzkrise, die die meisten der sieben eigenständigen Landesbanken beinahe zu Fall gebracht hatte, ist nach Ansicht von Grandke noch nicht zu Ende. Die Helaba hat sich bislang im Gegensatz zu Häusern wie der HSH Nordbank oder der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aber gut geschlagen. Sie musste nicht von ihren Eigentümern gestützt werden und erzielt nach wie vor Gewinne.

Die 50 Sparkassen in Hessen und Thüringen, die 85 Prozent an der Helaba halten, spüren die Krise ebenfalls - vor allem im Kreditgeschäft. "Der Höhepunkt der Wertberichtigungswelle liegt sicher noch vor uns", sagte Grandke, der Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen ist. Deshalb sei für die Jahre 2010 und 2011 mit einer weiter steigenden Risikovorsorge zu rechnen.

Trotz der Kreditrisiken erwarten die Sparkassen in diesem Jahr wegen höherer Zinserträge und der Erholung der Kapitalmärkte ein deutlich besseres Ergebnis als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis nach Bewertung werde aller Voraussicht nach um 75 Prozent auf rund 750 Millionen Euro klettern, sagte Grandke.

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