Finanzen kompakt:Guru auf Bewährung

Der ehemalige Börsenberater Markus Frick ist wegen Marktmanipulation zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Außerdem: Axel Weber kritisiert den Ankauf von Staatspapieren. Das Wichtigste in Kürze.

Der ehemalige Börsenberater Markus Frick ist wegen Marktmanipulation zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach ihn schuldig, sich durch seine Empfehlungen persönliche Vorteile verschafft zu haben.

(Service-Bild) Fallende Kurse: Markus Frick warnt vor Börsen-Einstieg

Der ehemalige Börsenberater Markus Frick ist zu einer Strafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

(Foto: ddp)

So verschickte Frick zwischen September 2005 und Juni 2007 per E-Mail Börsenbriefe, in denen er Anlegern Aktien ans Herz legte, die er selber besaß. Diese privaten wirtschaftlichen Interessen hatte er seinen Klienten verheimlicht.

Rund 20.000 Kleinanleger hatten Aktien im Wert von 760 Millionen Euro gekauft. Viele erlitten große Verluste. Frick zahlte 4,6 Millionen Euro Schadensersatz. Die Staatsanwaltschaft hatte auf drei Jahre Haft plädiert. Frick hatte in dem Verfahren selbst Fehler eingeräumt, eine kriminelle Energie aber abgestritten.

Axel Weber kritisiert Bonds-Kauf

Der scheidende Bundesbankpräsident Axel Weber hat den Kauf von Staatsanleihen aus Euro-Ländern durch die Europäische Zentralbank (EZB) heftig kritisiert. Durch Bondkäufe könnte die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik leiden, sagte Weber.

Der Bundesbanker hat das Programm von Beginn an kritisiert, da es aus seiner Sicht erhebliche stabilitätspolitische Risiken birgt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat jedoch betont, dass Webers Ansicht nicht die Meinung des Notenbank-Rats widerspiegele, dessen Mitglied der Bundesbank-Chef ist.

Kritik übte Weber zudem an der Geld-Versorgung der Geschäftsbanken. Eine Rundumversorgung durch die EZB für Banken ohne ein nachhaltiges Geschäftsmodell könne keine langfristige Lösung sein. Geldpolitik könne es nicht ersetzen, die Bilanzen wieder ins Lot zu bringen.

Julius Bär erkauft sich weiße Weste

Bloß keinen Imageschaden riskieren: Die Schweizer Bank Julius Bär hat sich mit den deutschen Behörden auf die Zahlung von 50 Millionen Euro geeinigt und vermeidet so ein mögliches Verfahren wegen Kundenvermögen, das nicht versteuert gewesen sein soll. Eine Daten-CD und Selbstanzeigen deutscher Kunden hatten zu Ermittlungen gegen die Bank und ihre Mitarbeiter geführt.

"Wir haben uns mit den Behörden geeinigt, um langwierige und, wie wir glauben, mühsame Ermittlungen zu vermeiden," sagte Julius-Bär-Chef Boris Collardi. Deutschland sei für die Bank einer der wichtigsten Auslandsmärkte. Mit der Übereinkunft erkenne die Bank aber lediglich ein "geringfügig schuldhaftes Verhalten" an.

Julius Bär ist das größte ausschließlich auf Vermögensverwaltung spezialisierte Geldinstitut der Schweiz. Derzeit verwaltet die Bank Kundenvermögen im Wert von rund 267 Milliarden Schweizer Franken. Die Strafzahlung werde das Ergebnis im ersten Halbjahr 2011 netto mit rund 39 Mio Euro belasten, sagte Collardi.

SPD und Grüne empört über Merz-Gehalt

5000 Euro für jeden Tag Arbeit: SPD und Grüne sind empört über das Gehalt, das Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz für die Rettung der WestLB erhält: "Viel Geld für null Erfolg", sagte Christine Scheel, Finanzpolitikerin der Grünen-Bundestagsfraktion, den Ruhr Nachrichten. Die Ergebnisse der Merz-Mission zum Verkauf der Bank und dessen persönlicher Lohn stünden in keinem Verhältnis. "Es ist eine Unverschämtheit, die Lage der Bank so auszunutzen", sagte Scheel.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles forderte, Merz als WestLB-Retter abzusetzen. "Die neue Landesregierung wäre gut beraten, jemand anderen zu beauftragen", sagte Nahles.

Die Aufgabe von Friedrich Merz besteht darin, einen Käufer für die marode West-LB zu finden. Diese war in Folge der Finanzkrise in Schieflage geraten und musste im vergangenen Jahr vom Stabilisierungsfonds Soffin mit einer Einlage von drei Milliarden Euro gestützt werden. Die Bank gehört dem Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen und den dortigen Sparkassen.

Nyse zahlt Sonderdividende

Die Nyse Euronext müht sich nach Kräften, dass die Fusion mit der Deutschen Börse klappt. Nach Informationen des Wall Street Journals erwägt die Börse nun, eine Sonderdividende auszuschütten, um ihre Aktionäre für das Vorhaben zu gewinnen. Denn es steht ein Gegenangebot der Technologiebörse Nasdaq im Raum. Die Dividende würde, wenn sie denn kommt, kurz vor dem geplanten Zusammenschluss am Jahresende ausgeschüttet.

Der Verwaltungsrat der Nyse Euronext hatte sich bereits ohne Wenn und Aber hinter die Fusion mit den Frankfurtern gestellt und der Nasdaq einen Korb gegeben. Über die Zukunft des traditionsreichen Handelsplatzes entscheiden letztlich aber die Nyse-Aktionäre. Ihnen verspricht die Nasdaq ein höheres Angebot.

Für die Nyse wäre es eine Schmach, von der kleineren und viel jüngeren Nasdaq kontrolliert zu werden. Die Fusion mit der Deutschen Börse liefe auf Augenhöhe ab, wie die Partner nicht müde werden zu betonen. Die Aktionäre der gewichtigeren Deutschen Börse bekommen den Plänen zufolge zwar 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen. Doch der Chefposten geht nach New York.

Mutmaßlicher Millionen-Betrüger gesteht teilweise

Er wollte ein erfolgreicher Fonds-Manager sein - dieses Ziel hat Helmut Kiener deutlich verfehlt. Der mutmaßliche Millionenbetrüger hat nun vor Gericht gestanden, Kleinanleger und Banken über die Entwicklung seiner Anlageprodukte belogen zu haben. So habe er einen Teil seiner Abrechnungen und Kontoauszüge manipuliert, um die Verluste seiner Fonds zu verschleiern.

"Nachdem ich einmal damit durchkam, schliff sich dieses unsägliche Vorgehen ein", sagte Kiener. "Das bereue ich bitter. Ich hatte einfach nicht den Mut, nach den Verlusten das Geschäft aufzugeben und die Fonds abzuwickeln." Der psychische Druck sei enorm gewesen, deshalb habe er Abrechnungen gefälscht. Er habe auch Angst gehabt, dann im großen Stil verklagt zu werden.

Kiener werden 35 Fälle des Betrugs, 86-fache Urkundenfälschung sowie Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Mit seinem mutmaßlichen Komplizen soll er fast 5000 Kleinanleger und Großbanken um 345 Millionen Euro gebracht haben.

Die Taten sind laut Kiener dadurch begünstigt worden, dass die Banken bei der Überprüfung der Investments wenig Sorgfalt walten ließen.

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