Finanzen kompakt:Griechenland und die Krux mit der Bonität

Griechenland droht eine weitere Bonitätssenkung, der IWF gibt sich trotz Schuldenkrise unbesorgt und ein Eid soll Banker zu mehr Ethik verpflichten. Das Wichtigste in Kürze.

Die Ratingagentur Moody's erwägt eine Herabstufung der Bonität des schuldengeplagten Griechenlands. Man sorge sich, ob Griechenland seine Schulden auf ein "nachhaltiges Niveau" senken könne, teilte Moody's mit. Zudem sei es im Jahr 2010 zu weiteren Einnahmeausfällen gekommen. Man sehe aus politischen und verwaltungstechnischen Gründen Umsetzungsrisiken für die Sparmaßnahmen. Derzeit bewertet Moody's griechische Staatsanleihen mit der Bonitäts-Note "BA1". Damit befindet sich das Rating bereits auf Ramschniveau.

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Griechenlands Banken-Rating wird möglicherweise weiter herabgestuft.

(Foto: dpa)

Moody's würdigte zwar den "bedeutsamen Fortschritt" bei der Umsetzung einer sehr weitgehenden haushaltspolitischen Konsolidierung. Sollte sich aber das Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht stabilisieren, seien Herabstufungen von mehreren Noten denkbar. Zudem könnte die Hilfe durch die EU nach dem Jahr 2013 geringer ausfallen als bisher angenommen. Griechenland befindet sich derzeitig in einem gemeinsamen Hilfsprogramm von Eurozone und Internationalem Währungsfonds.

IWF zeigt sich gegenüber der Schuldenkrise unbesorgt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) verfügt nach eigenen Angaben trotz der europäischen Schuldenkrise über ausreichende Finanzressourcen. "Wir denken, dass unsere Liquiditätslage ausreicht, um jeglichen Bedürfnissen zu entsprechen", sagte IWF-Sprecherin Caroline Atkinson. Der IWF ist mit einer Summe von bis zu 250 Milliarden Euro am 750 Milliarden Euro schweren Euro-Schutzschirm zur Unterstützung von Euro-Ländern in finanzieller Notlage beteiligt.

Sorgen über die Finanzlage hoch verschuldeter Länder wie Spanien, Portugal und Italien haben zu Forderungen nach einer Aufstockung geführt, einschließlich des IWF-Anteils. Atkinson gab sich zuversichtlich, dass dies nicht nötig sei, und verwies auf Pläne in der EU nach einem eigenen Rettungsmechanismus, der den 750-Milliarden-Euro-Kreditrahmen im Jahr 2013 ablösen soll. "Wir denken, dass die Europäer selbst diesem umfassenden Plan verpflichtet sind und dass es sich um eine handhabbare Situation handelt", erklärte Atkinson.

Der Euro ist nach Einschätzung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn trotz der europäischen Schuldenkrise nicht in Gefahr. "Der Euro ist eine starke Währung, die sich in den vergangenen zehn Jahren sogar besser entwickelt hat als die Deutsche Mark im vorherigen Jahrzehnt", sagte Strauss-Kahn. Natürlich gebe es in der Eurozone Probleme mit Blick auf das Wirtschaftswachstum oder die Arbeitslosigkeit. Dies bedeute aber nicht, dass der Euro in seiner Existenz bedroht sei. Ohne die europäische Gemeinschaftswährung würde die Eurozone schlechter dastehen.

Die Konjunkturerholung in Europa sei verhalten, fügte der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) hinzu. Asien und Südamerika entwickeln sich hingegen gut. Die Aussichten für die US-Wirtschaft seien "sehr unsicher". Strauss-Kahn geht davon aus, dass das irische Rettungspaket funktionieren werde. Das krisengeschüttelte Land erhält von der EU und dem IWF Unterstützung in Höhe von 85 Milliarden Euro - unter anderem zur Sanierung seines angeschlagenen Bankensektors. Er forderte zudem die Europäer auf, weitreichende Lösungen zur Bekämpfung der Schuldenkrise vorzulegen. Er sei zuversichtlich, dass die Ressourcen in Europa vorhanden sein. Es werde aber ein langer Prozess werden.

Ethik-Eid für Banker

Der frühere Top-Manager der weltgrößten Privatbank HSBC, Stephen Green, macht sich für einen Ethik-Eid für Banker stark. Bei seiner Weltethos-Rede in Tübingen lobte der britische Finanzexperte die amerikanische Elite-Universität Harvard. Dort müssten Betriebswirtschaft-Absolventen seit diesem Jahr einen Eid ablegen und sich zu ethischem Handeln als Unternehmer verpflichten.

"Es ist eine sehr wichtige Maßnahme, dass sie die weitreichenden Konsequenzen ihres Handelns bedenken", sagte Green. Wirtschaftsstudenten gab der frühere Manager mit auf den Weg, nicht nur Mathematik, sondern auch Geschichte, Literatur und Philosophie zu studieren. Im nächsten Jahr soll Green als Handelsminister in die britische Regierung wechseln.

