Finanzen kompakt:Die neue Schuldenfalle

Die Zahl der Privatinsolvenzen nimmt zu - unter anderem wegen der Niedriglöhne. Außerdem: Die UBS, größte Bank der Schweiz, macht erstmals seit drei Jahren wieder einen Gewinn.

Niedriglöhne lassen das Risiko einer Überschuldung für die betroffenen Arbeitnehmer in Deutschland der Auskunftei Creditreform zufolge steigen. In der Bundesrepublik sei bereits jeder zehnte Erwachsene überschuldet, sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl.

Überschuldung privater Personen und Verbraucherinsolvenzen

Die Überschuldung privater Personen und die daraus resultierenden Privatinsolvenzen nehmen zu.

(Foto: dpa)

Trotz der moderaten Entwicklung der Arbeitslosigkeit sei keine Entspannung in Sicht, denn viele Erwerbstätige seien im Niedriglohnbereich tätig. Auch gebe es zu wenige Schuldnerberatungen. 2010 sei die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland insgesamt um 7,6 Prozent auf 139.800 Fälle gestiegen. Für 2011 sei damit zu rechnen, dass eine ähnliche Zahl von Verbrauchern in die Überschuldung abgleite.

Bei den Unternehmen zeichnet sich dagegen im laufenden Jahr dank des Aufschwungs eine weitere Entspannung ab: Für 2011 rechnet die Creditreform mit rund 29.000 Firmenpleiten nach 32.100 im Vorjahr. "Deutschland hat sich gegen die Krise gestemmt", sagte Rödl. Auch für die Länder Westeuropas insgesamt erwartet die Auskunftei 2011 einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen. In den 15 westeuropäischen EU-Ländern sowie der Schweiz und Norwegen wurden 2010 rund 175.000 Firmenkonkurse registriert - 1,4 Prozent weniger als noch im Jahr 2009.

UBS: Die Gewinne des Verlierers

Die Schweizer Großbank UBS hat 2010 zum ersten Mal seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Der Gewinn betrug 7,2 Milliarden Schweizer Franken, teilte die Bank mit. Das entspricht rund 5,5 Milliarden Euro. Zwischen 2007 und 2009 hatte die UBS Verluste in Höhe von 30 Milliarden Franken gemacht. Sie zählt damit zu den größten Verlierern der Finanzkrise.

Das Investmentgeschäft konnte zur guten Leistung im vierten Quartal nur einen geringen Beitrag von 75 Millionen Franken beitragen. Im dritten Quartal hatte es hier noch ein Minus von 406 Millionen Franken gegeben. Die Sparte sieht sich aufgrund der weltwirtschaftlichen Lage schwankungsanfälligen Märkten ausgesetzt. Die Höhe des verwalteten Kundenvermögens ging von 2,18 Billionen auf 2,15 Billionen Franken zurück.

Weiter gab die Bank bekannt, dass der Pool für Bonuszahlungen um zehn Prozent auf 4,3 Milliarden Franken reduziert worden sei und die Boni - gemäß der neuen Anforderungen der Finanzmarktaufsicht (Finma) - zu über einem Drittel erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgerichtet werden. Die tatsächliche Höhe der Boni hängt damit auch noch von der Entwicklung des Aktienkurses der UBS ab.

Eine Dividende werde es für das vergangene Jahr aber nicht geben. Die UBS will das Geld zusammenhalten, um absehbare schärfere Eigenkapitalanforderungen ohne Kapitalerhöhung erfüllen zu können. Der Lokalrivale Credit Suisse wird dagegen eine Dividende von schätzungsweise 1,50 Franken pro Aktie ausschütten.

Wider die Exzesse

Die USA wollen Boni-Exzessen der Banker einen Riegel vorschieben. Am Montag billigte die staatliche Einlagensicherung FDIC eine neue Regelung, nach der größere Finanzfirmen einen Teil der leistungsabhängigen Vergütung einige Jahre zurückhalten müssen.

Ziel ist es, den Bankern das risikoreiche Streben nach hohen Gewinnen binnen kürzester Zeit auszutreiben. "Einer der Gründe für den Crash des Finanzsystems war ohne Frage das Missverhältnis zwischen Risiko und Entlohnung", sagte FDIC-Verwaltungsratsmitglied Thomas Curry in einer öffentlichen Anhörung.

Trotz des Beinahe-Zusammenbruchs des Finanzsystems in den Jahren 2008 und 2009 hatten viele Banker weiter üppige Boni kassiert. Das sorgte für öffentliche Aufregung und mündete in den USA in der Finanzmarktreform. Die Bonusregelung ist Teil des von US-Präsident Barack Obama angestoßenen Gesetzespakets. Nach der FDIC müssen aber noch sechs weitere Behörden den Einschränkungen bei der Vergütung zustimmen, darunter die Börsenaufsicht SEC und die Notenbank Fed.

Die FDIC-Vorsitzende Sheila Bair rechnet damit, dass das Okay binnen weniger Wochen kommt, und die Regelung dann in Kraft tritt. "Ich stehe voll dahinter", sagte sie. Die Einschränkungen betreffen nur Finanzfirmen mit Vermögenswerten von 1 Milliarde Dollar und mehr. Das betrifft in den USA rund 630 größere Regionalbanken sowie landesweit agierende Finanzkonzerne. Nach der Regelung muss mindestens die Hälfte der Boni zurückgehalten werden.

Die Topmanager bekommen das Geld frühestens nach drei Jahren ausgezahlt und dann auch nur, wenn das Unternehmen finanziell solide dasteht. In Finanzkonzernen mit Vermögenswerten von mehr als 50 Milliarden Dollar fallen auch ausgesuchte Spitzenmanager der unteren Ebenen unter die Regelung.

Etwa 35 Banken in den USA sind derart groß, dass ihr Umkippen das gesamte System durchrütteln würde. Die ersten Großbanken haben bereits vorsorglich reagiert. So bekommt der Chef der Investmentbank Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, seinen Bonus für das Jahr 2010 in Aktien, die er nicht vor 2016 verkaufen darf.

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