Finanzen kompakt:Einfach nur teuer

Lange stiegen die Preise nur marginal - doch nun hat die Teuerung ein Zwei-Jahres-Hoch erreicht. Außerdem: Allianz-Lebensversicherungen werfen weniger ab. Das Wichtigste in Kürze.

Vor allem steigende Preise für Energie und Nahrungsmittel haben die Inflation in Deutschland im November auf den höchsten Stand seit zwei Jahren getrieben. Die Jahresteuerungsrate kletterte auf 1,5 Prozent - nachdem sie in den beiden Vormonaten bei 1,3 Prozent gelegen hatte.

Finanzen kompakt: Preisanstiege bei Obst und Gemüse und den meisten anderen Lebensmitteln sowie höhere Energiekosten haben dafür gesorgt, dass die Inflation in Deutschland wieder steigt.

Preisanstiege bei Obst und Gemüse und den meisten anderen Lebensmitteln sowie höhere Energiekosten haben dafür gesorgt, dass die Inflation in Deutschland wieder steigt. 

(Foto: AP)

Damit bestätigte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden seine erste Schätzung von Ende November. Eine höhere Inflationsrate wurde zuletzt im Oktober 2008 mit 2,4 Prozent ermittelt.

"Wie in den Vormonaten wurde die Inflationsrate maßgeblich durch die Preisentwicklungen bei Energie und Nahrungsmitteln geprägt", schrieben die Statistiker. Heizöl kostete etwa ein Fünftel mehr als vor einem Jahr, Kraftstoffe verteuerten sich um sieben Prozent. Auch für viele Nahrungsmittel mussten die Verbraucher tiefer in die Taschen greifen: Obst und Gemüse kosteten spürbar mehr als vor zwölf Monaten, Speisefette wie Butter oder Öl verteuerten sich um 5,1 Prozent. Günstiger wurden dagegen Süßwaren.

Verglichen mit Oktober lag die Teuerung bei 0,1 Prozent. Auch hier schlugen Heizöl und andere Energieträger sowie Lebensmittel stärker zu Buche. Experten gehen davon aus, dass der Preisdruck in den nächsten Monaten weiter zunehmen dürfte.

Noch liegt die Inflationsrate deutlich unter zwei Prozent und damit unter dem Wert, bei dem die Europäische Zentralbank (EZB) Preisstabilität gewährleistet sieht. Doch die Statistiker erwarten, dass die Teuerung 2011 nur noch knapp unter der Marke liegen wird, bei der die Währungshüter Alarm schlagen.

Lehman-Überweisung: KfW hält sich schadlos - ein bisschen

In der Aufarbeitung ihrer peinlichen Millionenüberweisung an die US-Pleitebank Lehman Brothers ist die KfW-Bankengruppe einen Schritt weiter gekommen: Mehr als zwei Jahre nach dem blamablen Vorgang hat sich die Frankfurter Staatsbank mit einem ehemaligen Vorstandsmitglied geeinigt, das in die Causa involviert war.

KfW forderte keinen Schadenersatz wegen Lehman-Ueberweisung

Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat sich mit ihrem Ex-Vorstandsmitglieder Detlef Leinberger auf einen Schadenersatz geeinigt.

(Foto: ddp)

Der für die Pannen-Überweisung in Höhe von 320 Millionen Euro mitverantwortliche Vorstand Detlef Leinberger erhält keine Abfindung und verzichtet auf Teile seiner vertraglichen Gehalts- und Versorgungsansprüche, um einen Ausgleich auf den entstandenen Schaden zu leisten, teilte die KfW im Anschluss an eine Verwaltungsratsitzung mit.

Er habe damit jedoch nicht eingeräumt, den Schaden verursacht zu haben. Die KfW hatte am Morgen des 15. September 2008 in einem Devisengeschäft knapp 320 Millionen Euro an Lehman überwiesen, obwohl die US-Investmentbank bereits in die Insolvenz gerutscht war. Das Geld ging in der Insolvenzmasse auf. Das Frankfurter Finanzinstitut war daraufhin als "dümmste Bank Deutschlands" verspottet worden.

Der KfW-Verwaltungsrat aus Bund und Ländern hatte deshalb zwei Vorstandsmitglieder entlassen - Leinberger und seinen Kollegen Peter Fleischer, mit dem noch keine Einigung erzielt werden konnte. Über dessen Vergütungsansprüche streitet die Bank weiter vor dem Landgericht Frankfurt am Main.

In erster Instanz hatten Gerichte den beiden Entlassenen Gehaltsnachzahlungen und Prämien in jeweils sechsstelliger Höhe zugesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte im September strafrechtliche Untreue-Ermittlungen gegen den damaligen fünfköpfigen Bankvorstand und einen Bereichsleiter eingestellt.

US-Fiskus plant Börsengang für AIG

Nach dem erfolgreichen Börsengang des wiederbelebten GM-Konzerns will der amerikanische Fiskus mit den Anteilen eines weiteren Ex-Pleitekandidaten Kasse machen: Das US-Finanzministerium ist entschlossen, mit einer milliardenschweren Aktienplatzierung seinen Anteil an dem in der Finanzkrise fast kollabierten US-Versicherer AIG deutlich zu verringern.