Irlands Bonität sinkt immer weiter

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Irlands um gleich fünf Noten reduziert. Irland bekomme jetzt nur noch die Note "Baa1", nachdem die Insel zuvor noch "Aa2" erhalten habe, teilte Moody's mit. Gleichzeitig warnte Moody's vor einer weiteren Herabstufung, falls das Land seine Schuldenentwicklung nicht auf absehbare Zeit unter Kontrolle bringe. Die Note "Baa1" liegt noch zwei Noten über dem Ramschniveau.

Moody's begründete die Herabstufungen mit den Kosten der Bankenrettung, der gestiegenen Unsicherheit über den wirtschaftlichen Ausblick des Landes und dem Rückgang der Finanzstärke der Regierung. Der Ausblick bleibe negativ. Die Unsicherheit mit Blick auf die irische Wirtschaft resultiere aus dem anhaltend starken Abwärtstrend des Finanz- und des Immobiliensektors.

Zudem gingen die Kredite an den privaten Sektor weiter zurück. Bereits in der vergangenen Woche hatte Fitch dem Land das A-Rating aberkannt. Fitch senkte die Bewertung von "A+" auf "BBB+". Moody's hatte in den vergangenen Tagen auch Spanien und Griechenland eine Herabstufung ihrer Ratings angedroht.

Die Fed will die Gebühren von Kreditkartenanbietern einschränken

Die US-Notenbank Fed will die Gebühren von Kreditkartenanbietern kappen. Wie aus einem Entwurf hervorgeht, sollen US-Banken und andere Kreditkartenanbieter von Einzelhändlern künftig nur noch Gebühren von maximal zwölf Cent pro Transaktion verlangen können. Nach Veröffentlichung dieses Vorschlags begaben sich die Aktien von Visa und MasterCard auf Talfahrt. Sie gaben mehr als zwölf beziehungsweise mehr als zehn Prozent nach.

Die Anbieter von Kreditkarten erhalten jedes Mal ein Entgelt von einem Händler, wenn ein Kunde bei diesem mit einer Kreditkarte zahlt. Jährlich addieren sich diese Gebühren auf insgesamt mehr als 20 Milliarden Dollar. Die Begrenzung dieser Zahlungen ist Teil der weitläufigen Finanzmarktreform in den USA.

Insiderhandel bei Hedgfonds

In den USA haben die Ermittlungen wegen Insiderhandels bei Hedgefonds zu einer ersten Festnahme geführt. Dem Chef eines Experten-Netzwerkes wird vorgeworfen, Führungskräfte von Unternehmen dazu verleitet zu haben, Informationen an Hedgefonds weiterzugeben. Der festgenommene Don Chu und seine in Kalifornien ansässige Firma Primary Global Research sollen demnach unter anderem von den Firmen Atheros Communications, Broadcom und Sierra Wireless in den Jahren 2008 und 2009 Hinweise erhalten haben und diese an Hegdefonds verkauft haben.

Laut der Strafanzeige können solche Netzwerk-Firmen mit ihren Tipps mehrere hundert Dollar in der Stunde verdienen. Die Bezahlung soll beispielsweise über bestimmte Provisionen erfolgt sein. Erst am Montag hatte die US-Bundespolizei FBI Büros von drei Hedgefonds in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Insiderhandels durchsucht. Zwei der Fonds werden von früheren Managern der Firma SAC Capital geführt. Es handelt sich um die Fonds Diamondback Capital Management und Level Global Investors.

Chu konnte durch die Zeugenaussage eines Fondsmanagers in einem anderen Fall von Insiderhandel belangt werden. Beschuldigt wird der Milliardär Raj Rajaratnam, der als reichster Mann Sri Lankas gilt. Ein New Yorker Gericht entschied, dass bestimmtes hochbelastendes Material gegen Rajaratnam verwendet werden darf. Dabei geht es um Handy-Telefonate. Der Angeklagte hatte beantragt, dass diese nicht in dem am 17. Januar beginnenden Prozess berücksichtigt werden dürfen. Behörden schätzen, dass Rajaratnam und eine Geschäftspartnerin etwa 53 Millionen Dollar mit Insidergeschäften verdient haben.

Nach den rund dreijährigen Ermittlungen könnte es Medienberichten zufolge in Kürze zu zahlreichen Anklagen gegen Finanzfirmen und -manager in verschiedenen Teilen der USA kommen. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft in New York und der Bundespolizei FBI näherten sich dem Abschluss, wie auch die Festnahme in Kalifornien zeige. Die Untersuchungen richten sich laut den Berichten gegen eine Reihe von Banken, Investmentunternehmen und andere Finanzmarktakteure.

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