Süddeutsche Zeitung

Finanzen kompakt:Krise? Nicht beim Chef von AIG!

Bis zu 10,5 Millionen Dollar pro Jahr: Der neue AIG-Chef verdient fürstlich: Außerdem: Die Krisenbank CIT feiert neugewonnene finanzielle Spielräume.

Der neue Chef des vom Staat vor dem Zusammenbruch geretteten Versicherungskonzerns AIG wird jährlich sieben Millionen Dollar verdienen. Robert Benmosche würden davon drei Millionen Dollar in bar ausbezahlt, hieß es am Montag in einem Schreiben des Instituts an die Aufsichtsbehörden. Die restliche Summe erhalte Benmosche in Form eines Aktienpakets.

Zudem erhalte er Anspruch auf Boni in Höhe von bis zu 3,5 Millionen Dollar. Der Sonderbeauftragte der US-Regierung für die Kontrolle von Managergehältern, Kenneth Feinberg, habe den geplanten Zahlungen zugestimmt, hieß es weiter. Benmosche trat sein Amt am 10. August an, sorgte allerdings für Erstaunen, dass er zunächst in Urlaub nach Kroatien fuhr. AIG zufolge sollen die Boni für das laufende Jahr angeglichen werden.

Feinberg kündigte kurz zuvor an, entschlossen gegen überzogene Boni bei Unternehmen vorgehen, die vom amerikanischen Steuerzahler mit Milliarden gestützt wurden. Der Staat hatte AIG mit insgesamt rund 180 Milliarden Dollar vor dem Kollaps bewahrt.

Schweiz plant Ausstieg bei UBS

Die Schweiz will offenbar schon bald ihr Engagement bei der Großbank UBS offenbar schon bald beenden.

Wie die Onlineausgabe der Zeitung Blick berichtete, plant die Eidgenossenschaft gleichzeitig mit den Eckwerten des UBS-Vergleichs mit den USA ihren Ausstieg bei der Großbank bekannt zu geben. Dies solle noch diese Woche geschehen.

Gemäß den Informationen von Blick verkauft der Bund seine UBS-Beteiligung dabei nicht über die Börse. Stattdessen habe man sich mit mehreren Großinvestoren geeinigt. Diese sollen das Aktienpaket, aufgeteilt in mehrere Tranchen, zu fest vereinbarten Preisen übernehmen.

Dadurch werde verhindert, dass der Aktienkurs unter Druck komme. Weder die Schweizer Regierung noch die Bank selbst äußert sich zu den Plänen.

Die Frage, ob der Staat bei der krisengeplagten Bank aussteigen soll, ist hochpolitisch. Das bürgerliche Lager will die Staatsbeteiligung so schnell wie möglich loswerden, damit die Manager wieder völlig frei schalten und walten können. Die Linke dagegen möchte genau das nicht. Die Entscheidung fällt im Bundesrat. Bundespräsident Hans-Rudolf Merz hat bereits mehrfach betont, dass er das Engagement des Staates bei der UBS so schnell wie möglich beenden möchte.

In letzter Minute: CIT wendet Insolvenz vorerst ab

Der ums Überleben kämpfende US-Finanzierer CIT hat sich weiteren finanziellen Spielraum verschafft und damit erneut die drohende Insolvenz in letzter Minute abwenden können. Knapp 60 Prozent der Gläubiger hätten das Umtauschangebot einer Anleihe über eine Milliarde Dollar angenommen, teilte CIT mit.

Bereits Mitte Juli hatten Gläubiger dem hoch verschuldeten Unternehmen mit einem Notkredit über drei Milliarden Dollar aus der Patsche geholfen. CIT teilte mit, noch mehr Barmittel heben zu müssen durch den Verkauf von Unternehmensteilen. Außerdem müsste die Fälligkeit von Darlehen nach hinten verschoben werden. Medienberichten zufolge sind weitere 1,7 Milliarden Dollar zum Jahresende fällig und 2010 noch einmal acht Milliarden Dollar.

Der Finanzierer war durch Fehlspekulationen ins Straucheln geraten. CIT belasten auch die steigenden Zahlungsausfälle und Pleiten von Firmenkunden. Die Mittelstandsbank wies deshalb für das zweite Quartal einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar aus - dies entspricht 4,30 Dollar je Aktie.

Die nächste große Hürde muss CIT spätestens am 1. Oktober nehmen. Dann muss der Gläubigerausschuss dem Sanierungsplan des Unternehmens zustimmen. Sollte das Ansinnen scheitern, droht erneut die Insolvenz.

Ein Zusammenbruch von CIT wäre die größte Pleite einer US-Bank seit dem Aus der Investmentbank Lehman Brothers im vergangenen Jahr. Der Finanzierer versorgt rund eine Million US-Unternehmen mit Krediten, ist aber auch groß im Geschäft mit dem Leasing und der Finanzierung von Flugzeugen und Güterwaggons.

Ex-Credit-Suisse-Banker verurteilt

Ein US-Gericht hat einen ehemaligen Broker der Schweizer Großbank Credit Suisse für schuldig befunden, Anleger beim Verkauf umstrittener ARS-Anleihen betrogen zu haben.

Eric Butler und einem seiner Kollegen wurde vorgeworfen, die riskanten Wertpapiere gekauft und Anleger über die Sicherheit der Papiere getäuscht zu haben. Laut Staatsanwaltschaft führte dies zu einem Schaden von knapp einer Milliarde Dollar. Die Kunden seien durch die falschen Darstellungen Butlers Risiken ausgesetzt gewesen, von denen sie nichts gewusst hätten, sagte Staatsanwalt Benton Campbell. Dem 36-Jährigen drohen nun 45 Jahre Gefängnis. Der Strafprozess ist einer der ersten in Folge der Finanzkrise.

Einstweilige Verfügung gegen Ampel

Die Verbraucherzentrale in Hamburg darf Lebens- und Rentenversicherungen nicht mehr als ungeeignet für die Altersvorsorge bezeichnen. Das Landgericht Berlin hat am 13. August einer einstweiligen Verfügung des Versicherungsunternehmens Debeka stattgegeben, wie eine Sprecherin des Gerichts mitteilte.

Die Klage richtet sich gegen eine Broschüre der Verbraucherzentrale, in der mit Hilfe einer Ampelwertung eingeschätzt werden sollte, ob sich bestimmte Geldanlagen auch zur Altersvorsorge eigneten.

Gegen die Vorwürfe der Versicherung wehrt sich Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg: "Das ist eine relativ harmlose Broschüre. Es wurde darin kein einziger Versicherer mit Namen genannt", sagte Castello.

Es habe verschiedene Kategorien gegeben, wie etwa Sicherheit der Anlage, Rendite oder Liquidität. Versicherungsprodukte wurden in diesen Kategorien mit rot für nicht empfehlenswert, gelb für riskant und grün für unbedenklich eingestuft.

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