Der Verkauf der Anteilsscheine sei für die erste Jahreshälfte 2011 geplant, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Die amerikanische Regierung könnte mit dem Schritt ihre Beteiligung an AIG um 20 Prozentpunkte auf etwa 70 Prozent reduzieren. Derzeit hält der Staat rund 80 Prozent an dem einst weltgrößten Versicherer. Über eine komplizierte Umstrukturierung soll dieser Anteil bis Jahresende schrittweise noch auf 92,1 Prozent erhöht werden.

Die Platzierung könnte ein Volumen zwischen zehn und 15 Milliarden Dollar erreichen und damit zu den größten aller Zeit zählen. AIG wurde während der Finanzkrise mit Steuergeldern in Höhe von 182 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch bewahrt.

Die AIG-Aktien könnten bereits im März am Markt platziert werden, hieß es weiter aus den Kreisen. Das Finanzministerium wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. Ein AIG-Sprecher sagte, dass AIG auf eine Aktienplatzierung im Frühjahr hoffe.

Derzeit kämpft AIG mit etlichen Problemen: Belastet von verlustreichen Verkäufen und Abschreibungen auf Firmenwerte und Steuerposten hatte der einstmals größte Versicherer der Welt im dritten Quartal einen Verlust von 2,4 Milliarden Dollar verzeichnet. Der US-Konzern ist derzeit dabei, seine Schulden stufenweise zurückzuzahlen. Dafür bringt er sein Tafelsilber unter die Leute.

Unterdessen gab AIG bekannt, eine neue Sanierungsvereinbarung unterzeichnet zu haben. Danach darf der Versicherer bis August 2011 Aktien im Volumen von mindestens drei Milliarden Dollar platzieren. Dazu könnten mit Genehmigung des Finanzministeriums weitere vier Milliarden Dollar kommen. Die AIG-Aktie wurde im späten US-Börsengeschäft am Mittwoch vom Handel ausgesetzt.

Ein gutes Ende hatte zu Beginn der Woche die Rettung der Großbank Citigroup genommen. Unter dem Strich brachte die Hilfsaktion dem amerikanischen Steuerzahler sogar einen Gewinn von zwölf Milliarden Dollar. Die Regierung hatte am Montag ihre letzten Aktien an dem Institut zu 4,35 Dollar je Anteilsschein verkauft. In den Jahren 2008 und 2009 hatte Washington insgesamt 45 Milliarden Dollar in das Unternehmen hineingepumpt.

Allianz senkt Verzinsung für Lebensversicherungen

Für Sparer wird es immer schwieriger, nennenswerte Renditen auf angelegte Gelder zu bekommen. Während die Zinsen auf dem Sparbuch kaum noch die Inflation ausgleichen werfen die Versicherungen des Branchenführers Allianz im kommenden Jahr erneut weniger Rendite ab. Denn Deutschlands größter Versicherer wird die laufende Verzinsung von derzeit 4,3 Prozent auf 4,1 Prozent absenken, wie er mitteilte. Schon im Vorjahr war die Verzinsung um 0,2 Prozentpunkte heruntergefahren worden.

Werden alle Rendite-Bestandteile hinzugerechnet, die für die Gesamtverzinsung eines Vertrages am Ende der Laufzeit entscheidend sind, sinkt die Rendite demnach 2011 unter dem Strich von 4,95 Prozent auf 4,7 Prozent.

Die laufende Verzinsung einer Lebensversicherung besteht aus zwei Bestandteilen: dem Garantiezins, der auch Rechnungszins genannt wird und aus dem Überschussanteil. Der Garantiezins wird laufend staatlich festgelegt und darf von den Versicherern grundsätzlich nicht unterschritten werden. Derzeit liegt er bei 2,25 Prozent, Ende der neunziger Jahre hatte er noch bei 4,0 Prozent rangiert.

Der zweite wichtige Block der Verzinsung ist die laufende Überschussbeteiligung. Je besser eine Versicherung das Geld ihrer Kunden anlegt, desto mehr Überschüsse über den Garantiezins hinaus erwirtschaftet sie und kann sie am Ende auch auszahlen.

Allerdings befinden sich die Zinsen vor allem für sichere Papiere wie Bundesanleihen und Pfandbriefe, die von den Versicherungen mit dem Geld ihrer Kunden vorwiegend gekauft werden, seit Ausbruch der Finanzkrise auf sehr niedrigem Niveau. "Mit der Anpassung der laufenden Verzinsung der Verträge tragen wir dem historischen Zinstief Rechnung", teilte die Allianz mit.

Die Nachricht ist für Sparer in ganz Deutschland relevant, denn derzeit unterhält die Allianz nach eigenen Angaben circa 11,4 Millionen Verträge und auch andere Versicherer mussten bereits eine niedrigere Verzinsung für das kommende Jahr ankündigen.

Seit den neunziger Jahren ist das Zinsniveau der Versicherungen deutlich gesunken. Im Jahr 1998 hatten die Verträge der Allianz noch eine laufende Verzinsung von 7,5 Prozent. Damals war die Inflation in der Regel auch noch höher.

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