Finanzen kompakt:Schäuble, der Mahner

Finanzminister Schäuble plädiert für eine stärkere Integration der Euro-Länder - lehnt gemeinsame Anleihen aber weiter ab. Außerdem: China freut sich über die Folgen der Yuan-Aufwertung. Das Wichtigste in Kürze.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat als Konsequenz aus der Euro-Krise eine deutlich stärkere Integration der Euro-Mitgliedstaaten verlangt. "Je besser es gelingen wird, nationale Finanz-, Haushalts-, Wirtschafts- und Sozialpolitiken zur Stabilisierung der gemeinsamen Währung zu verzahnen, umso mehr wird sich die Europäische Zentralbank auf die geldpolitische Stabilitätsverantwortung einer gerade deshalb unabhängigen Notenbank konzentrieren können", schreibt Schäuble in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel.

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Wolfgang Schäuble verlangt eine stärkere Integration der Euro-Mitgliedsstaaten.

(Foto: AFP)

Der Finanzminister schrieb, der Euro werde in der Folge "so die internationale Finanzwelt überzeugen, dass er eine langfristig stabile Währung bleibt, auf die die gesamte Weltwirtschaft angewiesen ist". Die von einigen Mitgliedsstaaten ins Gespräch gebrachten Eurobonds lehnte Schäuble dagegen erneut ab.

Das in den sogenannten "spreads" ausgedrückte Zinsrisiko sei "Anreiz und Sanktion" und dürfe "nicht einfach durch eine Vergemeinschaftung des Zinsrisikos, auch nicht in Form von Eurobonds, außer Kraft gesetzt werden". Klar sei auch, dass "ein dauerhafter Krisenbewältigungsmechanismus nicht nur die Solidarität aller Euro-Mitgliedstaaten voraussetzt, sondern auch im Restrukturierungsfalle eine Beteiligung der Gläubiger einschließen" müsse, schrieb Schäuble.

Die schrittweise Aufwertung der chinesischen Währung Yuan tut nach Einschätzung der Zentralbank der Wirtschaft gut. "Die positiven Folgen der chinesischen Yuan-Reform für die heimische Wirtschaft überwiegen die negativen Einflüsse", sagte der Chef der Statistikabteilung, Sheng Songcheng, dem hauseigenen Blatt Financial News.

Yuan-Entwicklung erfreut chinesische Regierung

Der Yuan-Kurs ist seit Juni um rund drei Prozent im Vergleich zum Dollar gestiegen, nachdem die feste Bindung an die US-Währung aufgegeben wurde. Einer Umfrage der Zentralbank zufolge unter mehr als 7000 Industrie- und Exportunternehmen habe das die Importkosten gedämpft.

"Wenn wir zulassen, dass der Yuan um drei Prozent im Jahr zum Dollar aufwertet, kann das die Importe um 0,3 Prozent ankurbeln, die Exporte um 0,6 Prozent drosseln und den Handelsüberschuss um sechs Prozent senken", sagte Sheng. Auch die Inflation sei um etwa einen Prozentpunkt gedämpft wurden, weil der stärkere Yuan Einfuhren verbilligt.

Händler rechnen damit, dass der Yuan im kommenden Jahr um etwa sechs Prozent aufgewertet wird. Sie gehen davon aus, dass die Regierung versucht, damit die hohe Inflation zu dämpfen. Die Teuerungsrate liegt mit 5,1 Prozent auf dem höchsten Wert seit mehr als zwei Jahren. Insbesondere die USA und die Europäische Union werfen China seit Jahren vor, sich mit dem künstlich niedrig gehaltenen Yuan-Kurs Vorteile im internationalen Wettbewerb zu verschaffen.

US-Behörden verhaften Finanzberaterin

Die US-Behörden haben eine ehemalige Finanzberaterin festgenommen, die Bilanzdaten von börsennotierten Unternehmen vor deren Veröffentlichung gegen Geld an Manager an Hedge-Fonds verkauft haben soll. Die 43-Jährige wird beschuldigt, Geschäftsgeheimnisse von Technologiefirmen wie Nvidia und Marvell Technology weitergegeben und dafür über 200.000 Dollar erhalten zu haben.

Im Fall eines Schuldspruchs drohen der Frau bis zu 20 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten vor, zwischen 2006 und 2008 Insiderinformationen verkauft zu haben. Bezahlt worden sei sie von einer Firma im kalifornischen Mountain View, die zwar nicht genannt wurde, aber deren Beschreibung auf die Netzwerkfirma Primary Global Research passt.

Primary Global gab inzwischen bekannt, die Frau habe von 2006 bis 2008 als Beraterin für das Unternehmen gearbeitet. Im Fall von Marvell habe die Frau zwei Depotmanager unterschiedlicher Hedge-Fonds mit Quartalsergebnissen versorgt, die laut Anklage zu mehr als 820.000 Dollar Handelsgewinn bei einem Fonds geführt haben. Über Nvidia soll sie Portfolio-Managern am 8. August 2008 gesagt haben, das Unternehmen werde 892 Millionen Dollar Umsatz für das Quartal und einen Aktienrückkauf bekannt geben. Wenige Tage darauf habe Nvidia einen Umsatz von 892,7 Millionen Dollar und ein Rückkaufprogramm von einer Milliarde Dollar mitgeteilt.

Aigner empfiehlt Wechsel von Energieversorger

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat die Energieversorger angesichts der bevorstehenden Erhöhungen der Strompreise zu einer transparenten Preispolitik aufgefordert und Verbraucher zum Anbieterwechsel ermutigt. "Die Unternehmen haben eine Bringschuld den Verbrauchern gegenüber, die Gründe für ihre Preiserhöhungen zu nennen", sagte Aigner der Passauer Neuen Presse.

Sie riet den Verbrauchern, die Preise zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln. "Es gibt knapp 900 Stromanbieter und viele davon halten ihre Preise stabil", sagte die Ministerin.

Mehrere Gasversorger wollten ihre Preise sogar senken. Tipps zum Anbieterwechsel bietet laut Aigner eine neue Checkkarte ihres Ministeriums. "Auf der kostenlosen Servicekarte finden Verbraucher wichtige Hinweise, wie sie den richtigen Strom- oder Gasanbieter finden, wie sie den Anbieter wechseln können und welche Kündigungsrechte es gibt", sagte die CSU-Politikerin. Die Karte könne auf der Website ihres Ministeriums kostenlos heruntergeladen werden.

Noch immer zögerten viele Verbraucher, sich einen neuen Anbieter zu suchen, sagte Aigner der PNP. Dabei könnten Stromkunden nach Berechnungen der Bundesnetzagentur mit einem günstigen Angebot durchschnittlich 160 Euro pro Jahr sparen. Die Umlage zum Ausbau der erneuerbaren Energien - die sogenannte EEG-Umlage - steigt 2011 um über 70 Prozent auf 3,5 Cent pro Kilowattstunde. Die Stromkonzerne begründen damit ihre Preiserhöhungen.

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