Finanzen kompakt:Bangen um Portugal

Für portugiesische Schuldenpapiere werden Rekord-Risikoaufschläge fällig und die frühere US-Gouverneurin Palin outet sich als Geldpolitikerin. Außerdem: Die Munich Re verdient prächtig. Das Wichtigste in Kürze.

Einen Tag vor der Emission einer neuen Staatsanleihe sind die Risikoaufschläge auf die Schuldenpapiere Portugals auf Rekordstände gestiegen. Am Dienstag verlangten Investoren für portugiesische Anleihen zeitweise einen Aufschlag von 4,6 Prozentpunkten zu vergleichbaren deutschen Papieren - so viel wie nie seit Einführung des Euro.

Finanzen kompakt: Blick auf Portugals Hauptstadt Lissabon: Die Risikoaufschläge auf die Schuldenpapiere erreichen Rekordniveau - und böse Erinnerungen an Griechenland werden wach.

Blick auf Portugals Hauptstadt Lissabon: Die Risikoaufschläge auf die Schuldenpapiere erreichen Rekordniveau - und böse Erinnerungen an Griechenland werden wach.

Für eine zehnjährige Staatsanleihe waren etwa sieben Prozent Zinsen fällig - entsprechende deutsche Papiere haben eine Rendite von knapp 2,4 Prozent. Auch die Ausfallversicherung für portugiesische Staatsanleihen war mit 480 Basispunkten so teuer wie nie zuvor; es kostet nun 480.000 Euro, um portugiesische Anleihen im Volumen von zehn Millionen Euro gegen ihren Ausfall zu versichern.

Portugal bringt am Mittwoch Anleihen im Volumen von 750 Millionen bis 1,25 Milliarden Euro auf den Markt. Experten gehen davon aus, dass die Schuldenagentur dabei auf ausreichende Nachfrage stoßen wird, allerdings höhere Zinsen akzeptieren muss. Nach Angaben der Agentur handelt es sich dabei um die letzte Emission von Kapitalmarktpapieren mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr in diesem Jahr.

Investoren sorgen sich besonders um die hohe Verschuldung Portugals und sehen das südwesteuropäische Land als möglichen Kandidaten für eine Rettungsaktion im Stil Griechenlands. Die Regierung in Lissabon hält jedoch dagegen und geht davon aus, das Haushaltsloch aus eigener Kraft stopfen zu können.

Sarah Palin auf Abwegen: Bei einem eigentümlichen Abstecher in die Geldpolitik knöpfte sich die frühere Gouverneurin von Alaska Fed-Chef Ben Bernanke vor. In einer Rede vor einer Handelskammer in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona forderte sie Bernanke auf, von seinen Versuchen abzulassen, die US-Wirtschaft mit Anleiheankäufen anzukurbeln.

"Ich bin zutiefst beunruhigt über die Pläne der Federal Reserve, Staatsanleihen im Wert von 600 Milliarden bis einer Billion Dollar aufzukaufen", sagte Palin einem Bericht des rechtskonservativen Magazins The National Review zufolge. "Da kann man schon fragen, woher dieses Geld kommen soll, und wie wir für all das bezahlen. Wir drucken es in dünner Luft."

Beobachter nahmen die Einlassungen Palins mit Verwunderung zur Kenntnis, da sich Notenbanker in der Regel nicht unter politischen Druck setzen lassen.

Palin, deren Kompetenz in geldpolitischen Fragen bislang nicht erkennbar war, wandte sich mit ihrer Bernanke-Kritik nach allgemeiner Einschätzung an den erzkonservativen Tea-Party-Flügel ihrer Partei. Die Tea-Party-Bewegung gilt als große Kritikerin der US-Notenbank Fed.

Allerdings darf sich die 46-Jährige ausnahmsweise der Zustimmung aus Deutschland sicher sein: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte vor einer knappen Woche die geldpolitischen Maßnahmen der Fed ebenfalls in ungewöhlich scharfer Form kritisiert und den USA sogar den Bruch internationaler Vereinbarungen vorgeworfen.

US-Versicherer Ambac geht pleite

Die Finanzkrise fordert ein spätes Opfer: Der US-Versicherer Ambac Financial meldete Insolvenz an. Dem Unternehmen war es nicht gelungen, das nötige Geld für anstehende Zinszahlungen aufzutreiben. Die Geschäfte sollen aber erst einmal weiterlaufen, teilte der Konzern mit.

Die Aktie stürzte nachbörslich um 63 Prozent ab und notierte bei noch 19 Cent. Ambac Financial hatte bereits vor einer Woche vor diesem drastischen Schritt gewarnt.

Allerdings hatte sich der einst zweitgrößte Anleiheversicherer der Welt Hoffnung auf eine durchgeplante Insolvenz gemacht. Dabei stimmen die Gläubiger vorab einem Sanierungsplan zu, was den Neustart erleichtert. Ambac konnte sich mit seinen Geldgebern letztlich aber nicht einigen.

