Finanzen kompakt:Portugal muss draufzahlen

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Kredite werden für Portugal noch teurer: Die Ratingagentur Moody's hat das Land deutlich herabgestuft. Außerdem: Goldman, die AIG und ein Insiderskandal. Und: Lässt sich vorhersagen, wer wann ins Krankenhaus muss?

Mit Spannung blicken die Finanzmärkte auf Portugal. Das Land gibt neue Staatspapiere aus und muss wahrscheinlich deutlich höhere Zinsen zahlen als bisher. Grund ist die Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's um zwei Einheiten auf die Stufe A3. Auch eine weitere Rückstufung wird nicht ausgeschlossen.

Die Finanzmärkte bleiben von den Erklärungen des portugiesischen Premierministers Jose Socrates unbeeindruckt. (Foto: AP)

Die Ratingagentur begründete den Schritt mit den erwarteten Auswirkungen der hohen Kreditkosten für das Land. Zudem werde Portugal wohl Probleme bekommen, seine scharfen Haushaltsziele zu erreichen. An den Finanzmärkten war die Rückstufung weitgehend erwartet worden.

Dennoch trifft es das Land hart, da die Regierung in Lissabon erst am Freitag mit einer Verschärfung ihres Sparkurses um das Vertrauen der Finanzmärkte geworben hatte. Diese zeigten sich jedoch von den zusätzlichen Einschnitten unbeeindruckt. Vielmehr wuchs die Überzeugung, dass Portugal letztlich doch eine Geldspritze seiner Euro-Partner benötigt. In der vergangenen Woche musste Portugal Investoren die höchsten Zinsen seit seinem Beitritt zur Eurozone bieten, um einen Milliardenkredit zu bekommen.

Ministerpräsident Jose Socrates warf der Opposition eine Mitschuld an der Misere vor. Ihre Blockade des neuen Sparpakets könnte dafür sorgen, dass Portugal letztlich unter den Rettungsschirm schlüpfen müsse. "Nach meinem Verständnis würde die Konsequenz einer politischen Krise die finanziellen Risiken für unsere Wirtschaft verstärken und Portugal dazu bringen, um eine Intervention des Auslands zu ersuchen", sagte Socrates dem Fernsehsender SIC.

Die Staats- und Regierungschef der Euro-Zone haben am Wochenende vereinbart, den Euro-Rettungschirm EFSF zu vergrößern. Spanien, das an den Finanzmärkten ebenfalls als Wackelkandidat gilt, hatte davon am Dienstag profitiert und musste Anlegern für Staatspapiere weniger Zinsen zahlen als zuletzt.

In der Finanzkrise ging die Bank Goldman Sachs durch sämtliche Nachrichten und auch jetzt reißen die Schlagzeilen nicht ab. In New York findet ein Prozess wegen Insiderhandels statt, in den Rajat K. Gupta, ein einstmals hochrangiger Manager der Bank, verwickelt ist.

Die Staatsanwaltschaft spielte bei der Verhandlung ein Band vor, auf dem ein Telefonat zwischen Gupta und dem Fondsmanager Raj Rajaratnam aufgezeichnet ist, schreibt die New York Times. Bei dem Gespräch soll Gupta von den bevorstehenden Zukäufen von Goldman Sachs berichtet haben, die bei einer Vorstandssitzung der Bank besprochen worden seien. Darunter wären auch Erwägungen über den Kauf der Bank Wachovia und des Versicherers AIG.

Als Zeuge wurde auch Anil Kumar, ein ehemaliges Vorstandsmitglied von McKinsey vernommen, der bereits gestanden hatte, ebenfalls vertrauliche Informationen an Rajaratnam weitergegeben zu haben. Kumar habe ausgesagt, dass Rajaratnam und Gupta schon vielfach gemeinsame Geschäfte gemacht hätten, unter anderem in Form eines gemeinsamen Fonds.

Dem ehemaligen Chef des US-Hypothekenfinanzierers Freddie Mac, Richard Syron, droht möglicherweise eine Zivilklage. Syron habe von der US-Börsenaufsicht SEC ein Schreiben erhalten, in welchem Ermittlungen angekündigt werden, berichtete die New York Times. Dabei gehe es um unzureichende Information zu Hypothekenrisiken. Syrons Anwalt wies in dem Zeitungsbericht alle Beschuldigungen als unbegründet zurück.

Zuvor war bereits der frühere Chef des größeren Rivalen Fannie Mae, Daniel Mudd, von den Börsenaufsehern über ein Verfahren informiert worden.

Fannie Mae und Freddie Mac mussten in der Finanzkrise mit insgesamt rund 150 Milliarden Dollar gerettet werden. Die beiden Institute dominierten den US-Markt für Immobilienfinanzierung. Mit dem Platzen der Blase am Häusermarkt gerieten beide Unternehmen ins Straucheln und wurden unter staatliche Kontrolle gestellt.

In den USA beginnt im April ein Projekt, das Probleme im Gesundheitssektor auf eine unkonventionelle Art lösen will. Bei einem Wettbewerb soll ein Algorithmus entwickelt werden, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann, wann ein Mensch ins Krankenhaus muss, berichtet das Wall Street Journal. Der Wettbewerb soll zwei Jahre lang laufen. Als Preisgeld winken drei Millionen Dollar.

Die Teilnehmer werden mit anonymisierten Daten von Versicherten versorgt und sollen berechnen, wie viele Tage ein Patient im nächsten Jahr wahrscheinlich im Krankenhaus verbringen wird.

Ziel sei es herauszufinden, welche Menschen mit zusätzlichen Diensten, etwa dem Besuch von Krankenschwestern oder präventiven Maßnahmen, versorgt werden könnten, um Krankenhausaufenthalten vorzubeugen. Zu höheren Beitragszahlungen sollen die Berechnungen nicht führen, sagte ein Vorstand der Organisation Heritage Provider Network Inc., die das Preisgeld stiftet.

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