Finanzen kompakt:Goldpreis überspringt 1000-Dollar-Marke

Begehrtes Edelmetall: Der Preis für Gold nimmt eine wichtige Hürde. Außerdem: Die privaten Banken finden sich mit einer Kapitalhilfe für die Sparkasse Köln-Bonn ab - notgedrungen.

Gold ist so teuer, wie seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr. Erstmals seit Februar übersprang der Preis für eine Feinunze Gold wieder die psychologisch wichtige Marke von 1000 Dollar. Das Rekordhoch von 1030,80 Dollar vom März 2008 rückt damit aus Sicht von Experten in Reichweite. "Der Goldpreis ist weiter im Aufwind", urteilte das Bankhaus HSBC Trinkaus.

Gold, Foto: Reuters

Der Goldpreis hat erstmals seit Februar wieder die Marke von 1000 Dollar übersprungen.

(Foto: Foto: Reuters)

In den kommenden Tagen dürfte er sogar das Rekordhoch ins Visier nehmen. Am Dienstag kletterte der Preis für eine Feinunze Gold zeitweise bis auf 1007,10 Dollar. Damit hat sich der Goldpreis seit Ende August um gut 45 Dollar erhöht.

"Die Situation am Goldmarkt bleibt spannend", sagte Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Für den jüngsten Anstieg gebe es zahlreiche Gründe. So wirke die 1000-Dollar-Marke für viele Anleger "wie ein Magnet". Darüber hinaus neige der Dollar zur Schwäche. Dies treibe den Goldpreis generell stark an. Zudem würden am Markt auch Befürchtungen laut, dass die Inflation in den nächsten Jahren steigen könnte, weil die Notenbanken vor dem Hintergrund der Krise nicht mehr so streng und stark auf Inflationsgefahren reagieren könnten. Auch die nach wie vor enorme Liquidität im Markt dürfte die Preise beflügeln.

Weinberg hält den starken Preisanstieg dennoch nicht für gerechtfertigt. Dieser sei verfrüht, weil es an der physischen Nachfrage fehle. Während das Angebot ausreichend sei, bleibe die physische Nachfrage relativ schwach. Zur Vorsicht mahnten auch die Daten zur Positionierung der Großanleger. Die Commerzbank hält den jüngsten Preisschub deshalb nicht für nachhaltig und rechnet mit einer Korrektur - auch wenn sich der Goldpreis zunächst auf dem nun erreichten Niveau halten könnte.

Im vierten Quartal dürfte darüber hinaus die physische Nachfrage nach Gold anziehen, sagte Weinberg. Bereits im September stehen im wichtigen Käuferland Indien Feiertage an, die traditionell auch mit Goldgeschenken begangen werden. Im bisherigen Jahresverlauf seien die Importe Indiens allerdings gering gewesen. Die Inder seien bei Goldkäufen sehr preisbewusst. Darüber hinaus dämpfe auch die Krise die Nachfrage.

Privatbanken beenden Stänker-Attacken gegen Sparkasse Köln-Bonn

Das Wehklagen war groß: Weil die Sparkasse Köln-Bonn Kapitalhilfen in Höhe von 650 Millionen Euro erhalten hatte, stänkerte die private Konkurrenz im Dezember 2008 bei der EU. Unklar sei, ob die "Konditionen der Kapitalzufuhren den aktuellen Leitlinien des Beihilferechts" entsprechen - so begründete der Bundesverband deutscher Banken (BdB) damals den Hilferuf nach Brüssel.

Hintergrund: Die privaten Banken fühlen sich im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Sparkassen benachteiligt, weil diese nicht zwingend Gewinne erwirtschaften müssen - im Gegensatz zur privaten Konkurrenz, deren Aktionäre auf hohe Renditen pochen.

Neun Monate später hat der Bankenverband noch einen Brief nach Brüssel geschrieben, berichtet die Financial Times Deutschland. Darin heißt es, die "damaligen Bedenken" im Fall Köln/Bonn seien ausgeräumt. Grund für die überraschende Rolle rückwärts ist offenbar das mächtigste BdB-Mitglied, die Deutsche Bank. Denn Deutschlands führende Privatbank hatte im Auftrag der Sparkasse Köln-Bonn bereits Anfang Dezember die Kapitalhilfen untersucht - mit dem Ergebnis, dass die Sparkasse das Geld so verzinst habe, wie es die Deutsche Bank empfohlen habe.

Damals hatten die Städte Köln und Bonn ihre stillen Einlagen bei der Sparkasse um insgesamt 350 Millionen Euro erhöht. Zudem zeichnete der Rheinische Sparkassenverband 300 Millionen Euro an Genussscheinen, damit das Geldinstitut seine Eigenkapitalquote erhöhen konnte.

WestLB-Chef erwägt Kapitalerhöhungen

Der kommissarische WestLB-Chef Dietrich Voigtländer hat im Zusammenhang mit dem Umbau der Landesbank erstmals die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung ins Gespräch gebracht. Das Geld könne nötig werden, um die geplante Bad-Bank-Lösung zur Ausgliederung nicht-strategischer Aktiva mit ausreichend Kapital zu unterlegen, sagte Voigtländer dem Handelsblatt. Sollte das Kapitalpolster aus der Kernbank kommen und je nachdem, wie hoch das Kapital für die Abwicklungsanstalt dann ausfalle, "könnte sich noch Kapitalbedarf ergeben."

Voigtländer zeigte sich optimistisch für eine Einigung mit den Eigentümern, machte sich aber auch auf Kritik gefasst. "Mein Auftrag beschränkt sich leider nicht darauf, für freudige Gesichter zu sorgen", sagte Voigtländer.

Die WestLB will als erste Bank in Deutschland von den gesetzlichen Möglichkeiten zur Ausgliederung von Papieren in eine Bad Bank Gebrauch machen. Ein Antrag beim Bankenrettungsfonds Soffin ist bereits gestellt. Dem Vernehmen nach laufen intensive Gespräche dazu. Die WestLB will sich von Papieren im Umfang von rund 80 Milliarden Euro trennen, die nicht mehr zur Neuausrichtung passen. Die WestLB-Eigentümer haben die marode Landesbank bereits mit milliardenschweren Garantien gestützt. Die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, die die Mehrheit an der WestLB AG besitzen, lehnten in der Vergangenheit eine weitere Belastung ab.

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