Ambac schuldete seinen Investoren nach eigenen Angaben zur Jahresmitte 1,6 Milliarden Dollar. Das Unternehmen spielte in der Finanzkrise eine wichtige Rolle. Es versicherte ursprünglich recht risikoarme Anleihen von Kommunen und Ländern und stand gegenüber Investoren dafür gerade, wenn ein Schuldner nicht mehr zahlen konnte.

Dann aber stieg Ambac massiv ins Geschäft mit hochriskanten Hypothekenpapieren und war daher massiv vom Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts 2007 betroffen. Zu den Kunden Ambacs gehört auch die Postbank. Sie erwartet durch die Insolvenz aber keine weiteren größeren Lasten.

Munich Re mit Gewinnschub

Das Geschäft mit großen Schadensfällen läuft wieder: Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat sich nach einem Gewinnschub im dritten Quartal ein höheres Ziel gesteckt. "Die Chancen stehen gut, dass wir ein Konzernergebnis von etwa 2,4 Milliarden Euro erreichen", sagte Finanzvorstand Jörg Schneider.

Bislang hatte die Munich Re mit mindestens zwei Milliarden Euro gerechnet. Wegen des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus dämpfte Schneider aber die Erwartungen für das kommende Jahr. 2011 sei mit einem leicht niedrigeren Konzernergebnis zu rechnen. Im dritten Quartal verdiente der Konzern unter dem Strich 764 (Vorjahr: 643) Millionen Euro.

Die gebuchten Bruttobeiträge kletterten um 10,5 Prozent auf gut 11,4 Milliarden Euro. Vom angepeilten Jahresgewinn hat die Munich Re damit in den ersten neun Monaten bereits knapp zwei Milliarden Euro eingefahren. Größter Schaden für das Unternehmen in der Rückversicherung war das Erdbeben in Neuseeland Anfang September. Es traf den Rückversicherer mit Belastungen von 230 Millionen Euro.

Die Furcht vor Inflation hat den Goldpreis auf einen neuen Rekordstand getrieben: Eine Feinunze (31,10 Gramm) kostete am Montag erstmals mehr als 1400 Dollar und stieg sogar zwischenzeitlich bis auf 1407,20 Dollar (1009,38 Euro).

Gold gilt unter Anlegern als krisenfeste Anlage, da das Edelmetall von einer Geldentwertung nicht betroffen ist.

Union streitet über Spitzensteuersatz

In der Union gibt es neue Reibereien über den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) will einen höheren Spitzensteuersatz, der CDU-Wirtschaftsflügel will ihn hingegen mit der Einführung einer Einheitssteuer (Flat Tax) senken.

Müller forderte den höheren Spitzensteuersatz, damit der Staat mehr einnimmt und beim Abbau der Schulden vorankommt. Damit könnte der Fehler korrigiert werden, den die rot-grüne Bundesregierung gemacht habe, sagte er der Frankfurter Rundschau.

Rot-Grün hatte den Steuersatz von 53 auf 42 Prozent gesenkt. "Dafür gab es keine Notwendigkeit. Konjunkturelle Effekte gab es nicht. Es wurde nur die Sparquote erhöht", sagte Müller. Für eine Steuersenkung sieht Müller jetzt "keinen Spielraum".

Die CDU-Mittelstandsvereinigung fordert dagegen eine Einheitssteuer auf Einkommen. "Der Steuersatz, der dann für alle Einkunftsarten gilt, soll zwischen 30 und 35 Prozent liegen", sagte der Ex-Grünen-Politiker Oswald Metzger, heute Vorstandsmitglied der Vereinigung, der Financial Times Deutschland. "Zur Gegenfinanzierung ist ein umfassender Subventionsabbau vorgesehen."

Im Unions- Wahlkampf 2005 hatte der Steuerrechtler Paul Kirchhof bereits für einen einheitlichen Steuersatz von 25 Prozent plädiert. Kirchhof war Bundeskanzlerin Angela Merkels Favorit für das Amt des Finanzministers, doch seine Pläne kamen bei den Wählern nicht an und kosteten die Union Stimmen.

Irland verlangt keine EU-Hilfen

Das unter Rekordschulden ächzende Irland verlangt nach den Worten von EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn kein Rettungspaket der Staatengemeinschaft. Die Aktivierung von EU-Hilfen sei nicht verlangt worden, sagte Rehn in Dublin.

Sobald die Regierung die Details ihrer Sparpläne vorlege, werde das auf die Finanzmärkte beruhigend wirken. Rehn will mit seinem zweitägigen Besuch in Dublin seine Unterstützung für die Sparbemühungen der Regierung signalisieren. Das Land hat das höchste Haushaltsdefizit in der EU.

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